Schweizer Produkt ersetzt China-Import

Lagerfeuer statt Raumschiff: Luzerner Kapselhotel rüstet um

Peter Schiffhauer, CEO Capsule Hotel, sitzt vor einer der Kapseln.

Corona hat den Tourismus in die Krise gestürzt. Während viele Luzerner Prestigehotels um ihre internationalen Gäste fürchten, schwimmt das Luzerner Kapselhotel am Hirschengraben gegen den Strom. Dieses hat soeben neue Schweizer Kapseln gebaut und installiert. Und eröffnet bald ein Megahotel am Flughafen Zürich.

Aus der ganzen Schweiz waren sie angereist, um einmal Probe zu liegen. Vor knapp 2,5 Jahren eröffnete Mitten in Luzern das erste Kapselhotel der Schweiz (zentralplus berichtete). Die frisch gegründete Firma Capsule Hotel brachte etwas an den Hirschengraben, was man damals nur aus Japan kannte. Doch schnell sorgte eine fehlende Bewilligung für den ersten Dämpfer (zentralplus berichtete).

Nicht nur das: «Nach nur zwei Wochen gingen die ersten Kapseln aus China kaputt», sagt Peter Schiffhauer heute mit gequältem und zugleich amüsierten Gesichtsausdruck. Denn nun sind die China-Kapseln weg. Der CEO des Capsule Hotel hat mit seinem Team in den letzten Tage neue Kapseln eingebaut – Schweizer Kapseln.

Sie wurden hierzulande entwickelt und hergestellt, in der für Fassadenbau bekannten Schaffhauser Firma Liechtblick. Morgen Freitag schlafen die ersten Gäste darin. Eine grosse Investition nach einem Jahr, welches die ganze Tourismusbranche in eine tiefe Krise gestürzt hat. Wie geht das?

Länger, besser belüftet und Bettwanzen-«verträglich»

«Wir haben realisiert, dass wir für ein westliches Publikum bessere Qualität haben müssen», begründet Schiffhauer. Nicht nur, was den Produktionsort angeht, sondern auch in Bezug auf das Material. Neu sind die Kapseln aus Aluminium: «Sie schützen besser vor Lärm, es wird nicht mehr so heiss da drinnen und die Luftzufuhr ist deutlich besser.» Erstmals kann ein Gast die Kapsel jetzt auch von Aussen schliessen.

Mitgründer Johannes Imholz kann nun sogar die Luftqualität oder Temperatur in der Kapsel kontrollieren. (Bild: ala)

Zudem sind die Kapseln etwas länger. Und: «Sollten wir einmal Bettwanzen haben – das war bis heute zum Glück noch nie der Fall – hätten wir die aus dem Holz nicht rausgekriegt.» Was auf den ersten Blick aber vor allem auffällt, ist das Design. Statt den futuristischen Kapseln im Weltall-Look mit grellem Licht schläft die Besucherin jetzt im Mohnfeld, im Wald oder am Lagerfeuer. Nur in der «Adventure»-Kapsel schwebt der Besucher noch im All.

Da die Kapseln etwas grösser sind, wurde abgespeckt. Ab morgen Freitag stehen den Gästen nur noch 16 anstatt den vorher 19 Kapseln zur Verfügung.

Schweizer Qualität – Schweizer Preis? «Etwas teurer wird die Kapselübernachtung schon», gibt Schiffhauer zu. «Aber wir hatten bereits zuvor dynamische Preise.» Vor der Pandemie waren es im Schnitt 50 Franken, während Corona zwischen 35 und 40 Franken. Eine Übernachtung in den neuen Kapseln kostet nun zwischen 50 und 60 Franken.

Drei-Millionen-Projekt am Flughafen Zürich

Neben den neuen Kapseln in Luzern beschäftigt die Luzerner Firma aber vor allem ein weiteres, viel grösseres Projekt. Im Januar eröffnet Capsule Hotel ihr drittes und grösstes Hotel am Flughafen Zürich im Prime Center 1. Im «Alpine Garden» sind 144 Kapseln – ebenfalls aus Schweizer Produktion — geplant. Hinzu kommt ein Wellnessbereich mit Hotspots und Kneipp-Möglichkeit und eine Coffeelounge mit Snacks.

Die Übernachtung mit Zugang zum Wellness wird voraussichtlich 65 bis 75 Franken kosten. Die Investitionskosten: drei Millionen Franken.

Peter Schiffhauer zeigt die Pläne für das grosse Kapselhotel am Flughafen Zürich. (Bild: ala)

Wie kann sich die Firma Capsule Hotel solche Investitionen in einer der grössten Tourismuskrisen leisten? Schiffhauer lacht: «Das ist wohl eine unserer Spezialitäten. Je mehr Druck da ist, umso aktiver werden wir.» Corona habe den Betrieb zwar auch gedämpft. «Aber wir hatten, abgesehen vom Winter, stets eine Auslastung von 60 bis 70 Prozent. Wir sind definitiv nicht so abgesackt wie andere Hotels.»

Das sind die Kapselhotel-Gäste

Hauptklientel des Luzerner Capsule Hotels sind Alleinreisende zwischen 25 und 40 Jahren. «Mehrheitlich Frauen, eher gut gebildet, die günstig übernachten wollen und ihr Geld dann im Gütsch fürs Essen und andere Erlebnisse ausgeben», lacht CEO Peter Schiffhauer. Vor Corona kam ein Drittel der Gäste aus Asien, ein Drittel aus der Schweiz und das restliche Drittel aus Amerika oder anderen Destinationen. Seit der Pandemie sind es deutlich mehr Schweizer Gäste, die entweder mal etwas Neues ausprobieren wollen, oder aber Stammgäste sind. «Zum Beispiel Dozenten der Hochschule, die im Coworking-Space am Abend noch arbeiten können. Oder Studenten.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Adrian
    Adrian, 22.07.2021, 20:34 Uhr

    top hotel: überaus freundliches und engagiertes team. tolle atmosphäre. viele extras und das alles zum fairen preis. weiter so, capsule hotel team!

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