Parkhaus wird für 12 Millionen vergrössert

Klinik St. Anna Luzern setzt nun doch auf mehr Parkplätze

Die Hirslanden Klinik St. Anna wird in den nächsten Jahren erneuert und erweitert. (Bild: zvg)

Die Hirslandenklinik St. Anna plant einen deutlichen Ausbau ihres Parkhauses. Das war vor wenigen Jahren noch keine Option. Dies auch, weil die Klinik ihre Mitarbeiter dazu motivieren wollte, auf das Auto zu verzichten. Eine Abkehr von diesem Plan sei die geplante Parkplatzaufstockung jedoch nicht.

Für die Klinik St. Anna über dem Vierwaldstättersee ist ein neues Kapitel angebrochen. Innert der nächsten sieben Jahre soll die Klinik umfassend erneuert und erweitert werden. Die Investitionssumme wird rund 100 Millionen Franken betragen.

Ein Teilprojekt ist die Vergrösserung des bestehenden Parkhauses. Für 12 Millionen Franken soll das dreistöckige Parkhaus um zwei Ebenen ergänzt werden. Konkret wird es von 213 auf 313 Plätze erweitert. Dafür werden gleichzeitig 37 oberirdische Parkplätze abgebaut. Netto entstehen also 63 neue Parkplätze (323 total) bei der Klinik (zentralplus berichtete).

Doch weshalb braucht es diesen Ausbau eigentlich? Schliesslich lancierte die Klinik 2017 ein umfassendes Mobilitätskonzept, das die rund 1'200 Mitarbeiterinnen dazu bewegen sollte, ihren Arbeitsweg zu Fuss, mit dem ÖV, mit dem Töff oder dem Velo zu bewältigen. Ausserdem wurden damals für eine Erweiterung des Parkhauses hohe Kosten befürchtet. Was hat sich verändert?

500 Franken pro Mitarbeiterin

Der Ausbau des Parkhauses lässt insofern aufhorchen, als das Mobilitätskonzept in der Vergangenheit als absoluter Erfolg galt. Fuhren 2015 noch fast die Hälfte der Mitarbeiter mit dem Auto zur Arbeit, waren es 2019 nur noch rund ein Viertel. Das Mobilitätskonzept wurde in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverbund Luzern, der Stadt, der VBL und der SBB ausgearbeitet.

Das Konzept sieht vor, dass sich die Klinik mit jährlich bis zu 500 Franken pro Mitarbeiter an deren Pendlerkosten beteiligt. Die Mitarbeiter können dabei zwischen verschiedenen Mobilitätsoptionen wählen. Wer beispielsweise den Zug und oder Bus nutzt, erhält Rail-Checks im Wert von 500 Franken.

Wer zu Fuss, mit dem Velo oder Töff anreist, wird mit Gutscheinen im selben Wert für ein lokales Velo-, Motorrad- oder Sportbekleidungsgeschäft belohnt. Zudem besteht auch eine Mix-Option für Leute, die sowohl mit dem ÖV als auch mit Töff/Velo/zu Fuss kommen. Wer ausserhalb der Passepartout-Zone 10 wohnt, darf mit dem Auto anreisen und hat Anspruch auf einen vergünstigten Parkplatz in der Nähe der Klinik.

Erfolg ist ungebrochen

Am Erfolg dieses Anreizsystems habe sich seither wenig verändert, sagt Lukas Hadorn, Leiter der Klinikkommunikation, auf Anfrage. «2021 haben knapp 1'100 der rund 1'200 teilnahmeberechtigten Mitarbeitenden an der Mobilitätswahl teilgenommen.»

«Das Mobilitätskonzept der Klinik St. Anna ist seit 2017 ein grosser Erfolg. Es geniesst bei unseren Mitarbeitenden eine sehr hohe Akzeptanz.»

Lukas Hadorn, Leiter Klinikkommunikation

Der Modalsplit sehe im Vergleich zu den Vorjahren praktisch unverändert erfreulich aus: Mehr als drei Viertel der Angestellten kommen mit dem ÖV und/oder per Langsamverkehr in die Klinik (76 Prozent), nur knapp ein Viertel kommt mit dem Auto (24 Prozent). Zum Vergleich: Im Kanton Luzern nutzen laut den aktuellsten Zahlen des Bundesamtes für Verkehr rund 56 Prozent aller Pendler das private Motorfahrzeug.

«Das Mobilitätskonzept der Klinik St. Anna ist seit 2017 ein grosser Erfolg. Es geniesst bei unseren Mitarbeitenden eine sehr hohe Akzeptanz», sagt Hadorn weiter. Der Ausbau des Parkhauses sei denn auch nicht als Abkehr vom Konzept zu verstehen, stellt er klar. «Wir haben weder einen Anlass noch Pläne, unsere Bemühungen um eine nachhaltige Mitarbeitermobilität zu reduzieren.»

Immer mehr werden ambulant betreut

Die geplante Parkhauserweiterung sei nicht wegen der Mitarbeiterinnen, sondern aus mehreren anderen Gründen notwendig. Zum einen sollen im Rahmen des eingangs erwähnten Bauprojekts bis 2027 rund 60 Parkplätze wegfallen, vor allem im Bereich des heutigen Innenhofs der Klinik.

«Dass wir für unsere Patientinnen und Patienten sowie Besucherinnen und Besucher ausreichend Parkplätze zur Verfügung stellen, erscheint uns auch hinsichtlich der fortschreitenden Ambulantisierung im Gesundheitswesen notwendig», erklärt Hadorn. Er verweist dabei auch auf die demografische Entwicklung im Kanton Luzern. Bis 2050 rechnet Lustat Statistik Luzern mit einer Zunahme der ständigen Wohnbevölkerung um knapp 18 Prozent, wobei das Wachstum in der Altersgruppe der Senioren (ab 65 Jahre) überproportional hoch sein soll.

Mehr Platz für E-Mobilität

Das Mobilitätskonzept der Klinik wurde seinerzeit auch mit Blick auf dessen Umweltverträglichkeit entwickelt. Der Ausbau des Parkhauses berücksichtige diesen Aspekt ebenfalls. «Als unterirdische Lösung würde die Erweiterung des bestehenden Parkhauses keine weiteren Kultur- oder Naturflächen beanspruchen», sagt Hadorn. «Ausserdem hätten wir damit auch mehr Platz für den Ausbau der Infrastruktur im Bereich der E-Mobilität, etwa für Parkplätze mit Ladestationen sowie für Abstellflächen für den elektrischen Zweiradverkehr.»

Die zusätzliche Fläche im Parkhaus sei letztlich nur eine Massnahme, mit der die Klinik den erwähnten Entwicklungen begegnet, beteuert Hadorn. «Im Austausch mit den SBB und dem Verkehrsverbund Luzern setzen wir uns seit Jahren aktiv dafür ein, die öffentlichen Busverbindungen zur Klinik St. Anna zu optimieren. Aktuell geht es dabei unter anderem um die Prüfung von Gelenkbussen auf der Linie 14 sowie um potenzielle Linienoptimierungen bei den Verbindungen aus dem Rontal.»

Die Klinik plant, 2022 mit den Bauarbeiten im Parkhaus zu beginnen und diese bis ins darauffolgende Jahr abzuschliessen. Das Baugesuch wurde bereits öffentlich aufgelegt. Ob Einsprachen gegen das Bauvorhaben eingegangen sind, kann die Klinik aktuell noch nicht beantworten. Man erwartet in den nächsten Tagen die Rückmeldung der Behörden.

Sistierung sorgte für Unmut

Mit dem Mobilitätsmanagement ihrer Mitarbeiter ist die Klinik St. Anna zwar ein Vorzeigeunternehmen, alleine ist sie damit jedoch nicht. 2015 führte beispielsweise auch das Kantonsspital Luzern (Luks) ein solches Programm für seine Mitarbeiterinnen ein. 2018 wurde das sogenannte Job-Abo sistiert, was für einigen Unmut sorgte und der Spitalleitung auch einen Rüffel durch den Luzerner Regierungsrat eintrug.

In der Folge wurde das Job-Abo per 2020 wieder eingeführt. Das Luks beteiligt sich nunmehr wieder mit bis zu 400 Franken an den ÖV-Abos seiner Mitarbeiterinnen (zentralplus berichtete).

Stadt und Kanton wollen mehr davon

Tatsache ist, dass sich die Stadt schon seit längerem mehr solche Initiativen von Luzerner Unternehmen wünscht. In der Mobilitätsstrategie der Stadt Luzern ist als Planungsgrundsatz festgehalten, dass bei grösseren Verkehrserzeugern ein Mobilitätsmanagement verlangt wird. Zuletzt wurde dies bei der Präsentation der neuen Klima- und Energiestrategie unterstrichen.

Im Sinne eines «Vorbilds für ein nachhaltiges Mobilitätsverhalten» wird derzeit für die Mitarbeiter der Stadtverwaltung ein solches Anreizsystem aufgebaut. Dasselbe könnte bald auch für den Kanton gelten. In seinem Entwurf für eine kantonale Mobilitätsstrategie zieht der Luzerner Regierungsrat ebenfalls ein Mobilitätsmanagement für die Verwaltungsangestellten in Betracht. Die Vernehmlassung für das Projekt ‹Zukunft Mobilität im Kanton Luzern› dauert noch bis am 11. März 2022 (zentralplus berichtete).

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