Wie geht's weiter mit dem Luzerner Hirschpark?

Stadtrat zeigt kein Herz für Hirsche

Im Mai kamen gleich drei Rothirsche im Hirschpark Luzern zur Welt.

(Bild: zvg)

Die Stadt Luzern soll den Hirschpark zwischen Friedental und St. Karli finanziell absichern. Das verlangt ein Bevölkerungsantrag. Doch der Stadtrat winkt ab: Die Bedeutung des Geheges als «grünes Bijou» sei überschätzt. Er äussert sogar bereits alternative Ideen für die Zukunft des Areals.

Der Hirschpark soll langfristig finanziell abgesichert werden. Das verlangt ein Bevölkerungsantrag, den die «Freunde des Hirschparks Luzern» letzten Juni bi der Stadt Luzern einreichten. Hintergrund: Der Betrieb, der jährlich rund 65'000 Franken verschlingt, liegt derzeit alleine in der Verantwortung von Privaten und stellt laut den Verantwortlichen einen finanziellen Kraftakt dar (zentralplus berichtete).

Doch der Luzerner Stadtrat lehnt den Antrag ab und verweist auf die Diskussionen in der Vergangenheit. Das Parlament habe mehrmals entschieden, den Hirschpark finanziell nicht zu unterstützen. Es sei keine städtische Aufgabe, ein Gehege für Rotwild oder andere Wildtiere zu unterhalten. «Stadtrat und Parlament haben es dabei immer in Kauf genommen, dass das Hirschgehege in letzter Konsequenz geschlossen werden muss», schreibt der Stadtrat in seiner Stellungnahme.

Seit zehn Jahren von Verein geführt

Der Hirschpark wurde bis vor zehn Jahren von der ornithologischen Gesellschaft Luzern (OGL) geführt. Die Stadt Luzern leistete damals einen finanziellen Beitrag. Dieser fiel aber einem Sparprogramm zum Opfer. Es drohte die Schliessung des Parks, wogegen sich sowohl das Kinderparlament als auch rund 140 Luzerner per Petition wehrten.

Auch im Parlament war man sich einig, dass das Ende des Hirschparks möglichst verhindert werden sollte. Als Lösung zeichnete sich der Weg über eine private Trägerschaft ab. Per 1. Januar 2010 übernahm der 2008 gegründete Verein Freunde des Hirschparks Luzern die bestehenden Anlagen sowie die bisherige Nutzungsvereinbarung. Die aktuelle Nutzungsvereinbarung läuft bis Ende 2022.

Eine finanzielle Beteiligung der Stadt wurde damals ausgeschlossen. Und auch später lehnte es der Grosse Stadtrat ab, den Hirschpark mit einem Beitrag zu unterstützen. Gleichwohl übernimmt das Tiefbauamt mit Reinigung, Winterdienst, Pflanzenschnitten und der Lieferung von Saatgut insgesamt Leistungen von rund 20'000 Franken pro Jahr, die nicht verrechnet werden.

«Gefangene Tiere» seien kein Mehrwert

Dabei soll es laut Stadtrat auch bleiben. Er anerkennt zwar die grosse Arbeit, die der Verein leistet und die Bedeutung des Hirschparks als Ausflugsziel. Und er weiss: «Der Hirschpark Luzern ist ein gefühlsbetontes Thema.»

Trotzdem wählt er deutliche Worte. Nach seiner Ansicht wird die Bedeutung des Hirschparks als «wertvoller Freiraum», als «grünes Bijou» oder «naturnaher Lebensraum» überschätzt. Als Erholungsraum für die Bevölkerung stehe weniger das Gehege im Zentrum als vielmehr der Wald ringsum. Die «gefangenen Tiere» seien bezüglich Erholungsraum für die Bevölkerung kaum ein Mehrwert.

Der Hirschpark liegt zwischen Kantonsspital, Friedhof und St. Karli-Schulhaus. (Screenshot: Google Maps)

Anders als die Hirschpark-Freunde sieht der Stadtrat in der Anlage auch kein ungenutztes Potenzial für die Schulen und den naturnahen Unterricht. Zudem spricht er dem Park keinen besonderen Status zu. Ähnliche Grünräume gebe es auf dem ganzen Stadtgebiet, beispielsweise auf der Allmend, im Bireggwald oder beim Rotsee.

Alternative Ideen für die Zukunft

Klar ist für den Stadtrat, dass das Areal als Grünraum erhalten bleiben muss – mit oder ohne Hirschgehege. Er äussert denn auch schon konkrete alternative Ideen: Auf dem Areal könnte zum Beispiel ein grosser Spielplatz mit Grillstellen, eine Outdoor-Fitnessanlage oder ein Kletterpark entstehen.

Ob die Zeit der Hirsche abgelaufen ist, liegt damit nach wie vor in den Händen des Vereins. Solange dieser die Mittel für den Betrieb generieren kann, sieht der Stadtrat keinen Grund, etwas an der heutigen Situation zu ändern. Ob das Stadtparlament diese Meinung teilt, wird sich an einer der nächsten Sitzungen zeigen, wenn im Rathaus über den Bevölkerungsantrag diskutiert wird.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Libero
    Libero, 09.12.2019, 14:37 Uhr

    Der Schweizer Tierschutz (STS) stellt seinen „Informationen zur artgerechten Haltung von Wildtieren“ klar fest, dass Rehe und Hirsche für die Haltung in Zoos und Tierparks mit Publikumszugang nicht geeignet sind und auch bei den besten Bemühungen nicht artgerecht gehalten werden können. Zudem ist das Raumangebot im Hirschpark viel zu klein. Eine Hirschpopulation benötigt gemäss STS für die wechselnden Sozialstrukturen verschiedene Gehege und damit eine Fläche von gut 2 Hektaren. Dem Hirschpark steht nur ein Bruchteil davon zur Verfügung. Als regelmässige Passanten beim Hirschpark vermissen wir auch ein Interesse von Besuchern. Auch fällt die Lethargie der eingesperrten Tiere auf. Diese befinden sich meist im oberen Teil, wo man sie suchen muss. Auch sind der Zugang mit vielen Treppen und das Umfeld zum Verweilen mit zwei Sitzbänken nicht einladend. Oder liegt das Problem am oft penetranten Wildtier- und Mistgeruch?

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