Krieg in der Ukraine wirkt sich auf die WWZ aus

Etliche Zugerinnen wollen kein Erdgas mehr aus Russland

Finanziert WWZ den russischen Angriffskrieg mit Gasimporten mit? WWZ-CEO Andreas Widmer nimmt Stellung. (Bild: zvg/pixabay)

Der Angriff von Russland auf die Ukraine lässt die Zuger nicht kalt. Auch die WWZ bezieht russisches Gas. CEO Andreas Widmer sagt dir, wie du verhindern kannst, dass damit der Krieg (mit)finanziert wird. Und warum sein Unternehmen nicht sofort aussteigt.

zentralplus: Was bedeutet es für WWZ, dass Russland die Ukraine völkerrechtswidrig angegriffen hat? Welche möglichen Konsequenzen für das Unternehmen werden aktuell diskutiert?
Andreas Widmer:
Leider wurde unsere Hoffnung auf eine diplomatische Lösung mit der Invasion Russlands in die Ukraine zerschlagen. Daher stellen wir uns hinter den heutigen Entscheid des Bundesrates und befürworten, dass die Schweiz die Sanktionen der EU gegen Russland übernommen hat (zentralplus berichtete). Dennoch hoffen wir, dass die Parteien an den Verhandlungstisch zurückkehren und sich die Situation zwischen Russland und der Ukraine so schnell als möglich wieder stabilisiert.

Der Beschaffungsmarkt des Gases ist komplex und wir beschaffen das Gas primär über Anbieter aus dem europäischen Raum. Wir warten die Ergebnisse der jüngsten Entwicklungen erst einmal ab und werden allfällige Konsequenzen zu einem späteren Zeitpunkt definieren.

«Aktuell wäre es sicherlich eine grosse Herausforderung, den Anteil des russischen Gases kurzfristig aus anderen Quellen zu kompensieren.»

zentralplus: Die Grünen regen beim Luzerner Stadtrat ein Handelsverbot mit russischem Gas für EWL an (zentralplus berichtete). Was würde es für Ihr Unternehmen bedeuten, wenn es nicht mehr mit russischem Gas handeln dürfte?
Widmer:
Sie schweizerischen Gasimporte 2020 stammten zu 47 Prozent aus Russland, 24 Prozent aus Norwegen, 19 Prozent aus der EU, 3 Prozent Algerien und 3 Prozent sonstige. Der Anteil des russischen Gases wurde im letzten Jahr teilweise durch Flüssigerdgas aus den USA ersetzt. Daher war der Anteil des Gases aus Russland 2021 und 2022 ohnehin bereits geringer als in den Vorjahren. Aktuell wäre es sicherlich eine grosse Herausforderung, den Anteil des russischen Gases kurzfristig aus anderen Quellen zu kompensieren.

«Wenn ein Kunde auf den Anteil von Gas aus Russland verzichten will, so kann er jederzeit 100 Prozent Biogas beziehen.»

zentralplus: Wie viel russisches Gas hat WWZ im Jahr 2021 ge- und verkauft?
Widmer:
Im Gesamtmix gehen wir von etwas weniger als 47 Prozent aus. In absoluten Zahlen können wir dies nicht ausweisen, da über die einzelnen Ursprungsquellen keine separate Buchführung gemacht wird.

zentralplus: Kann ich als Kundin entscheiden, dass ich von WWZ kein Gas aus Russland beziehen will?
Widmer:
Der physische Transport des Gases erfolgt über die schweizerische Erdgas-Transitleitung zu den Verteil-Leitungen der Erdgasversorger. Eine physische Unterteilung nach Herkunft im Gasnetz ist nicht möglich. Wenn ein Kunde auf den Anteil von Gas aus Russland verzichten will, so kann er bei der WWZ AG jederzeit 100 Prozent Biogas beziehen.

zentralplus: Haben Sie seit dem Beginn der Angriffe bereits Rückmeldungen von Kundinnen bekommen?
Widmer:
Ja, vermehrt wollten einige Kunden in den letzten Tagen auf Erdgas verzichten und informierten sich nach ökologischen Fernwärmelösungen, die in der Region erzeugt werden.

Verwendete Quellen
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