Luzerner Neustadt ohne Strom

Wenn das Licht ausgeht

Strom soweit das Auge reicht. Beim ewl-Werk im Steghof wurde der technische Defekt verursacht, der zum Stromausfall führte. (Bild: tob)

Ein technischer Defekt legte am vergangenen Sonntag die halbe Stadt lahm. Das heisst, ein einziges Kabel. 90 Minuten lang ging nichts mehr. Wie reagiert man darauf und welche Notfallszenarien existieren bei der Stadt Luzern?

Die Stadt Luzern erlebte gestern Sonntag den grössten Stromausfall seit Jahren. In den frühen Morgenstunden, genauer ab 06:10 Uhr, wurde es auf der linken Stadtseite dunkel. Schuld war ein technischer Defekt im ewl-Unterwerk Steghof. Dem grössten Energie-Verteilpunkt der Stadt Luzern. Die Anlage versorgt die ganze Neustadt bis zum Bahnhof mit Strom.

Ein Restrisiko bleibt

Zwar unterliegt die Überwachung des städtischen Stromnetzes strengen Sicherheitsmassnahmen, ein Restrisiko bestehe aber immer, sagt Maurice Illi, Sicherheitsmanager bei der Stadt Luzern. Acht bis 13 Stromausfälle gibt es in der Stadt Luzern durchschnittlich pro Jahr.

Wie alle Stromversorgungsunternehmen der Schweiz, führt auch energie wassser luzern (ewl) eine sogenannte Verfügbarkeitsstatistik. Diese zeigt auf, dass ewl hinsichtlich Stromunterbrechungen unter dem Schweizer Durchschnitt liegt. «Trotzdem, es gibt keine 100-prozentige Garantie, dass keine Störungen in der Stromversorgung auftreten», bestätigt Florine Schmidt, Mediensprecherin der ewl.

Ein einziges Kabel

Verantwortlich für einen Stromausfall können verschiedenste Einflussfaktoren sein: Technische Probleme, das Auftreten von Feuchtigkeit oder Druckverlagerungen im Boden, verursacht durch Baustellen zum Beispiel. Im vorliegenden Fall war es ein einziges defektes Kabel, welches den Stromausfall verursachte.

Ein Stromnetz ist ein fragiles Gebilde. Ein technischer Defekt reicht, um in der halben Stadt Luzern die Lichter ausgehen zu lassen. Ein notfallmässig anzapfbares Ersatznetz gibt es nicht. Solange das Problem nicht behoben werden kann, fliesst kein Strom. 

«Die Störung vom Sonntag wurde aber sofort lokalisiert und durch unsere Fachleute umgehend behoben. Die genaue Ursache für den Kabelschaden war unklar und musste zuerst untersucht werden», sagt Florine Schmidt. Trotz der kurzen Reaktionszeit der ewl vergingen eineinhalb Stunden ohne Strom.

SBB, VBL und Hallenbad betroffen

Laut der Medienstelle der SBB fielen am Bahnhof Luzern vorübergehend die Billettautomaten, die Anzeigetafeln und Rolltreppen aus, weil diese an das städtische Stromnetz gekoppelt sind. Der Bahnverkehr wurde vom Stromausfall dagegen nicht tangiert, die Züge werden über ein separates Stromnetz versorgt.

Auf den betroffenen Linien der VBL, fuhren die Busse nicht mit Strom, sondern wurden mit einem Notaggregat angetrieben und waren daher langsamer unterwegs. «Das führte zu Verspätungen von rund 10 Minuten», sagt Christian Bertschi, Kommunikationsbeauftragter der VBL.

«Es besteht Verbesserungspotential beim Umgang mit Notfällen wie einem Stromausfall.»
Maurice Illi, Sicherheitsmanager bei der Stadt Luzern

Das Hallenbad Luzern verwehrte kurzfristig einigen Gästen den Zutritt zum Bad, weil die Lüftung neu gestartet werden musste und die Luftfeuchtigkeit zwischenzeitlich auf 80 Prozent stieg. «Wäre der Zwischenfall im Winter passiert, also ohne Tageslicht, hätte sich automatisch die Antipanikbeleuchtung eingeschaltet», sagt Stefan Schlatter, Leiter des Hallenbads Luzern.

Glücklicherweise aber ereignete sich der Stromausfall zu einem sehr günstigen Zeitpunkt. Für das Hallenbad, die SBB, die VBL und die Stadt Luzern. Wenige Leute waren unterwegs, viele Neustadt-Bewohner dürften den Ausfall gar nicht realisiert haben.  

Es besteht Optimierungspotential

Jedoch wird ein Stromausfall im städtischen Sicherheistbericht 2013, als sehr hohes Risiko für die Stadt Luzern taxiert (zentral+ berichtete). Wichtig sei ein funktionierendes Kommunikationskonzept für den Fall eines längeren Stromausfalls. Aber auch die Wasserversorgung, die Sicherstellung der medizinischen Versorgung, Notunterkünfte oder eine Notstromversorgung im Feuerwehrgebäude müsse gewährleistet werden. Zudem müsse die Bevölkerung für das Thema Stromausfall sensibilisiert werden.

«Der Sicherheitsbericht 2013 hat das Verbesserungspotential beim Umgang mit Notfällen wie einem Stromausfall aufgezeigt, momentan arbeitet man an verschiedenen Massnahmen, um diese Mängel zu beheben», sagt Maurice Illi. Das wird nötig sein, denn nicht jeder Stromausfall nimmt Rücksicht auf die Schlafgewohnheiten der städtischen Bevölkerung.

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