Ewiges Pendler-Ärgernis auf der SBB-Strecke

Das ewige Funkloch zwischen Rotkreuz und Cham

Auf dieser Strecke kommt es regelmässig zu Mobilfunkstörungen. Und das bereits seit Jahren.

(Bild: wia)

Wer regelmässig mit dem Zug zwischen Luzern und Zug pendelt kennt das Problem. Plötzlich unterbricht der Telefonempfang, das Internet wird quälend langsam. Das kann nur Rotkreuz sein. Und obwohl sich sowohl die Gemeinde als auch die Netzbetreiber des Problems seit Jahren bewusst sind, ist keine Lösung in greifbarer Nähe.

Es ist ein Szenario, das jeder Luzern-Zug-Zürich-Pendler gut kennt. Also Hunderttausende. Kaum taucht der Zug ins saftige Grün zwischen Rotkreuz und Cham ein, wird zwar die Qualität der Aussicht gleich markant besser. Gleichzeitig nimmt die Qualität des Handyempfangs drastisch ab. Männer in Anzügen, die im Zug ihre Businesstelefonate abwickeln, blicken plötzlich nervös um sich, während sie entsetzt «Hallo, haaallo? Hören Sie mich», ins Handy rufen.

Und auch das Abschicken und Speichern von E-Mails wird auf dieser Strecke zum Wagnis, ist doch die Gefahr eines Absturzes gross. Das Funkloch bei Rotkreuz ist bekannt, nicht zuletzt, weil es sich um ein altes Übel handelt.  Doch weshalb tut – gerade in der Zeit von Netflix a gogo – niemand etwas gegen diese ungewollte Strahlenfreiheit?

Bei der Gemeinde Risch-Rotkreuz erklärt man, dass für das Funknetz die Mobilfunkbetreiber zuständig seien. Man habe keine Kenntnis über allfällige Verbesserungsmassnahmen. Während der letzten vier Jahre seien schätzungsweise vier bis fünf entsprechende Baugesuche bei der Gemeinde eingegangen, erklärt Ruedi Knüsel, Bauvorsteher der Gemeinde.

In Rotkreuz wehrt man sich gegen die geplanten Antennen

Und diese Gesuche seien bei der Bevölkerung nicht nur gut angekommen, so Knüsel weiter. «In allen Fällen haben die Anwohner jeweils Unterschriften gegen das Baugesuch gesammelt.» Je nach Standort seien zwischen 40 und 80 Unterschriften eingegangen. Da die Baugesuche jedoch den Vorschriften entsprachen, habe der Gemeinderat die jeweiligen Einsprachen abgewiesen und die Baubewilligung erteilt. Dennoch harzt es in diesem Gebiet noch immer regelmässig mit dem Empfang.

Der Mobilfunkanbieter Salt erklärt auf Anfrage, dass man von den Netzproblemen in diesem Gebiet wisse. Zu den Gründen heisst es seitens der Medienabteilung: «Gemäss unseren Berechnungen weist die sogenannte Indoor Coverage, also die Versorgung vom Gebäudeinnern und somit auch innerhalb von Verkehrsmitteln wie Zügen, Löcher auf. Am schlimmsten ist die Situation im Südwesten von Cham.»

Diese Aussage würde erklären, warum die Verbindungsprobleme bestehen, obwohl alle von den grossen Netzanbietern veröffentlichten Netzabdeckungs-Karten für dieses Gebiet ein Top-Netz anpreisen.

Im Salt-Netz müsste alles reibungslos funktionieren: Rot bedeutet nämlich 4G-Netz. Nur sieht es in der Praxis anders aus.

Im Salt-Netz müsste alles reibungslos funktionieren: Rot bedeutet nämlich 4G-Netz. Nur sieht es in der Praxis anders aus.

(Bild: salt.ch)

In der Vergangenheit habe man die Strecke, so erklärt man uns bei der Salt-Medienstelle, mit zusätzlichen Frequenzen aus dem sogenannten Low Band bestückt. «Dies sollte die Situation verbessert haben. Wir sind aber immer noch auf der Suche nach neuen, zusätzlichen Standorten auf dieser Strecke.»

Und man startet gleich einen Aufruf: «Potenzielle Anbieter respektive Vermieter von Standorten können sich sehr gerne bei uns melden.» Insbesondere suche man einen neuen, zusätzlichen Antennenstandort im Südwesten von Cham sowie im Westen von Rotkreuz, um die Versorgung auf der Zugstrecke und auf der Autobahn zu verbessern.

Je mehr Pendler, desto weniger Empfang

Auch bei der Swisscom weiss man von den bestehenden Problemen. Und hat eine weitere Erklärung parat. Mediensprecherin Sabrina Hubacher sagt: «Die Mobilfunkversorgung im Zug ist eine Herausforderung, da sehr viele Menschen zur gleichen Zeit mit hoher Geschwindigkeit die Mobilfunkzelle wechseln.»

Generell gelte für die Mobilfunkversorgung im Zug auch folgendes: «Ein Zugwagen ist ein faradayischer Käfig, eine allseitig geschlossene Hülle, die als elektrische Abschirmung dient. Im Mobilfunk wird die Kapazität unter allen Teilnehmenden aufgeteilt. Ist der Wagen voll besetzt mit Passagieren, die gleichzeitig online sein wollen, bleibt für jeden Einzelnen nur ein kleiner Teil der Kapazität übrig», so Hubacher.

Repeater sollen das Problem lindern

Und was sagen die SBB? Die weisen zwar darauf hin, dass man in allen Fernverkehrszügen seit mehreren Jahren Signalverstärker eingebaut habe, und dass der Regionalverkehr ebenfalls schrittweise damit ausgerüstet werde. Mediensprecher Reto Schärli erklärt jedoch: «Diese Repeater können jedoch nur das Signal verstärken, das die Mobilfunkanbieter mit Antennen entlang der Strecke sicherstellen.»

Laut Swisscom seien weitere Massnahmen geplant, um die Versorgung entlang dieser Strecke zu verbessern. Da sie sich jedoch noch nicht in der Bauphase befänden, könne noch keine Auskunft darüber gegeben werden.

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