FCL-Präsident Studhalter über die Vereinsführung

«Remo Meyer ist kein ‹Plauderi›, dafür einer der besten Sportchefs der Schweiz»

FCL-Präsident Philipp Studhalter (rechts) hält grosse Stücke auf seinen Sportchef Remo Meyer (links): Hier verabschieden sie den langjährigen Captain Claudio Lustenberger vor dem 3:0-Heimsieg gegen den FC Zürich.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Die Entlassung von René Weiler im Februar 2019 hat für ein Millionenloch in der FCL-Kasse gesorgt. Für Präsident Philipp Studhalter ist Sportchef Remo Meyer aber weiterhin einer der besten Sportchefs der Schweiz. Er sagt ausserdem, weshalb man in der Vereinsführung auf Understatement setzt, denn: «Wir sind nicht irgendein Grossstadt-Klub».

Der FC Luzern hat die Saison 2018/19 auf dem fünften Platz der Super League abgeschlossen und dabei einen Zuschauerrückgang von fast 700 Besuchern pro Spiel gegenüber der Vorsaison hinnehmen müssen (zentralplus berichtete). Im zweiten Teil des Interviews mit Philipp Studhalter geht es um die Aussenwahrnehmung der FCL-Exponenten und den Grund, warum der Klub so defensiv kommuniziert.

zentralplus: Philipp Studhalter, es hilft, wenn das Profil, das sich der FC Luzern selber verpasst, von Klub-Exponenten nach aussen getragen wird, die Ausstrahlung und Charisma besitzen. Erachten Sie Ihre operative Führung in dieser Beziehung gut aufgestellt?

Philipp Studhalter: Mit dem Team bin ich jetzt sehr einverstanden. Wir reden alle die gleiche Sprache. Wir haben alle unterschiedliche Perspektiven: Der Präsident schaut weit in die Zukunft, der Sportchef denkt mittelfristig und der Trainer kurzfristig. Dieses Handling ist nicht immer einfach. Aber von den Typen her darf ich sagen, dass wir keine prahlenden Leute sind. Wir sind nicht irgendein Grossstadt-Klub. 

zentralplus: Charisma hat aber nicht zwingend etwas mit Prahlerei zu tun.

Studhalter: Okay, aber ich glaube schon, dass die Typen, die das Gesicht des FCL sind, gut ankommen. Es ist nicht Hollywood, sondern solide Arbeit. Das ist für mich entscheidend. Dass man im Team zusammenarbeitet und über das redet, was man wirklich gemacht hat. Und nicht darüber, wie man das genial gemacht hat. Das beinhaltet ein gewisses Understatement, das ist vielleicht etwas ungewöhnlich im heutigen Sport, in dem es dominantere und charismatischere Persönlichkeiten gibt. Dafür aber ist die Authentizität bei uns sehr hoch.

zentralplus: Worauf basiert Ihre Feststellung?

Studhalter: Das merken die Fans, das erhalte ich auch als Feedback im VIP-Bereich. Wir schauen, im Gegensatz zu den Medien, auf das, was wir erreicht haben. Und nicht darauf, wie hoch die Luft nach oben noch ist. Ich fühle mich trittsicher auf dem Fundament, das wir erbaut haben. Und darüber hinaus ist für mich das Signal, das Bernhard Alpstaeg mit der Swisspor als Namensgeberin der Swissporarena bis 2026 ausgesendet hat, von entscheidender Bedeutung. Ausserdem hat unser Hauptsponsor «Otto’s» um eine weitere Saison bis 2021 verlängert. Wenn unsere Reputation wirklich so schlecht wäre, würden die beiden namhaften Unternehmen nicht weiterhin in uns investieren.

«Remo Meyer ist kein ‹Plauderi›, dafür einer der besten Sportchefs der Schweiz.»

zentralplus: Nun scheint es aber auch, dass sich Sportchef Remo Meyer schwer damit tut, sich gewinnbringend in der Öffentlichkeit zu verkaufen. 

Studhalter: Ja, das ist korrekt. Remo ist extrem darauf bedacht, nur das zu kommunizieren, was Tatsache ist. Aber in der Beurteilung, was er qualitativ im Sport vor dem Hintergrund der Finanzen erreicht, ist er für mich sensationell. Er ist kein Träumer, der alles schönredet. Vielmehr steht er hin, wenn er einen Fehler gemacht hat. Aber er steht auch dezent und demütig hin, wenn etwas gut gelaufen ist.
In unserer Führung ist es so, dass die Mannschaft im Rampenlicht steht, wenn sie gewinnt. Da muss nicht der Präsident und der Sportchef hinstehen im Sinne von: «Gell, wir sind genial.» Aber wenn es nicht funktioniert, gehört es zu unserem Jobbeschrieb, dass wir vor die Mannschaft hinstehen. Um zu ihrer Frage zurückzukommen: Remo Meyer ist kein «Plauderi», dafür einer der besten Sportchefs der Schweiz.

zentralplus: Aber eine defensive Kommunikation ist nicht ein Alleinstellungsmerkmal von Meyer beim FCL.

Studhalter: Ja, da sind wir deckungsgleich. Wir kommunizieren auf dem Fundament, das wir haben. Remo und ich brauchen nur dann im Fokus zu stehen, wenn etwas nicht läuft. Dann haben wir in der Planung Fehler gemacht. Aber man kann sagen, dass wir uns in der Saison, in der die Barrage wieder eingeführt worden ist, nicht schlecht «gemetzget» haben. Viele Klubs haben nicht antizipiert, was die Barrage wirklich bedeutet. Ich war ein Gegner davon, weil damit Werte zerstört werden.

«Für den Begriff ‹Kässeli› möchte ich mich entschuldigen, das kam falsch rüber.»

zentralplus: Bedeuten der finanzielle Mehraufwand für den Dreijahresvertrag von René Weiler, das Engagement seines Nachfolgers Thomas Häberli und die Mindereinnahmen durch den abermaligen Zuschauerrückgang auch weniger Budget für die erste Mannschaft?

Studhalter: Nein, das bleibt sich gleich. Es gibt aber auch kein «Kässeli», wie ich das nach der Entlassung Weilers gesagt habe. Eine normale Argumentation über die Budgets, die wir nun überprüfen mussten, versteht der Leser nicht. Es gibt in jedem Budget eine Reserve. Die finanziellen Verpflichtungen gegenüber René Weiler haben uns in der Entwicklung verlangsamt. Aber klar war zum Vornherein, dass das Budget der ersten Mannschaft gleich bleiben muss. Der Sport ist der Motor unseres Unternehmens. Das heisst, wir mussten Projekte auf später verschieben oder reduzieren. Für den Begriff «Kässeli» möchte ich mich entschuldigen, das kam falsch rüber.

zentralplus: Lässt sich aus der Vertragsverlängerung der Swisspor AG als Namensgeberin der Swissporarena bis 2026 schliessen, dass Firmenbesitzer Bernhard Alpstaeg auch als FCL-Mehrheitsaktionär solange dabei sein wird?

Studhalter: Nein, das hat nichts miteinander zu tun. Er kann von einem auf den anderen Tag beschliessen, sein Engagement als Aktionär des FCL zu beenden. Dass es eine geistige Bindung gibt, weil es sich um den gleichen Kopf handelt, kann sein.

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