Beliebtes Luzerner Schiff bleibt im Dock

Darum ist das Rütli kaum noch auf dem See zu sehen

Das Motorschiff Rütli vor der Station beim Schloss Meggenhorn. (Bild: SGV)

Das Rütli ist eins der beliebtesten Schiffe der SGV-Flotte. Doch der kleine Flitzer ist diesen Sommer fast nie auf dem Vierwaldstättersee zu sehen. Wird das Rütli etwa aus dem Verkehr gezogen?

Allein das Signalhorn ist unverkennbar: Ein hoher, etwas schriller Pfiff – und man weiss: Das Rütli nähert sich. Das kleine weisse Schiff hat zwar nicht denselben Glanz wie die MS Diamant und auch nicht denselben historischen Wert wie etwa das Dampfschiff Stadt Luzern. Und dennoch ist das Rütli der heimliche Star der SGV-Flotte.

Emsig fährt das Schiff während der Sommersaison quer durchs Luzerner Becken. Als Stadt- und Spazierschiff fährt es eine aufwendige Route vom Bahnhof Luzern zum Schloss Meggenhorn und wieder zurück und bedient dabei mehrere Haltestellen rund ums Seebecken, die sonst kaum angelaufen werden.

Das Rütli ist plötzlich weg

Doch Schiff-Nostalgiker werden diesen Sommer konsterniert zur Kenntnis genommen haben, dass das Schiff mit Baujahr 1929 nur noch selten auf dem See zu sehen ist. Stattdessen fährt nun das wesentlich grössere MS Titlis den Zickzackkurs im Luzerner Seebecken. Das MS Titlis ist zweifellos auch ein schönes Schiff – aber halt nicht das charmante Rütli.

Wo ist dieses also hin? Wurde es wegen Altersbeschwerden etwa ausgemustert? Werner Lüönd, Leiter Marketing & Sales bei der SGV, beruhigt. Das Rütli bleibt fester Bestandteil der Flotte. Doch bleibt es diesen Sommer mehrheitlich im Dock. Der Grund dafür ist die Grösse des Schiffs.

Mehr Platz für Passagiere

Die SGV führt diesen Sommer Ausbildungskurse auf dem Kurs des Spazier- und Stadtschiffes durch. Und weil das MS Titlis grösser ist als das Rütli, wird ersteres für diese Kurse verwendet. Gerade weil dieser Kurs an zahlreichen Schiffstationen haltmacht, ist er gut geeignet, um angehende Schiffsführerinnen auszubilden.

Vorübergehend fährt das Motorschiff Titlis den Rütli-Kurs im Luzerner Seebecken. (Bild: SGV)

Allerdings hat die Grösse des MS Titlis auch einen Nachteil. Das Schiff bietet für mehr als doppelt so viele Personen Platz. Doch der Kurs im Luzerner Becken wird eher wenig frequentiert. Das Schiff ist darum oftmals fast leer. Ist das nicht unverhältnismässig? Lüönd, durch und durch ein Marketingprofi, erwidert: «Das bietet jedoch für die Passagiere den Vorteil, dass das Platzangebot dann sehr grosszügig ist.»

Das Rütli erhält einen Elektromotor

Das Rütli hingegen steht diesen Sommer nur vereinzelt als Kursschiff im Einsatz. Zudem werde es manchmal für private Anlässe vermietet, so Lüönd. Diese Ausbildungsphase dauert noch bis Ende September. Für das Rütli geht es dann aber nicht zurück zur gewohnten Routine. Im Gegenteil: Dem Schiff steht ein Novum bevor. So wird es das erste Kursschiff auf dem Vierwaldstättersee, das elektrisch betrieben wird.

«Die SGV investiert für die Elektrifizierung vom MS Rütli über eine Million Franken.»

Werner Lüönd, Leiter Marketing & Sales SGV

Im Winterhalbjahr wird dem Schiff in der Werft der Dieselmotor entfernt und an dessen Stelle ein Elektromotor eingebaut. «Die SGV investiert für die Elektrifizierung vom MS Rütli über eine Million Franken», ergänzt Lüönd. Es ist das erklärte Ziel des Unternehmens, in Zukunft weniger Treibstoff zu verbrauchen. Rund 2,5 Millionen Liter Diesel verbrauchen die Schiffe der SGV jährlich. Das ist nicht nur ein ökologisches Problem. Denn vor dem Hintergrund der stark schwankenden Preise auf den internationalen Energiemärkten kann der hohe Treibstoffverbrauch schnell auch zur finanziellen Belastung werden (zentralplus berichtete).

Die Umstellung auf einen Elektromotor beim MS Rütli ist darum ein Schritt weg vom Diesel. Dass dabei das Rütli als Pionierin auserkoren wurde, ist kein Zufall. Als leichtestes Schiff der Flotte ist es für einen Elektroantrieb am besten geeignet. Um grössere Schiffe antreiben zu können, sind die heutigen Elektromotoren nicht leistungsstark genug.

Im Frühling 2024 soll das Rütli wieder in See stechen und die bewährte Route im Luzerner Becken befahren. Mit neuem Motor –und dem vertrauten Signalhorn.

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