2021 soll es endlich vorwärts gehen

Für den Pilatusplatz in Luzern gabs schon vor 90 Jahren Hochhausideen

Soll mehr als 90 Jahren nach den Ideen von Armin Meili am Pilatusplatz in Luzern realisiert werden: Das Projekt «Lu Two». (Bild: zvg)

Die Stadt Luzern hat nach einem jahrelangen Knatsch ein Hochhausprojekt am Pilatusplatz durchgeboxt. Die Idee, auf dem Areal der ehemaligen «Schmette» ein solches Projekt zu realisieren, ist bereits 90 Jahre alt. Dass es bisher nicht geklappt hat, hatte religiöse Gründe.

In der Stadt Luzern wurde im schwierigen Jahr 2020 und nach langen Gezanke endlich klar, welches Haus auf dem Areal des ehemaligen Restaurants «Schmette» gebaut wird und bis wann das Gebäude stehen soll. Die letzten Zweifel scheinen ausgeräumt.

Das Rennen machte die Investorin Senda Immobilien AG zusammen mit Joos & Mathys Architekten aus Zürich mit dem Projekt «Lu Two» (zentraplus berichtete). Rund 35 Meter hoch soll das Gebäude werden, womit es in der Stadt Luzern als Hochhaus gilt.

Und genau mit solchen Projekten tut sich Luzern seit jeher schwer, was grosse Brachen mitten in der Stadt nach sich zieht, die jahrelang nicht bebaut werden können. Zum Beispiel auch beim Bundesplatz (zentralplus berichtete).

Erste Pläne gabs bereits vor 90 Jahren

Doch die Idee, am Pilatusplatz ein Hochhaus zu realisieren, ist nicht eine Erscheinung der heutigen Zeit, sondern kam bereits vor 90 Jahren zum ersten Mal aufs Tapet. Der europaweit bekannte Luzerner Architekt und FDP-Nationalrat Armin Meili schlug schon 1931 vor, auf dem Areal der «Schmette» einen solchen Bau zu errichten. Dies schreibt die Zentralschweizer Architekturzeitschrift «Karton» in ihrer jüngsten Ausgabe.

Demnach gewann Meili damals den Ideenwettbewerb für den Stadtbauplan der Leuchtenstadt. «Darin empfiehlt er für Luzern einige gezielt platzierte Hochhäuser, die volumetrische Akzente im Stadtkörper setzen sollen», heisst es im «Karton». 30 Jahre später habe Meili dann eine konkrete Skizze für den Standort Pilatusplatz präsentiert. Für die Bauherrin Eichhof entwarf er einen «modernistischen Turm, sechzehngeschossig, auf Stützen und mit fliegendem Dach, welcher den Platz räumlich abschliesst.»

Städtebau als Aufgabe der Kirche

Führt man sich dies vor Augen, kommt beim einen oder der anderen sicherlich die Frage auf, ob Armin Meili seiner Zeit voraus war und somit städtebauliche Lösungen aufzeigte, die in der Raumplanung heute allgemein anerkannt sind. Nämlich verdichtetes und platzsparendes Bauen, unter anderem durch eine effizientere Ausnutzung der dritten Dimension. Dies, um dem auch hierzulande anhaltenden Bevölkerungswachstum zu begegnen.

Diese Erklärung lässt Gerold Kunz allerdings nicht gelten. Kunz ist Redaktionsleiter des «Karton». Der Architekt schreibt zudem für den Architektur-Blog bei zentralplus. «Armin Meili hatte bei seinen Ideen nicht die wachsende Bevölkerung im Hinterkopf, sondern wollte der Stadt in der Zwischenkriegszeit ein modernes Gesicht geben. Inspiriert wurde er höchst wahrscheinlich von den Grossstädten in Nordamerika.»

Allerdings seien solche Vorschläge im katholischen Luzern damals auf wenig fruchtbaren Boden gestossen. «Städtebauliche Akzente wollte man hier bis weit ins 20. Jahrhundert hinein nicht mit weltlichen Bauten, sondern mit Kirchen setzen.» So sei beispielsweise die St.-Karli-Kirche 1934, also nur drei Jahre nach Meilis ersten Hochhausideen, realisiert worden. Das Gotteshaus sollte als architektonisches und identitäts- sowie orientierungstiftendes Zentrum des Quartiers dienen.

Die alte Diskussion um das «Stadtbild»

Damals spielte aber auch der Tourismus bereits eine wichtige Rolle bei der Stadtentwicklung. «Die Verantwortlichen erachteten es als wichtig, das existierende Stadtbild zu erhalten. Hochhäuser wären dem international bekannten Postkartenimage abträglich gewesen», erklärt Kunz. Eine Argumentation, die auch 90 Jahre später von Hochhausgegnerinnen immer wieder hervorgebracht wird. Die prominenteste Gruppierung ist wohl der Verein «Stadtbild Luzern», der sich auch gegen das jüngste Projekt am Pilatusplatz wehrt.

Für Gerold Kunz ist aber klar, dass der heutige Widerstand gegen Hochhäuser nicht nur aus optischen Gründen erwächst. «Der Kampf gegen solche Projekte kann auch eine Art Ventil sein, mit welchem man seinen generellen und aufgestauten Unmut gegen eingeschlagene Entwicklungen Luft verschafft.» Dies habe sich neulich auch bei der Diskussion um die Pilatusarena und den dazugehörigen 110-Meter-Wohnturm im Gebiet Luzern Süd in Kriens gezeigt.

Hoch und breit mitten im Wohnquartier: Neben dem Gebäude der Luzerner Polizei an der Zähringerstrasse gibt es heute in Luzern noch weitere Hochhäuser. (Bild: bic)

Luzern und Hochhäuser: Das geht!

Kunz hält aber auch fest, dass es durchaus möglich ist, in Luzern Hochhäuser zu bauen. Auch mitten in der Stadt. Als Beispiel nennt er das Gebäude der Luzerner Polizei im Bruchquartier. «Das könnte damit zusammenhängen, dass die meisten Luzerner im Alltag nicht regelmässig dort vorbeikommen und den Bau optisch folglich nur selten wahrnehmen», so Kunz.

Im Gegensatz zum Bundes- und Pilatusplatz, die sich mit ihren Läden und Beizen als zentrale Verkehrsachsen und Einfallstore zur Innenstadt mitten im Lebensraum der Menschen befinden. Kunz vermutet, dass es aus diesem Grund auch immer wieder kritische Stimmen aus den umliegenden Gemeinden gibt, wenn es um die Überbauung beim Pilatusplatz geht. Insbesondere in Leserbriefen. «Man kommt halt dort vorbei, wenn man in die Stadt fährt», so seine Annahme.

Er thront imposant über der Obergrundstrasse und gehört irgendwie doch zum Stadtbild: Der Wohnturm beim Altersheim Eichhof. (Bild: bic)

Weitere Exempel für hohe Gebäude an den Stadträndern, die bereits vor einigen Jahrzehnten realisiert wurden, sind bekanntlich das Aalto-Hochhaus beim Schönbühl, der Wohnturm beim Altersheim Eichhof und natürlich die beiden Türme bei der Swissporarena.

So oder so: Die Debatte um Hochhäuser scheint so alt zu sein wie die moderne Stadtentwicklung selbst. Und sie wird in den kommenden Jahren wohl noch das eine oder andere Mal geführt werden.

Das Aalto-Hochhaus beim Schönbühl prägt heute das Quartier.
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1 Kommentar
  • Profilfoto von H. Muster
    H. Muster, 05.01.2021, 19:03 Uhr

    Schade um den schönen Pilatusblick, den man dank der Baulücke vom «Anker» her genoss!

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