Luzerner Gefahrenstrasse Littau–Werthenstein

Weniger Verkehrstote und Unfälle dank «Rattertöggel»

Frontalzusammenstoss mit zwei Toten im Juni 2015 – das soll es in Zukunft nicht mehr geben.   (Bild: Luzerner Polizei)

Die Autoschnellstrasse T10 zwischen Littau und Werthenstein ist ein gefährliches Pflaster. Immer wieder kommt es zu folgenschweren Verkehrsunfällen, letztmals gab es vor einem Jahr zwei Tote. Das ist zu viel, findet ein CVP-Politiker und fordert den Kanton zum Handeln auf. Nun bewegt sich etwas.

Die wichtige Umfahrungsstrasse T10 Littau–Malters–Wolhusen ist immer wieder Schauplatz von grässlichen Szenen. Regelmässig kommt es auf der Autostrasse mit Höchstgeschwindigkeit 100 km/h und Gegenverkehr zu tragischen Unfällen – zuletzt vor einem Jahr, am 12. Juni 2015: Frühmorgens prallten zwei Autos zwischen Malters und Blatten frontal ineinander. Beide Lenker waren tot (zentralplus berichtete).

CVP-Kantonsrat Daniel Piazza, der selber in Malters wohnt, will nicht mehr länger zuschauen. In einer Anfrage an den Regierungsrat schreibt er: «Tragödien wie diese betreffen Opfer, Familien, Angehörige, Freunde und Bekannte. Auch die Mannschaft der Feuerwehr Malters-Schachen gerät durch die zahlreichen Unfalleinsätze immer wieder an die Grenzen der psychischen Belastung.»

100 km/h und Gegenverkehr: Die Schnellstrasse bei Malters ist ein gefährliches Pflaster.   (Bild: Google Streetview)

100 km/h und Gegenverkehr: Die Schnellstrasse bei Malters ist ein gefährliches Pflaster.   (Bild: Google Streetview)

Piazza macht sich Sorgen über das «Ausmass dieser vermeidbaren Unfälle» und fordert eine «schnelle Reaktion der kantonalen Stellen», um weitere Unfälle zu vermeiden. Piazza wollte von der Regierung wissen, wie viele Verletzte und Tote es in den letzten 10 Jahren auf dieser Strecke gab, was die Ursachen waren und welche Sicherheitsmassnahmen der Kanton ergreift.

51 Unfälle, 5 Tote

Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) führt eine Statistik über alle Unfälle auf Schweizer Strassen – so auch auf der T10 zwischen dem Knoten Werthenstein/Schachen und dem Anschluss Malters/Blatten.

In den letzten zehn Jahren kam es auf diesem Abschnitt zu 51 polizeilich registrierten Unfällen. Fünf Personen verloren ihr Leben, fünf Personen wurden schwer verletzt, eine leicht. Spitzenjahr war 2014 mit elf Unfällen – sonst liegen die Werte zwischen drei und sieben Unfällen im Jahr. Die meisten dieser Unfälle gehen auf menschliches Fehlverhalten zurück, schreibt der Regierungsrat in einer Antwort auf Piazzas Anfrage.

Grafik: Unfälle auf der T10 in den letzten zehn Jahren:

bfu hat Strecke untersucht

Zu den geplanten Sicherheitsmassnahmen schreibt der Regierungsrat, dass nach dem Unfall vom Juni 2015 die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) beauftragt wurde, den Streckenabschnitt zwischen den beiden Ortstafeln Littau und Werthenstein umfassend zu überprüfen. Diese sogenannte «Road Safety Inspection» – ein standardisiertes Verfahren – führte schliesslich Sicherheitsdefizite der Strasseninfrastruktur zutage.

Der Schlussbericht lag bereits im letzten November vor und enthält einen Katalog von Empfehlungen und Beurteilungen. Der Kanton hat diese Empfehlungen geprüft und ergreift nun Massnahmen.

Konkret heisst das für den Unfallhotspot T10:

  • Taktile Strukturmarkierung auf dem ganzen Streckenabschnitt: Wenn die Reifen diese Markierungen befahren, sollte das der Fahrer durch die entstehende Vibration bemerken – und ihn wachrütteln. Diese Massnahme ist prioritär. Die Mittellinie wird neu bis auf zwei Abschnitte als doppelte Sicherheitslinie gezogen. Zudem gibt es auf dem Abschnitt zwischen dem Anschluss Malters/Blatten und dem Ortsbeginn Littau (Luzern) ein generelles Überholverbot sowie taktile Markierung der beiden Radstreifen.
  • Verstärkte Unterhaltsmassnahmen: In den nächsten Jahren werden auf dem kritischen Streckenabschnitt Signalisationen ergänzt, Hindernisse ausserhalb der Fahrbahn entfernt sowie Rückhaltesystem ergänzt. Letzteres dient dem Schutz von Fahrzeugen, die von der Strasse abkommen.
  • Langfristige Baumassnahmen: Bei künftigen Bau- und Unterhaltsprojekten soll die Sicherheit weiter erhöht werden. Das sind Massnahmen wie von der Strasse getrennte Rad- und Gehwege, optimierte private Zufahrten oder die Knotengestaltung.

Da es sich bei der T10 um eine Kantonsstrasse handelt, liegt auch die Zuständigkeit für Bau, Betrieb und Unterhalt beim Kanton Luzern. Die betreffenden Gemeinden wurden jedoch über die Massnahmen informiert.

Kantonsrat Piazza ist zufrieden

Daniel Piazza ist mit dieser Antwort und den geplanten Massnahmen zufrieden: «Es ist sehr erfreulich, dass der Kanton aktiv wird, ich bin überzeugt, dass dies zu mehr Sicherheit auf dieser Strecke führt, insbesondere für Autofahrer, aber auch für die Velofahrer», sagt er.

Die taktile Markierung – «Rattertöggel», wie er es ausdrückt – findet Piazza eine «massvolle und gute Lösung», besser als beispielsweise eine starre Mittelleitplanke. Ebenso begrüsst er das generelle Überholverbot zwischen Littau und Blatten. Er erhofft sich vor allem weniger Frontalunfälle durch riskante Überholmanöver. «Es stimmt einen schon traurig, was da alles schon passiert ist und wie viele Unschuldige durch menschliches Versagen betroffen waren», sagt Piazza. «Ein Kompliment an den Kanton, dass er die Situation nun verbessert.»

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