FCE-Präsident zu den Gerüchten rund um den Verein

So sehr kriselt es im FC Emmenbrücke

FCE-Präsident Franco Gulli legt sein Amt per Ende Juni nieder. (Bild: zvg)

Wilde Gerüchte kursieren rund um den FC Emmenbrücke. Vom abtretenden FCE-Präsidenten Franco Gulli will zentralplus wissen, ob es tatsächlich so schlecht steht um den Verein.

Ein freiwilliger Abstieg stehe zur Debatte, die erste Mannschaft solle bereits aufgelöst worden sein, während der Vorstand um die Hälfte geschrumpft sei. Schlecht stünde es um den FC Emmenbrücke, wären all diese Punkte mehr als in den sozialen Medien kursierende Gerüchte. Ein Benutzer meint: «Die Sorgenfalten sind grösser geworden.»

Doch was ist an den Gerüchten dran? Das möchte zentralplus von Franco Gulli, dem amtierenden, per Ende Juni abtretenden Präsidenten des FC Emmenbrücke wissen. Denn eigentlich sollte dem Verein zum Feiern zumute sein. Kürzlich erst konnte der Abstieg aus der Ersten Liga in extremis verhindert werden, nachdem dem FCE im vergangenen Sommer der Aufstieg in die Erste Liga gelungen war. Dort spielt der FCE, sollten sich die besorgniserregenden Gerüchte nicht bewahrheiten, auch nächste Saison.

Fehlendes Vertrauen war Grund für Rücktritt

Franco Gulli wirkt entspannt, als er die Beweggründe für seinen Rücktritt am Telefon erklärt. «Elf Jahre sind eine lange Zeit», sagt er. Es sei Zeit für Veränderungen. Für ihn persönlich. Und für den FC Emmenbrücke. Er spüre, dass das Vertrauen nicht mehr überall vorhanden sei. Doch davon, dass ihm respektive seiner Immobilienfirma das Geld ausgegangen sein solle, will er nichts wissen. «Amüsant» nennt er die Gerüchte rund um seinen Rücktritt.

Zwei grosse Ziele habe er gehabt, als er 2012 das Amt des Präsidenten antrat. Das erste: die Stärkung der Juniorenabteilung. Gulli zieht eine gemischte Bilanz. «Dass das Projekt Emmen United sistiert wurde, hat die Nachwuchsarbeit sicherlich erschwert», erklärt er. Bei Emmen United spielten die jeweils besten Junioren des SC Emmen und des FC Emmenbrücke zusammen. Auf «Regiofussball.ch» findet sich die offizielle Begründung für die Sistierung des Projekts im Sommer 2017: «Leider drifteten die Philosophien und die Zukunftsvorstellungen beider Vereine in den vergangenen Jahren immer mehr auseinander.» Nach neun Jahren war Schluss mit der Emmer Einigkeit.

«Der FC Emmenbrücke muss für die Saison 2023/24 einen neuen Trainer anmelden.»

Reto Gertschen, Leiter des Ressorts Trainerausbildung im SFV

Doch Franco Gulli betont, bis vor Corona immerhin jährlich zwei Spieler von den Junioren in die erste Mannschaft hochgeholt zu haben. «Sie konnten sich dort aber nicht wirklich etablieren: Sportlich hat es leider oft nicht ganz gereicht.»

Trainer hat keine gültige Lizenz

Das zweite ambitionierte Ziel, das sich Franco Gulli gesetzt hat, war der Aufstieg in die Erste Liga. Dort ist sein FCE inzwischen gelandet. Doch während das Auseinanderfallen der ersten Mannschaft aufgrund fehlender Finanzen weiterhin nur ein Gerücht bleibt, ist jetzt schon klar: Trainer Meris Kazic muss gehen. Franco Gulli bestätigt, dass Kazic das entsprechende Trainerdiplom fehlt. Über seinen Verbleib hätten aber sein Nachfolger und dessen Crew zu entscheiden.

Auf Nachfrage bei Reto Gertschen, dem Leiter des Ressorts Trainerausbildung im Schweizerischen Fussballverband (SFV), stellt dieser klar: Meris Kazic habe für die Saison 2022/23 eine Ausnahmebewilligung gehabt. Doch diese sei nun abgelaufen, eine Anmeldung für die entsprechende Diplomausbildung ausgeblieben. «Das bedeutet, dass der FC Emmenbrücke für die Saison 2023/24 einen neuen Trainer anmelden muss», schliesst Gertschen.

Überteuerter Kader – oder grosse Ambitionen

Doch nicht nur der Trainer muss gehen – die ganze erste Mannschaft soll aufgelöst worden sein, so die Gerüchte. Was ist da dran? Fakt ist: Der FC Emmenbrücke hat sich in den vergangenen Jahren mit diversen prominenten Spielern verstärkt. Zu ihnen gehören Tomislav Puljić, der jahrelang Abwehrchef beim FCL war, oder Janko Pacar, der ebendort zum Profi ausgebildet wurde. Vom Erstligisten Schötz kam 2017 Demerali «Demko» Saliu. Ihn konnte Gulli zu einem Engagement in der Dritten Liga bewegen, wo der FCE damals noch spielte.

«Ich als abtretender Präsident werde sicher nicht Vorgaben für die Zukunft machen.»

Franco Gulli, abtretender Präsident des FC Emmenbrücke

Hat sich der FCE finanziell übernommen? Gulli reagiert mit einer Gegenfrage: «Darf man denn keine Freunde haben?» Mit Puljić sei er befreundet, mit Salius’ Bruder gar aufgewachsen. «Wir haben uns bemüht, eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen.» Das gehe halt nur mit gewissen «Connections». Sowieso: Der FC Emmenbrücke sei keine schlechte Adresse. Es gehe eben nicht immer nur ums Geld.

Dennoch: Geld ist über all die Jahre geflossen. Eine konkrete Summe will Franco Gulli nicht nennen. «Immer so viel wie nötig und so wenig wie möglich», sagt er. Es sei was anderes, die Mannschaft zum Essen einzuladen oder eine komplette Saison zu finanzieren. «Und Sie können davon ausgehen, dass ich keine komplette Saison finanziert habe.» Doch in kritischen Phasen sei er mit seiner Firma eingesprungen und habe als grosszügiger Sponsor seine Vision für den FCE umgesetzt. Eine Vision, die der Verein mitgetragen habe.

Freiwilliger Abstieg stand im Raum

Ob die Mannschaft nun zusammenbleibt oder nicht – der freiwillige Abstieg stand im Raum. Vielleicht wünschten sich die Verantwortlichen gar eine Niederlage im letzten und alles entscheidenden Spiel der Saison? Gulli gibt zu: «Der freiwillige Abstieg stand im Raum.» Die Idee sei aber schnell wieder vom Tisch gewesen. Man wolle in der Ersten Liga bleiben.

«Über den FCE wird und wurde schon immer viel geredet und spekuliert. Und wenn einer mal ‹A› sagt, sagen andere sofort auch ‹B›, ‹C› und ‹D›. So läuft das im Regionalfussball.»

Franco Gulli, abtretender Präsident des FC Emmenbrücke

Auch weil dem Club – entgegen den Gerüchten – das Geld dafür eben nicht fehle, wie Gulli bekräftigt. Doch während er betont, dass auch der neue Vorstand und Präsident – deren Namen noch unbekannt sind – in der Ersten Liga bleiben wollten, scheint in dieser Frage das letzte Wort noch nicht gesprochen. Der endgültige Entscheid sei Sache der neuen Crew, sagt Gulli. «Ich als abtretender Präsident werde sicher nicht Vorgaben für die Zukunft machen.»

Neuer Vorstand habe Arbeit aufgenommen

Franco Gulli geht nicht alleine. Auch Janko Pacar, der inzwischen nicht mehr aktiv Fussball spielt, sondern in den Vorstand gewechselt ist, und Christian Fluder, der zu seinem Stammverein, dem SC Kriens, zurückkehrt, treten vom Vorstand zurück. Dasselbe gilt für den Vizepräsidenten Urs Aregger. Er habe Gulli gegenüber immer schon gesagt: «Wir haben zusammen angefangen. Wir hören zusammen auf.» Einige mögen dies als schlechtes Zeichen werten. Gulli hingegen beschwichtigt. Es sei wie im Geschäftsleben: «Manchmal tut eine Bereinigung gut.»

Franco Gulli sieht der Zukunft des FC Emmenbrücke positiv entgegen. Der neue Vorstand habe die Arbeit bereits aufgenommen und stelle eine neue Crew zusammen. «Es wird auch Leute geben, die sagen: ‹Jetzt ist der Gulli weg, jetzt kann ich mich einbringen›.»

Ihm sei der Verein über all die Jahre ans Herz gewachsen, sagt Gulli. Wenn der neue Vorstand seine Hilfe anfordern werde, stünde er mit Rat und Tat zur Seite. Dass der neue Vorstand in einer Phase übernimmt, in der die Gerüchteküche rund um den FC Emmenbrücke so richtig brodelt, scheint ohnehin nicht weiter der Rede wert zu sein. Franco Gulli sagt: «Über den FCE wird und wurde schon immer viel geredet und spekuliert. Und wenn einer mal ‹A› sagt, sagen andere sofort auch ‹B›, ‹C› und ‹D›. So läuft das im Regionalfussball.»

PS: Gemäss Franco Gulli heisst der neue Präsident des FC Emmenbrücke nicht Urs Dickerhof.

Verwendete Quellen
  • Telefonat und schriftlicher Austausch mit Franco Gulli, abtretender Präsident des FC Emmenbrücke
  • Schriftlicher Austausch mit Reto Gertschen, Leiter des Ressorts Trainerausbildung im SFV
  • Artikel vom 14. Juni 2017 auf «Regiofussball.ch»
  • Beitrag auf Facebook zur aktuellen Situation und zu Gerüchten rund um den FC Emmenbrücke
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Anca
    Anca, 13.06.2023, 05:54 Uhr

    über Jahre wird beim FCE schlecht gearbeitet. Mit der Juniorenabteilung ging es nur schlechter. Klar ist es schwierig, gute und fachgerechte Trainer und Helfer zu finden. Jedoch ist beim FCE alles schief gegangen. Nur mit regionalen und guten Junioren kommt man voran!!!

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