Besetzer sind am Dienstag in ein Haus an der Bruchstrasse in Luzern eingedrungen. Sie wollen damit ein Zeichen gegen die Spekulation mit Wohnraum setzen, wie sie mitteilen.
Das Haus stehe seit zweieinhalb Jahren leer. Für die Besetzerinnen ist das ein Symbol für «den Reichtum derer, die bereits mehr als genug haben, während Mieterinnen durch immer höhere Mieten und Wohungsknappheit aus der Stadt verdrängt werden», wie sie in einer Medienmitteilung schreiben.
Haus gehört einem der Sika-Erben
Den Menschen, die im Haus an der Bruchstrasse wohnten, sei gekündigt worden, weil die Liegenschaft totalsaniert werden sollte. «Saniert wurde es nie, dafür zweimal weiterverkauft», schreiben die Besetzer. Zuletzt an eine Firma, deren Präsident zu einer der 60 reichsten Familien in der Schweiz gehöre.
Dabei handelt es sich um den Erben einer der grossen Unternehmerfamilien des Landes. 104 Jahre lang lenkte diese die Geschicke der Zuger Firma Sika (zentralplus berichtete). Der «Blick» bezeichnete den Mann einst als «die schillerndste Figur des Clans».
Sanierungsprojekt ist längst passé
Gemäss der Website eines Architektenbüros ist an der Adresse eine «umfassende Kernsanierung der Liegenschaft mit sechs Wohnungen und Liftanbau im Innenhof» vorgesehen. Auf Nachfrage zeigt sich jedoch: Die Firma hat seit Jahren nichts mehr mit der Liegenschaft zu tun. Der vorvormalige Besitzer hatte sie mit der Renovation des Hauses beauftragt. Wie ein Architekt des Büros sagt, waren die Wohnungen in «desolatem Zustand». Nur wenige Monate darauf verkaufte der Besitzer die Liegenschaft allerdings – und der Auftrag «löste sich in Luft auf», wie es der Architekt formuliert.
Ob für eine neue Sanierung eine Bewilligung vorliegt und warum noch nicht gebaut wurde, ist derzeit nicht bekannt. Die Antwort auf eine entsprechende Medienanfrage bei der Stadt Luzern steht noch aus.
Besetzung an der Bruchstrasse soll ein «offenes Haus» werden
Mit der Besetzung wollen die Aktivisten ein Zeichen gegen die «Spekulation mit Häusern und Lebensräumen auf Kosten der breiten Bevölkerung», setzen. Die Besetzerinnen wollen die Liegenschaft zu einem «offenen Ort im Zentrum von Luzern» werden lassen. «Ein Haus, um sich zu begegnen, auszutauschen, zusammenzuschliessen, zu organisieren, neue Projekte zu planen, gemeinsam aktiv zu werden. Es soll zu einem Haus mit offenen Türen werden», schreiben sie.
Luzerner Polizei trifft Abklärungen
Ob der Besitzer rechtlich dagegen vorgehen wird? Eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs konnte bisher zeitlich noch gar nicht eingereicht werden, weil die Besetzung an der Bruchstrasse erst wenige Stunden dauert. Aber: «Die Luzerner Polizei ist über die Besetzung informiert und trifft nun entsprechende Abklärungen», bestätigt Simon Kopp, Sprecher der Luzerner Staatsanwaltschaft, auf Anfrage von zentralplus.
In den letzten Jahren sind in Luzern immer wieder Häuser und Grundstücke besetzt worden. Die Besetzung Gundula in der Obergrundstrasse hat die Luzerner Politik über Jahre beschäftigt (zentralplus berichtete). Aktuell ist ein Grundstück im Hinterschlund besetzt (zentralplus berichtete).
- Medienmitteilung der Besetzerinnen
- Firmeneintrag bei Moneyhouse
- Artikel im «Blick»
- Anfrage an die Stadt Luzern (ausstehend)
- Telefonat mit dem Architekturbüro, dass ursprünglich die Sanierung plante
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Anna, 21.06.2022, 16:59 Uhr Bitte Bitte Bitte fangt endlich an zu gendern, es ist so verdammt unangenehm zu lesen, wie konsequent zentralplus immer noch hinterherhinkt.
Aktivist*innen, Besetzer_innen, Aktivist:innen, Besetzende – it ain’t rocket science!👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎2Daumen runterOli Kunz, 21.06.2022, 18:43 Uhr Und als nächstes soll dann auch jeder dritte Satz in englisch stehen, weil es cool ist oder mit Flüchen unterlegt sein wie bei Ihnen, weil es damit ach so dramatisch klingt? Es gibt noch andere Leser hier als Aktivistinnen, denen eine gepflegte, lesbare und verständliche Sprache wichtig ist. Mit Ihrem Gestammel oben haben Sie ja exakt bewiesen, dass das gendern alles andere ist.
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martin62, 21.06.2022, 14:58 Uhr mich freuts. als langjähriger bewohner des bruchquartiers habe ich die massiv steigenden mietpreise im bruchquartier an eigener haut erfahren und unterstütze die anliegen dieser menschen. hoffe sie können etwas bleiben. viel erfolg
👍4Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎6Daumen runterSub Kultur, 21.06.2022, 12:37 Uhr Genau, der linke Pöbel bestimmt neustens in Luzern, wie Privatbesitz genutzt werden soll. In Luzern möglich!
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Paul, 21.06.2022, 11:56 Uhr Schön! Da läuft etwas in luzern. Tolle aktion.
Zwei jahre leehrstand?! Dass muss mann sich leisten können!👍1Gefällt mir👏2Applaus🤔1Nachdenklich👎6Daumen runterMichel von der Schwand, 21.06.2022, 15:16 Uhr Der Besitzer kann sich sowas leisten. Und jetzt? In schöner DDR-Manier enteignen, oder was?
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partnerds in crime, 21.06.2022, 09:26 Uhr Die Basileafizierung schreitet in Luzern ungehindert voran.
Nach den äusserst prosperierenden Projekten Familie Eichwäldli, Gundula, abgefackelte Fahrzeuge an der Villenstrasse, Räzel, Lotte u.v.m., haben einschlägige Personenkreise, angeführt durch die Besten der Guten, so richtig resolut Blut geleckt!👍6Gefällt mir👏1Applaus🤔2Nachdenklich👎3Daumen runter