Bundesrat am Tourismusforum Luzern

Guy Parmelin: «Den Tourismus neu zu denken, ist unsere einzige Wahl»

Für Bundesrat Guy Parmelin ist klar, dass sich die Tourismusbranche bewegen muss. (Bild: Screenshot World Tourism Forum)

Der Tourismus müsse auch in der Schweiz über die Bücher und die Krise als Chance genutzt werden. Das sagte Bundesrat Guy Parmelin am Tourismusforum Luzern klar und deutlich. Helfen könnten dabei Start-Ups aus der ganzen Welt. Ziel: Die lokalen Bevölkerungen sollen mehr profitieren können.

Der Tourismus macht weltweit die wohl grösste Krise aller Zeiten durch. Corona hat den internationalen und insbesondere den interkontinentalen Reiseverkehr mehr oder weniger zum Erliegen gebracht. Als Hochburg des Fremdenverkehrs ist Luzern ins Auge des Sturms geraten.

Der Tourismus wie wir ihn am Vierwaldstättersee kennen, war für viele Kreise bislang quasi sakrosankt und hat der Stadt- und Wirtschaftsentwicklung in den vergangenen Jahrzehnten ihren Stempel aufgedrückt (zentralplus berichtete). Doch die Pandemie hat aufgezeigt, dass vielleicht neue Lösungen, Innovationskraft und Ideen braucht, wer langfristig vom Tourismus leben will.

Die Krise als Chance nutzen

Darüber wurde am Donnerstagabend am jährlich stattfindenden «World Tourism Forum Lucerne» in digitaler Form diskutiert. Die kurze Eröffnungsrede hielt Bundespräsident und Wirtschaftsminister Guy Parmelin. Zu Beginn hielt er fest, dass herausfordernde Zeiten genutzt werden können, um sich auf eine bessere Zukunft vorzubereiten. «Den Tourismus neu zu denken und vorwärtszugehen ist die einzige Wahl, die wir haben.»

Damit nahm der SVP-Magistrat Bezug auf das Motto des Forums, bei welchem Start-Ups aus dem Tourismussektor im Zentrum standen. Denn laut Martin Barth, Präsident und CEO des Forums, seien sie die Triebkräfte, wenn es darum geht, Instrumente zu finden, mit denen der Tourismus besser auf die Werte und Gegebenheiten der Destinationen reagieren und ihnen einen Mehrwert bieten kann.

Mehr auf die Destinationen Rücksicht nehmen

Zum Beispiel, indem der Abfall der Touristinnen gezielt in die Kreislaufwirtschaft gesteckt wird, Matratzen von Hotels nicht mehr gekauft, sondern bei Bedarf zugemietet werden und indem bei der Buchung direkt für ausgewählte Projekte vor Ort gespendet wird. Hier sollen Start-Ups mit intelligenten (digitalen) Lösungen neue Möglichkeiten generieren. All dies im Sinne der Nachhaltigkeit und der Akzeptanz der Einheimischen, für die der Tourismus in den vergangenen Jahren an verschiedenen Orten immer mehr zur Belastung wurde.

Dies können die touristischen Player und Politikerinnen in demokratischen Ländern wie der Schweiz nicht ignorieren. Man denke dabei zum Beispiel an die Airbnb- oder Car-Diskussion in Luzern. Die Frage, wer am Ende des Tages von den hunderttausenden von Gästen profitiert, wird auch hier seit einigen Jahren intensiv diskutiert. «Dank solchen Innovationen kann der Tourismus als Wirtschaftsfaktor widerstandsfähiger werden», ist Martin Barth deshalb überzeugt.

«Müssen alte Gepflogenheiten aufgeben»

«Ich denke, es ist der richtige Zeitpunkt, die Ideen dieser Start-Ups in einem Sektor einfliessen zu lassen, der bis jetzt in verschiedener Hinsicht eher traditionell ausgerichtet war», sagte Bundespräsident Parmelin. Alte Gewohnheiten über Bord zu werfen heisse aber nicht, dass damit auch die Ansprüche an die Qualität und die kundenorientierte Unterbringung verändert werden müssen. Denn diese Aspekte seien gerade jetzt relevanter denn je.

«Die Regierung der Schweiz wird alles tun, um die richtigen Bedingungen dafür zu schaffen, dass die neuen Ideen und Projekte realisiert werden können. Wir wollen das Gerüst mit unserer freien Marktwirtschaft aufrechterhalten, damit Sie die wichtige Garantie haben, dass Ihre Investitionen auch fruchtbar werden», richtete sich Parmelin direkt an die zugeschalteten Jungunternehmerinnen. Deshalb sei er gespannt, zu welchen Ergebnissen die Diskussion und das Nachdenken über den Tourismus der Zukunft führen werden.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 30.04.2021, 10:50 Uhr

    Die Politik neu zu denken wäre eine weitaus bessere Wahl…

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 30.04.2021, 10:33 Uhr

    Nice try. Um die Akzeptanz des Tourismus zu steigern, braucht es keine digitalisierten Matratzenmieten oder kreislaufgewirtschaftete Sandwich-Papierli, sondern vielmehr eine Abkehr vom Massentourismus der Grendel-Connection. Weniger Touristen, die dafür länger in der CH sind und das Land erleben können, statt es zu «machen» – so haben alle etwas davon.

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