SGV schreibt tiefrote Zahlen

Luzerner Schifffahrt: Die fetten Jahre sind vorbei

Die Corona-Massnahmen sind vorbei, die Sorgen bei der SGV bleiben. (Bild: SGV)

Die Luzerner Schifffahrt stand auch 2021 im Zeichen von Corona. Das Ergebnis ist zwar besser als 2020, doch noch immer schreibt das Unternehmen tiefrote Zahlen. Sie sind nicht die einzigen Sorgen der SGV.

Die Touristen kommen zögerlich nach Luzern zurück und mit ihnen lukrativere Zeiten für das Luzerner Schifffahrtsunternehmen SGV. Das Unternehmen hat am Montag den Geschäftsbericht für das Jahr 2021 präsentiert.

Die Zahlen zeigen: Die SGV erholt sich vom Corona-Schock 2020, in welchem das Unternehmen massive Verluste einfuhr (zentralplus berichtete). Die Erholung erfolgt aber langsam.

So schrieb die SGV 2021 einen Gesamtverlust von rund 5,5 Millionen Franken. Klingt nach viel, ist im Vergleich zu 2020 aber ein deutlich besseres Ergebnis. Damals betrug der Verlust am Ende des Jahres happige 12 Millionen Franken. Ohne Hilfe der Anrainer-Kantone des Sees sowie des Bundes wäre die SGV – im übertragenen Sinn – womöglich untergegangen.

Verantwortliche üben sich im Eiertanz

Entsprechend schwer tun sich die Verantwortlichen der SGV an der Medienkonferenz, das Geschäftsjahr 2021 einzuordnen. «Als durchzogen» wird es von Christian Fischer, Leiter Finanzen & Controlling beschrieben. Verwaltungsratspräsident Hans-Rudolf Schurter bezeichnet es als «knapp genügend». Das positivste Fazit zieht Geschäftsführer Stefan Schulthess. Er spricht von einer «deutlichen Resultatverbesserung», wenn auch Herausforderungen bleiben werden.

Es ist offensichtlich: Die drei Verantwortlichen üben sich im Eiertanz. Niemand will das Geschäftsjahr als schlecht bezeichnen – obwohl die Zahlen allein Anlass dazu gäben.

Zwar hatte Corona die SGV 2021 nicht mehr so stark im Würgegriff. Dennoch wirkte sich das Virus negativ auf das Ergebnis des Unternehmens aus. Insbesondere der Gastronomie-Lockdown im ersten Halbjahr traf die SGV hart. Erschwerend kamen das Hochwasser und der verregnete Sommer hinzu. Wegen des Hochwassers mussten die SGV-Schiffe mitten in der Hochsaison über eine Woche lang im Hafen bleiben (zentralplus berichtete).

Das Titelbild des Geschäftsberichts lässt keine Fragen offen: 2021 war ein Jahr zum Vergessen. (Bild: ewi)

So bleibt der SGV nicht viel anderes übrig, als das Jahr 2021 und wohl auch 2022 als Übergangsjahre zu betrachten. Die fetten Rekordjahre 2018 und 2019 sind zweifellos vorbei. Die Passagierzahlen lagen 2021 über ein Drittel unter dem Schnitt der letzten fünf Jahre. Auch in diesem Jahr war die Zahl der transportierten Passagiere im Vergleich zum Vorjahr nur unwesentlich höher. So transportierte die SGV heuer bis Ende April 24 Prozent weniger Passagiere als 2019. Allerdings galt bis Ende März im öffentlichen Verkehr noch die Maskenpflicht.

Weg vom Diesel – aber wie?

Kaum war diese aufgehoben, zogen am Horizont die nächsten düsteren Wolken auf. Der Krieg in der Ukraine wirft seinen langen Schatten auch auf die SGV. Das Ausbleiben von ukrainischen oder russischen Touristen ist für das Unternehmen zu verkraften. Viel mehr ins Gewicht fallen hingegen die Treibstoffkosten. «Mit bis zu 2,5 Millionen Litern Dieselverbrauch pro Jahr kriegen wir die gestiegenen Treibstoffpreise massiv zu spüren», sagt Geschäftsführer Stefan Schulthess. Dank langfristiger Verträge mit den Lieferanten sei der Anstieg des Marktpreises aber immerhin etwas abgefedert.

Stefan Schulthess, Geschäftsführer der SGV-Gruppe. (Bild: bic)

Abgesehen davon, dass der Diesel teuer ist, hat er bekanntlich auch nicht die beste Ökobilanz. Die SGV hat die Zeichen der Zeit erkannt und sucht nach klimaneutralen Antriebsmethoden. Dazu hat sie im vergangenen Geschäftsjahr 3 Millionen Franken zurückgestellt.

Der Knackpunkt: Die meisten Schiffe der SGV sind zu schwer und die zurückgelegten Distanzen zu lang. Ein rein elektrischer Betrieb ist darum für viele Schiffe technisch gar nicht möglich. Beim Motorschiff «Rütli», das ausschliesslich im Luzerner Becken hin- und herpendelt, ist ein Elektro-Motor aber denkbar. Als Vorbild dient hier das kleine Passagierschiff «MS Heimat», das seit diesem Frühling rein elektrisch über den Greifensee fährt.

SGV hat Personalsorgen

Langfristige Sorgen muss sich die Luzerner Schifffahrt vor allem um das Personal machen, respektive um dessen Rekrutierung. Denn als Unternehmen im touristischen Sektor ist auch die SGV vom Personalmangel in der Branche betroffen. «Hoch dramatisch» sei die Situation, räumt Schulthess ein. Betroffen seien sowohl die Gastronomie der Tavolago als auch die Schifffahrt.

Das Dampfschiff «Gallia» im Hafen der SGV in Luzern. (Bild: ewi)

Einen konkreten Plan, dieser Entwicklung entgegenzuwirken, gibt es nicht. «Am Wochenende oder bis spät am Abend zu arbeiten wird nie besonders attraktiv sein», sagt Schulthess. «Darum braucht es von uns als Arbeitgeber maximale Flexibilität bei der Rekrutierung.»

Die Zahl der Mitarbeiter der SGV ist von 2020 auf 2021 um fast ein Viertel geschrumpft. Das sind über 120 Personen und rund 50 Vollzeitstellen weniger. Selbst wenn die SGV-Schiffe in diesem Jahr wieder mit Volldampf in See stechen und die Restaurants der Tavolago gut ausgelastet sind – ob genügend Personal da ist, um die Schiffe am Steg festzumachen und die Teller in den Restaurants zu servieren, ist fraglich.

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Dani M
    Dani M, 24.05.2022, 18:12 Uhr

    Das hat mit Covid und Co nix zu tun, einfach nur Pleiten Pech und Pannen! Egal ob Luzerner oder Zuger Schiffahrt! Unanständiges Personal, Essensqualität Katastrophe, überteuert und dann wartet man bei beiden 30-45min bis man gefragt wird ob man noch was trinken möchte in der 1. Klasse und nach 1h fahrt ist das Bier alle!

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  • Profilfoto von Damperfreund Beni
    Damperfreund Beni, 24.05.2022, 12:15 Uhr

    Aber bei den Dampfern wird der Salon wider zu 1Kl. und dadurch gibt es dort nur noch 16Pl. in der Gastro, welche einfach nicht ausreichen.

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  • Profilfoto von Dampfer Freund
    Dampfer Freund, 23.05.2022, 12:40 Uhr

    Hättet ihr während der Pandemie zum Personal Sorge getragen, so wären viele auch heute noch da! Gemäss Vergütungsbericht langt ihr trotz tiefroten Zahlen ordentlich zu. Und dass ihr jetzt mit dem Felder ein „Ämtli-Sammler“ nach oben hievt, macht den Betrieb auch nicht gerade sympathischer.

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