Nicht nur wegen Krieg und Corona

Darum rollt eine Konkurswelle über den Kanton Zug

In der Zentralschweiz gibt es in diesem Jahr viel mehr Konkurse als noch im Jahr zuvor. (Bild: Unsplash/@evanthewise)

In der Wirtschaft jagt derzeit eine Krise die nächste. Die Folge: Immer mehr Unternehmen in der Zentralschweiz gehen Konkurs. Das ist trotzdem keine Hiobsbotschaft.

Zentralschweizer Unternehmen spüren derzeit die Redensart «nach dem Regen in die Traufe» am eigenen Leibe. Mit Mühe, Not und viel staatlicher Unterstützung haben sie sich durch die Corona-Pandemie gekämpft. Dann sind die Lockerungen gekommen und jetzt blicken die Unternehmen trotz Problemen wie Lieferengpässen und dem Fachkräftemangel positiv in die Zukunft (zentralplus berichtete).

Konkurse im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen

Die Wirtschaft erholt sich langsam (zentralplus berichtete). Doch die Erholung geht einher mit einer regelrechten Konkurswelle. Gemäss der Wirtschaftsberatung Dun & Bradstreet sind in den ersten vier Monaten von 2022 15 Prozent mehr Konkurse eröffnet worden als noch im Vorjahr. Seither hat sich die Situation noch mehr akzentuiert. Laut der Wirtschaftsberatung Creditreform liegt derzeit die Anzahl Konkurse 37 Prozent höher als im August 2021. Die weiteren Zukunftsaussichten seien nicht rosig.

Dieses Bild vermittelt auch die Nachfrage beim Zuger Konkursamt. Wie dessen Leiter Andreas Hess auf Anfrage schreibt, sind bis zum heutigen Zeitpunkt 493 Konkurse eröffnet worden. Damit seien in diesem Jahr «bereits gleich viele Konkurse eröffnet worden wie im gesamten Jahr 2021».

Nicht nur der Pleitegeier

Kommt jetzt das grosse Massen-Firmensterben nach Corona? Hess beschwichtigt: Der Löwenanteil dieser Konkurse sei nicht etwa eröffnet worden, weil die Firmen Pleite gegangen seien. Dieser Anteil sei im Vergleich zur Zeit vor Corona nicht gestiegen. Sondern das seien «Auflösungen aufgrund eines Organisationsmangels».

Diese Formen des Konkurses werden angeordnet, wenn einer Firma eines der «vorgeschriebenen Organe» fehlt oder falsch zusammengesetzt wird. Sprich: wenn beispielsweise kein Geschäftsführer oder Verwaltungsrat mehr vorhanden ist.

Gemäss dem Staatssekretariat für Wirtschaft stecke dahinter meist ein simpler administrativer Vorgang. Nicht mehr existierende Unternehmen werden so aus dem Handelsregister gelöscht. Die Zahl der Konkurse wegen Organisationsmängeln ist also wirtschaftlich gesehen nicht weiter relevant.

Anstieg wegen Gesetzesänderung

Dass diese Art der Konkurse in diesem Jahr so stark angestiegen ist, habe mit einer Gesetzesänderung zu tun, so Hess. Denn seit dem 1. Januar 2021 gilt es auch als Organisationsmangel, wenn eine Firma kein Rechtsdomizil hat. Also keine Adresse, an der sie erreicht werden kann. Da die Effekte einer Gesetzesänderung verzögert eintreten, spüren die Konkursämter diesen Anstieg erst jetzt.

Zwar ist auch die Zahl der «normalen» Konkurse – also beispielsweise wegen einer Insolvenz – gegenüber dem Vorjahr leicht angestiegen. Jedoch sei dies nicht weiter erstaunlich, da die finanzielle Unterstützung durch Bund und Kantone während der Pandemie viele Konkurse verhindert habe, so Hess. Diese Unterstützung geht nun aber langsam zur Neige.

Dass die Konkursämter in der Zentralschweiz derzeit so viele Konkurse eröffnen, zeigt nicht das Bild einer Wirtschaft im freien Fall. Sondern die Handelsregister beim Frühlingsputz.

Verwendete Quellen
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