Zwischen Rotkreuz und Cham stockt die Verbindung

Die fiese Funkstille auf dem Weg nach Luzern

Auf der Strecke Risch-Cham kommt es regelmässig zu Mobilfunkstörungen. Und das bereits seit Jahren. (Bild: wia)

Eifrigen Luzern-Zug-Pendlern ist es bestens bekannt: das «Funkloch» zwischen Rotkreuz und Cham, dass dazu führt, dass jedes Video und jedes Telefonat ins Stocken gerät. Das Problem ist nicht neu. Aber es hält sich hartnäckig.

«Das Ergebnis des dritten Wahlgangs liegt vor …» Dann: Stille. Die Liveübertragung der Bundesratswahlen auf dem Handybildschirm gerät ins Stocken. Die Journalistin sitzt im Zug nach Luzern, gerade rauscht dieser am Golfplatz Holzhäusern vorbei in Richtung Rotkreuz. Überraschend kommt der Unterbruch für sie nicht. Nervig ist er allemal. Dasselbe wiederholt sich später auf der Rückfahrt, als das im Zug geführte Telefoninterview aufgrund des Funklochs unterbrochen werden muss.

Für Pendlerinnen dieser Strecke gehört die kurze Netzstörung seit Jahren zum Repertoire der täglichen Unannehmlichkeiten. Denn das Phänomen ist nicht neu (zentralplus berichtete). Umso mehr wundert man sich darüber, dass Gemeinde und vor allem Telefonanbieter bisher wenig dagegen unternehmen konnten.

Patrick Wahl, der Bauchef der Gemeinde Risch-Rotkreuz, sagt auf Anfrage: «Aus eigener Erfahrung ist mir bekannt, dass der Empfang von mobilen Daten im erwähnten Abschnitt eingeschränkt ist. Offen thematisiert wurde dieser Aspekt auf Verwaltungsebene in der Vergangenheit nicht.» Aus der Bevölkerung seien diesbezüglich keine Rückmeldungen bekannt.

Wahl verweist auf die Karte des Bundes zu den Mobilfunkantennen-Standorten. Auf dieser ist gut erkennbar, dass in der Nähe des besagten Bahnabschnitts keine Sender stehen. «Die genaue Ursache der Einschränkung ist der Gemeinde Risch jedoch nicht bekannt», so der Gemeinderat weiter. Zwar seien auf Rischer Boden Gesuche für weitere Mobilfunksender hängig. Die betroffenen Standorte würden jedoch im Siedlungsgebiet liegen.

Salt quält sich mit Einsprachen herum

Beim Mobilfunkanbieter Salt, bei dem die Journalistin unter Vertrag ist, ist man sich des Problems bewusst. Wie bereits vor sechs Jahren, als zentralplus ein erstes Mal eine entsprechende Ansprache stellte, sei man auch heute engagiert, die Situation in der Region um den Golfplatz Holzhäusern zu verbessern.

Diesbezüglich gebe es jedoch erschwerende Faktoren, wie die Kommunikationsverantwortliche Ana Biljaka erklärt: «Baugesuche, auch solche, die lediglich Umbauten von Antennenanlagen betreffen – meistens ein reiner Wechsel des Antennenmodells am Masten –, können häufig verzögert werden.» Dies unter anderem durch die Bewilligungsbehörden selbst, durch Einsprachen und allfällige Rekursverfahren bis vor Bundesgericht.

«Insbesondere das Instrument der Planungszone kann sich in die Länge ziehen, sodass Projekte sich verzögern. Planungszonen weisen oft eine Dauer von drei bis fünf Jahren auf, und während dieser Zeit werden keine weiteren Baugenehmigungen erteilt, was im Widerspruch der eigentlichen Absicht einer Planungszone steht», so Biljaka.

«Wir sind tatsächlich immer noch auf der Suche nach neuen, zusätzlichen Antennenstandorten auf dieser Strecke.»

Ana Biljaka, Salt-Sprecherin

In der Gemeinde Risch-Rotkreuz seien zwei Umbaugesuche von Salt bereits seit einem respektive eineinhalb Jahren hängig. Das Gesuch für den Neubau einer Antenne bei der Bahnstation Hünenberg Zythus sei bereits vor dreieinhalb Jahren eingereicht worden. Dieses werde ebenfalls durch die Planungszone behindert. «Das Bewilligungsverfahren wurde noch nicht gestartet, da zuerst die Verfahren bezüglich der Planungszone erledigt sein müssen», so die Salt-Sprecherin.

«Wir sind tatsächlich immer noch auf der Suche nach neuen, zusätzlichen Antennenstandorten auf dieser Strecke.» Potenzielle Anbieter respektive Vermieter von Standorten im Südwesten von Cham, im Westen von Rotkreuz in Richtung Honau und in Richtung Süden von Rotkreuz, auf der Höhe von Buonas, seien herzlich eingeladen, sich mit Salt in Verbindung zu setzen, heisst es weiter. «Das würde uns dabei helfen, die Versorgung auf der Zugstrecke und auf der Autobahn zu verbessern.»

Swisscom bläst ins selbe Horn

Auch bei der Swisscom kennt man die vertrackte Situation in der Region. Sabrina Hubacher, Mediensprecherin des Unternehmens, sagt auf Anfrage: «Die Mobilfunkabdeckung auf dem Abschnitt der Bahnstrecke Hünenberg Zythus – Risch-Rotkreuz ist für Swisscom-Kunden nicht optimal.» Von einem «Funkloch» könne aber nicht gesprochen werden. «Durch eine teilweise geringere Signalstärke ist die Kapazität im Netz beschränkt. Insbesondere wenn viele Kunden in vollbesetzten Zügen mobile Dienste gleichzeitig nutzen, sind Anwendungen langsamer.»

Die Mediensprecherin nennt zwei Gründe dafür. «Ein Abschnitt des besagten Streckenabschnitts führt durch Nichtbauzonengebiet, das zudem zu einem grossen Teil im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler (BLN) aufgeführt ist.» Die dadurch auferlegten Restriktionen würden den Ausbau des Mobilfunknetzes erschweren.

Planungszone macht auch der Swisscom das Leben schwer

Auch bei der Swisscom weist man auf die sogenannte Planungszone hin, die im Sommer 2021 über alle Bauzonen auf dem Gemeindegebiet Hünenberg verfügt worden sei, damit bis zum Abschluss der laufenden Ortsplanungsrevision keine neuen Mobilfunkantennen gebaut werden könnten. Weil ein Mobilfunkanbieter Beschwerde gegen diese Verfügung erhoben habe, bestehe dazu ein laufendes Rechtsverfahren.

Bei Swisscom hofft man, dass das Netz auf der besagten Bahnstrecke dennoch bald besser wird. Hubacher dazu: «Swisscom hat in Risch-Rotkreuz einen neuen Standort geplant, der zu einer Verbesserung der Mobilfunkabdeckung auf einem Teil der Bahnstrecke Hünenberg Zythus – Risch-Rotkreuz führen wird.» Dieses Projekt befinde sich zurzeit im Bewilligungsverfahren. Gegen die erteilte Baubewilligung sei Beschwerde erhoben worden. Ebenfalls sei geplant, einen bestehenden, an der Bahnstrecke positionierten Standort in Hünenberg auszubauen und dessen Kapazität zu erhöhen.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Mobilfunkanbietern
  • Schriftlicher Austausch mit der Gemeinde Risch-Rotkreuz
  • Persönliche Erfahrung der Bundesratswahl-interessierten Journalistin
  • Karte des Bundes zur Netzabdeckung
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Simon
    Simon, 20.12.2023, 15:59 Uhr

    Sunrise dito

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  • Profilfoto von Mike
    Mike, 20.12.2023, 09:20 Uhr

    Fiese Funkstille? Ich finde in dieser natelgesteuerten Welt tut es gut, einmal 5 Minuten sich nicht mit dem Mäusekino zu beschäftigen…

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  • Profilfoto von Seppi
    Seppi, 20.12.2023, 08:30 Uhr

    Telefonieren im Zug ist ein no go und höchst unanständig. Belästigung der mitfahrenden Reisenden.

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    • Profilfoto von martin.vonrotz
      martin.vonrotz, 20.12.2023, 13:34 Uhr

      Dann ist jedes Gespräch, Geplapper, Kinderlärm, Musik etc. ein no go.

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