Riesen-Überbauung muss möglichst autofrei werden
An der Grenze zur Luzerner Allmend entsteht eine komplett neue Siedlung mit Wohnungen, Büroflächen und einem Hotel. Weil dort im Krienser Schlund dem Verkehr aber der Kollaps droht, müssen beim Projekt die Anzahl Autoparkplätze reduziert werden.
Die Firma Mobimo macht vorwärts mit der Überbauung Mattenhof in Kriens. Dort im Krienser Schlund, zwischen Nidfeldstrasse und der Luzerner Allmend, entsteht bis Mitte 2018 für 250 Millionen Franken eine Grossüberbauung. Geplant sind Wohnungen und Büros samt Hotel und zwei Hochhäusern. Baustart für die erste Etappe ist voraussichtlich noch Ende Jahr. Bereits jetzt liegt das Baugesuch für die Aufstockung des gleich nebenan gelegenen Parkhauses Sternmann auf (siehe Box).
Mehr Bewohner = mehr Verkehr
Die geplante Überbauung wird aber nicht nur neues Leben auf das brachliegende Areal direkt bei der Zentralbahn-Haltestelle Kriens-Mattenhof bringen. Sondern auch zusätzlichen Autoverkehr. Dabei stehen Autos und Busse in diesem Gebiet zu Stosszeiten schon heute oft und lang im Stau. Deshalb hat die Gemeinde Kriens die Investorin Mobimo zur Erarbeitung eines Mobilitätskonzepts aufgefordert. Darin muss aufgezeigt werden, wie der zusätzlich generierte Verkehr geschluckt werden kann und wie viele neue Fahrten durch die Überbauung generiert werden. Und das ist nicht ganz einfach.
Grosskreisel ist bald überlastet
Die Erschliessung des Gebietes per Auto ist grundsätzlich ideal, da es zur Autobahnausfahrt Luzern-Horw nur 1,5 Kilometer weit ist. Aber: In diesem Gebiet, auch Luzern Süd genannt, wird in den nächsten Jahren extrem viel Neues entstehen. Bis zu 15’000 neue Wohn- und Arbeitsplätze sollen realisiert werden. Allein die soeben gestarteten Arbeiten an der Überbauung Schweighofpark, die gleich neben dem Mattenhof liegt, schafft ab 2016 etwa 1’500 neue Arbeitsplätze und bis zu 600 neue Mietwohnungen. «Modellprognosen zeigen deshalb auf, dass der Kreisel Mattenhof ab 2020 in Spitzenzeiten überlastet sein wird», steht im Gutachten, das zentral+ vorliegt. Es müsse deshalb davon ausgegangen werden, dass sich die Erreichbarkeit des Mattenhofareals per Auto noch mehr verschlechtern werde. Aus diesem Grund zeigt Mobimo im Mobilitätskonzept auf, wie dieses Problem gelöst werden soll. Wichtigstes Ziel: Die Nutzer und Bewohner sollen aufs Auto verzichten. Dies dank besserer Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr (ÖV). Die Förderung autoloser Haushalte ist entsprechend auch ein wichtiger Teil des vorgesehenen Mobimo-Massnahmenpakets.
1’212 Veloparkplätze plus Velovermietung
Das bestehende Parkhaus soll um zwei Geschosse erweitert werden. Die Anzahl Parkplätze erhöht sich dadurch von heute 455 auf neu 612. Laut Mobimo-Projektleiterin Claudia Siegle kostet die Aufstockung 9,4 Millionen, weil auch gleich das ganze Parkhaus erneuert wird. Es erhält eine neue Fassade, einen neuen Blendschutz, ein neues Entwässerungssystem, eine neue Umgebung, etc.
Benötigt werden die 157 neuen Parkplätze für die Mieter und Nutzer der neuen Überbauung auf den benachbarten Baufeldern Sternmatt und Mattenhof. «Durch die Aufstockung des Parkhauses müssen wir in den Neubauten nur ein statt zwei Untergeschosse für Autos bauen», erklärt Siegle. Der genaue Baustart steht noch nicht fest. Möglich wäre, dass damit Ende Jahr begonnen wird. Die Arbeiten würden rund ein Jahr lang dauern. Die bisherigen Mieter – fast alle sind Nutzer der bestehenden Mobimo-Liegenschaft im Mattenhof – können während der Aufstockung das Parkhaus weiterhin nutzen.
Parkplätze doppelt belegen
Um die Mieter der neuen Überbauungen im Schlund zusätzlich für ein autofreies Leben begeistern zu können, soll beim Bahnhof Kriens-Mattenhof auch ein zusätzlicher Mobility-Standort eröffnet werden. Dies als Ergänzung zu zwei in der Nähe bereits vorhandenen Mobility-Parkplätzen. Unter dem Strich werden so für das Mattenhofareal total um die 20 Prozent weniger Autoparkplätze nötig, neu noch 430. Abzüglich der 157, die im Parkhaus Sternmatt entstehen. Ursprünglich waren gemäss altem Gestaltungsplan 700 neue Parkplätze geplant. Laut Claudia Siegle werden die künftigen Nutzer der Grossüberbauung auf das reduzierte Parkplatzangebot aufmerksam gemacht. Deshalb sei der Mattenhof speziell für Nutzer mit erhöhtem Parkplatzangebot ungeeignet. Geprüft werde auch, Parkfelder doppelt zu nutzen. Etwa durch Wohnungsmieter während der Nacht und durch Büromieter tagsdurch. «Die Zeit ist reif für solche Konzepte», ist Claudia Siegle überzeugt.
Gemeinderat ist erfreut
Für den Krienser Gemeinderat Cyrill Wiget führt an der Förderung von autoarmem Wohnen und Arbeiten kein Weg vorbei. Denn ansonsten drohe dem Strassennetz nicht nur im Krienser Schlund der Kollaps. «Wir begrüssen die Anstrengungen von Mobimo im Mattenhof sehr», sagt Wiget denn auch. Bei neuen Siedlungen künftig vermehrt auf autoarme Nutzung zu setzen, entspreche auch dem Leitbild der Gemeinde.
Fassadenansichten des Parkhaus-Aufbaus finden Sie hier in unserer Slideshow:
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