Schiff auf Reisen

MS Schwyz: Für Zug zu teuer, für den Walensee «perfekt»

Die Reise des MS Schwyz geht auf dem Walensee weiter. (Bild: Andreas Busslinger)

Das Motorschiff Schwyz stand während 25 Jahren auf dem Zugersee im Einsatz. Gebraucht wird es in Zug aber nicht mehr. Nun erhält es eine neue Heimat in der Ostschweiz – und fährt auf dem Lastwagen über den Hirzel.

31 Meter lang, sieben Meter breit und über 100 Tonnen schwer. Das sind die Eckdaten des Motorschiffs (MS) Schwyz, das seit 25 Jahren auf dem Zugersee seine Runden dreht. Doch damit ist bald Schluss. Denn die genannten Eckdaten genügen den Ansprüchen der Zugersee Schifffahrt nicht mehr.

Es ist insbesondere die Grösse des Schiffs, die nicht mehr so recht zur Flotte der Schifffahrtsgesellschaft passt. Ihre beiden Kollegen, das MS Rigi und das MS Zug, sind rund 15 Meter länger. Darum bieten die Schiffe auch deutlich mehr Platz als das MS Schwyz. Dieses hat 150 Sitzplätze, die beiden anderen Schiffe fast doppelt so viele.

Gleichzeitig ist das Schiff im Unterhalt relativ teuer, weshalb das Kosten-Nutzen-Verhältnis des MS Schwyz nicht mehr stimmt (zentralplus berichtete). Um den Kostendeckungsgrad der Schifffahrt zu verbessern, mustert die Zugersee Schifffahrt das MS Schwyz nun aus.

Auf dem Zugersee nicht mehr gebraucht – anderswo schon

«Die Zugersee Schifffahrt positioniert sich über seine auserlesene Gastronomie und die unvergesslichen Erlebnisfahrten», begründet Geschäftsführer Philipp Hofmann auf Anfrage von zentralplus. «Das Flaggschiff MS Zug wie auch das MS Rigi mit dem festlichen Panoramasalon und dem grossen Freideck eignen sich sehr gut für unsere Angebote.»

«Das deutlich kleinere und auch ältere MS Schwyz wurde in den vergangenen Jahren vermehrt nur noch als Ersatz eingesetzt.»

Philipp Hofmann, Geschäftsführer Zugersee Schifffahrt

Für die strategische Ausrichtung des Unternehmens auf gastronomische Rundfahrten seien diese beiden Schiffe ideal geeignet (zentralplus berichtete). «Das deutlich kleinere und auch ältere MS Schwyz wurde in den vergangenen Jahren vermehrt nur noch als Ersatz eingesetzt», so Hofmann.

Doch dank einer glücklichen Fügung führt die letzte Fahrt der MS Schwyz nicht auf den Schrotthaufen – sondern das Schiff findet auf dem Walensee eine neue Heimat. Die Schiffbetrieb Walensee AG hat das Schiff gekauft. Denn, was für die Zugersee Schifffahrt nicht mehr gut genug ist, ist für die Schifffahrtsgesellschaft auf dem Walensee genau das richtige Boot.

Ein perfekter «Match»

Daniel Grünenfelder, Geschäftsführer der Schiffbetrieb Walensee AG, sagt auf Anfrage: «Das Schiff passt perfekt in unsere Entwicklungsstrategie. Dank des MS Schwyz können wir unser Angebot ausbauen und gleichzeitig für Entlastung im Betrieb sorgen.» Das Unternehmen habe sich schon seit längerer Zeit nach einem neuen Schiff umgeschaut, denn: «Wir haben auf dem Walensee Wachstumspotenzial», so Grünenfelder. «An schönen Sommertagen laufen wir mit der jetzigen Flotte am Anschlag. Und dabei gäbe es im unteren Seebereich mehrere Sehenswürdigkeiten, die wir mit einem zusätzlichen Kurs anlaufen können.»

«Der Transport des Schiffs wird spektakulärer als der eigentliche Kauf.»

Daniel Grünenfelder, Geschäftsführer Schiffbetrieb Walensee AG

Auf dem Walensee wird das MS Schwyz neu das grösste der insgesamt sechs Motorschiffe sein. Grünenfelder gerät beim Beschrieb regelrecht ins Schwärmen. Die Grösse sei ideal, das Schiff könne als Event- wie auch als Kursschiff eingesetzt werden, die Bestuhlung sei flexibel. Auch die vorhandene Bordküche begeistert Grünenfelder. «Das MS Schwyz entspricht genau unseren Vorstellungen. Hier haben sich wirklich zwei gefunden.»

In der Dating-Welt würde man wohl von einem «Match» sprechen.

Was sich die Walensee Schifffahrt ihr neustes Schmuckstück kosten lässt, darüber haben die beiden Unternehmen Stillschweigen vereinbart. Zum Vergleich: Als die Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee (SGV) vor einigen Jahren das in die Jahre gekommene «MS Pilatus» verkaufte, verhökerte sie es geradezu für einen Preis von 5000 Franken. Hingegen hat die Shiptec, die Werft der SGV, für die Schifffahrtsgesellschaft auf dem Genfersee kürzlich zwei neue Schiffe produziert und für je knapp 30 Millionen Franken verkauft.

Das MS Schwyz dreht seine Runden bald auf dem Walensee. (Bild: Zugersee Schifffahrt)

Allerdings sind diese beiden Schiffe wesentlich grösser als die MS Schwyz und liefen frisch vom Stapel. Das MS Schwyz hingegen ist eine Occasion. Der Kaufpreis wird also irgendwo zwischen 5000 und 30 Millionen Franken liegen. Und ja, diese Spannbreite bietet durchaus Raum für Spekulationen.

Transport des Schiffs wird zum Spektakel

Im November wechselt das MS Schwyz den See. Schaulustige dürfen sich auf ein Spektakel freuen. «Der Transport des Schiffs wird spektakulärer als der eigentliche Kauf», sagt Grünenfelder. Denn der Transport eines 30 Meter langen und 100 Tonnen schweren Schiffs ist eine Mammutaufgabe. Das Schiff wird mit einem Kran in Zug aus dem Wasser gehoben und auf einen Lastwagen gesetzt. Von dort führt die Reise durch die Stadt Zug über den Hirzel und hinunter nach Horgen. Dort wird das Schiff wieder eingewassert, weil es auf dem Weg über die Strassen nicht unter allen Brücken durchkäme. Am Ende des Zürichsees beginnt die ganze Übung von vorne und findet erst in Weesen am Walensee ihr definitives Ende.

Bevor das Schiff dann wieder in See sticht, braucht es noch einen neuen Namen. Einen Namen, der in der Ostschweiz mehr Identität stiftet als der eines Zentralschweizer Kantons. Doch in nautischen und eher abergläubischen Kreisen gilt es als Unding, ein Schiff umzutaufen – offenbar bringt dies Unglück.

Grünenfelder sieht das jedoch gelassen. «Wir suchen jetzt eine Taufpatin und einen Pfarrer für die Weihung des Schiffs. Dann wird die Umbenennung schon kein Unglück bringen.» Da kann man nur noch wünschen: Mast- und Schotbruch.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Jens Hafner
    Jens Hafner, 20.10.2023, 16:58 Uhr

    Gratulation, der informativste Artikel zum Thema, den ich nun nach zehn Minuten Recherchen im Internet fand. DANKESCHÖN.

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  • Profilfoto von Dani Kerger
    Dani Kerger, 29.08.2023, 16:00 Uhr

    Der Zugersee hat mit Abstand das schlechteste Schifffahrts-Angebot dass mir in der Schweiz bekannt wäre. Selbst der viel kleinere Hallwilersee hat ein mindestens 3mal grösseres Angebot. 3 Fahrten am Tag und am Feierabend keinerlei Angebot, zudem gibt es keinerlei Möglichkeiten z.B. in Cham zuzusteigen und wieder dort auf dem Rückweg Auszusteigen. Hop-On und Hop-Off ist auch nicht möglich, wie z.B. in Luzern oder Hallwil oder Zürich. Ausrede ist immer «zuwenig Nachfrage» ohne Angebot kann sich gar keine Nachfrage entwickeln. Feierabendschiff gibts auch kein brauchbares Angebot, 3 mal im ganzen Sommer? Thunersee (etwa gleich gross) Dienstag – Samstag 18. Mai 2023 bis 16. September 2023 !

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