Spekulationen über Nachlassstundung

Stahlgigant Swiss Steel dementiert Untergangsgerüchte

Swiss Steel kämpft mit hohen Energie- und Rohstoffkosten. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Dem Stahlgiganten Swiss Steel mit Sitz in Emmenbrücke drohe der Untergang, spekuliert das Onlineportal «Inside Paradeplatz». zentralplus hat nachgefragt, was es mit den Gerüchten auf sich hat.

Swiss Steel geht es nicht gut. Das steht fest. Zuerst die Pandemie und dann der Ukraine-Krieg mit seinen weitreichenden Folgen für die europäische Wirtschaft, setzen dem Internationalen Grosskonzern mit Hauptsitz in Emmenbrücke stark zu. Strom und Rohstoffe sind teuer und die Aufträge gehen zurück. (zentralplus berichtete). 2022 machte der Stahlproduzent neun Millionen Franken Gewinn. Die Nettoverschuldung wuchs auf über 800 Millionen Franken an.

Im Sommer vergangenen Jahres musste das Unternehmen gar zurückrudern und seine Prognose von Anfang Jahr revidieren. Damals hoffte die Firma noch auf eine Erholung des Marktes und eine Verbesserung der Umstände, diese blieb jedoch aus. Das sorgte auch für Unsicherheiten bei den Aktionären. Zwischenzeitlich brach der Aktienkurs regelrecht ein.

Nun soll der international tätige Stahlgigant mit über 10'000 Mitarbeitern endgültig vor dem Untergang stehen. Das Portal «Inside Paradeplatz» schrieb kürzlich, unter Berufung auf einen Insider, dass Peter Spuhler, der mit seiner «PCS Holding» einen guten Fünftel der Aktien von Swiss Steel hält, kein Frischgeld mehr in die Firma einschiessen wolle. Zusammen mit den ohnehin schwierigen Umständen und keiner Rettung einer der anderen beiden Grossaktionäre von Swiss Steel in Sicht – dies sind die Big Point Holding AG des Schweizer Unternehmers Martin Haefner und der russische Investor Viktor Vekselberg – drohe Swiss Steel nun die Nachlassstundung. So schreibt es zumindest «Inside Paradeplatz».

Swiss Steel weist alle Gerüchte zurück

Dies sei allerdings Quatsch, heisst bei Swiss Steel auf Anfrage von zentralplus. Es soll sich dabei um Gerüchte handeln, von denen sich das Unternehmen distanziert, sagt Mediensprecherin Anina Berger. Zu den Plänen von Peter Spuhler könne das Unternehmen keine Antworten geben. Dass der Firma die Nachlassstundung drohe, stimme jedoch nicht. Auch habe Swiss Steel keine Grosskunden verloren und sei etwa dadurch in Bredouille geraten, noch stehe ein Stellenabbau im Raum.

Peter Spuhler schweigt derweil über seine Pläne bei Swiss Steel.

Klar ist dennoch: Die Situation ist unbequem für den Stahlproduzenten. Im vergangenen Jahr spekulierten Medien schweizweit immer wieder darüber, wie wackelig der Stand des Grosskonzerns ist. Und auch die Politik schaltete sich ein. Im Nationalrat gingen gleich zwei Vorstösse von links und rechts ein, mit der Aufforderung, der Bund solle dem Schweizer Stahlproduzenten unter die Arme greifen. Wenn nicht direkt, so zumindest mit dem vorübergehenden Erlass des Netzzuschlags etwa. Die Vorstösse führten aber zu keiner Reaktion des Bundes.

«Vorgenommene Investitionen stimmen optimistisch.»

Ramona Gut-Rogger, Gemeindepräsidentin Emmen

Was vielfach für Fragezeichen sorgte, waren etwa die Pläne von Swiss Steel, Produktionsstätten in Frankreich zu verkaufen. «Inside Paradeplatz» sah darin gar ein Notverkauf. Darauf angesprochen, dementiert Berger ebenfalls. Es gehe darum, «sich stärker auf die Kernkompetenzen zu konzentrieren und die Gruppe weiter zu stabilisieren», heisst es in einer Medienmitteilung zum Verkauf im Dezember. Es ist ein Satz, der in etwa so auch in einer früheren Medienmitteilung vorkam. Damals zur Veräusserung von Vertriebseinheiten in Osteuropa.

«Verfolgen Geschäftsgang genau»

Dass Swiss Steel nun zumindest vorserst keine Nachlassstundung droht oder gar Arbeitsplätze streichen muss, freut nicht zuletzt auch Ramona Gut-Rogger, Gemeindepräsidentin von Emmen, wo Swiss Steel seinen Hauptsitz hat. «Kaum eine Emmer Familie hat keine Verbindung zu diesem Unternehmen. Mit den zahlreichen Arbeitsplätzen stellt sie denn auch heute noch ein wichtiger Arbeitgeber für zahlreiche Fach- und Arbeitskräfte aus Emmen und der Region dar. Aus diesem Grund wird der Geschäftsgang seit jeher aktiv mitverfolgt», sagt sie auf die Frage, wie sie mit den Gerüchten umgeht.

Swiss Steel habe einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen für die Gemeinde Emmen wie auch für die gesamte Region. Die Existenz zahlreicher Arbeitnehmer hänge mit dem Geschäftsgang des Unternehmens zusammen. Die in den letzten Jahren vorgenommenen Investitionen am Standort Emmen stimmten Gut-Rogger aber optimistisch, was den Erhalt des Standortes Emmen anbelangen.

Swiss Steel selbst gibt keine Prognosen ab. Die Arbeiten zur Umsetzung der Unternehmensstrategie, welche Besserung bringen soll, würden planmässig verlaufen. Genaueres könne allerdings erst gesagt werden, wenn das Jahresergebnis für 2023 fest steht. Unklar bleibt derweil, wie sich die geopolitische Lage auf den Markt und Wirtschaft auswirkt. Ob sich Swiss Steel definitiv wieder fangen kann oder doch noch zu Massnahmen greifen muss, wird sich daher noch zeigen.

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5 Kommentare
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    James' Meinung, 11.01.2024, 15:17 Uhr

    Natürlich…man muss die Auftraggeber, Banken und nicht zuletzt die Mitarbeiter bei Laune halten. Nichts darf durchsickern…der Rubel muss möglichst fliessen und in einem Monat (maximal 2) heisst es, dass der «Untergang» unumgänglich, inkl. Ganzes Geplänkel, war. Als Auftraggeber würde ich die Zahlungen einstellen, als Bank die Kreditlimiten anpassen und als Mitarbeiter: Das Weite suchen.

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  • Profilfoto von Franz
    Franz, 11.01.2024, 15:02 Uhr

    Die politisch gewollte Vergrünung der Industrie hat natürlich einen Preis, den die Unternehmen nicht zahlen können. Im Saarland wird gerade der Umbau der Stahlindustrie auf «grünen» Wasserstoff (der noch gar nicht verfügbar ist) mit 2,6 Mrd. € subventioniert. Und da die Schweiz bezüglich CO2-Neutralität auf dem gleichen Dampfer unterwegs ist wie DE… Also entweder (massiv) Fördergelder oder Lichterlöschen.

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    Swiss Steeler, 11.01.2024, 14:12 Uhr

    Unter den gegebenen Umständen ist es mir schon lange rätselhaft, wie an diesem Standort mit Stahl, Geld verdient werden kann. Eventuell sind das auch nicht die Kernkompetenzen von Swiss-Steel. Immerhin gibt es eine riesiges Firmenareal, welches vergoldet werden kann.

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    Kasimir Pfyffer, 11.01.2024, 12:50 Uhr

    «Die Gerüchte über unseren Tod sind stark übertrieben» – Swiss Steel, in Anlehnung an Oscar Wilde. Egal, in diesem Zusammenhang nähme mich wunder, was den die Kernkompetenzen sind, auf die man sich konzentrieren will. Stahl herstellen (zum Beispiel in Frankreich oder Osteuropa) ist es offensichtlich nicht. Hmm, was wohl? Blumentöpfe? Vegane Menüs? Dachkännelreinigung?

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    • Profilfoto von Sapperlotta
      Sapperlotta, 11.01.2024, 22:22 Uhr

      Das Zitat stammt von Mark Twain, nicht von Oscar Wilde, passt aber gut.

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