Muss sich der Trainer an der Nase nehmen?

FCL schrammt in letzter Sekunde an Blamage vorbei

Ob es nun seinem Plan oder der guten Laune des Schicksals geschuldet war: Am Ende siegte Thomas Häberli mit dem FCL 1:0. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Die Erlösung gegen den bescheidenen KÍ Klaksvík kam spät, aber sie kam: Christian Schneuwly traf in der Nachspielzeit zum 1:0 für den klaren Favoriten FCL. Dessen Trainer Thomas Häberli gab eine rätselhafte Vorstellung ab.

Vielleicht hat er einen untrüglichen Sinn für das ganz grosse Drama, nach der spielerisch ungenügenden Vorstellung in St. Gallen (2:0) bloss zur Unzeit ein Exempel mit seiner Aufstellung statuieren zu wollen. FCL-Trainer Thomas Häberli nahm Tsiy Ndenge erst gar nicht ins Aufgebot und beliess mit Francesco Margiotta einen weiteren technisch versierten Offensivspieler vorerst auf der Ersatzbank. Das gleiche Schicksal traf auch Sturmtank Blessing Eleke.

War es ein Anfall von Überheblichkeit? Oder glaubte Häberli wirklich, er könnte die Färinger auch mit dem zweiten FCL-Anzug in die Schranken weisen?

Pfiffe zur Halbzeit

Als die erste Halbzeit vorbei war, hallten Pfiffe der Unzufriedenen unter den über 6300 Zuschauer durch die Swissporarena. Es stand 0:0 – bloss 0:0. Der FCL hatte Pech mit einem Lattenkopfball von Pascal Schürpf und einen durch einen Färinger an den Pfosten gelenkten Ball.

Aber auch Glück, dass FCL-Goalie Marius Müller einen Kopfball Páll Klettskard über die Latte drehte. Den folgenden Eckball setzte Jóannes Danielsen an die Querstange. «Marius hielt uns im Spiel», machte sich FCL-Terrier Idriz Voca nichts vor.

In der 55. Minute brachte Häberli mit einem Doppelwechsel Francesco Margiotta für den blassen Skelqim Demhasaj und Blessing Eleke für den spielerisch überfordert Eric Tia. Alsbald entwickelte sich ein anderes Spiel, schnürte der FCL die gegnerischen Halbprofis in deren eigener Platzhälfte ein. Plötzlich war das Angriffsspiel variantenreicher, es kamen Abschlüsse aus der zweiten Reihe statt bloss hohe Flanken wie bis anhin.

Mit Einwechslungen nimmt der FCL Fahrt auf

«In der zweiten Halbzeit haben wir gescheiter gespielt», befand Voca. Der FCL rannte an gegen die gnadenlos ablaufende Zeit, beklagte mit zwei weiteren Pfostenschüssen zusätzliches Pech – ehe Christian Schneuwly zum Matchwinner wurde. Einen Abpraller nutzte er dazu, um die Blamage mit dem späten 1:0 abzuwenden.

Bleibt die Frage, warum Häberli sein Team mit einer eigenartigen Aufstellung selber schwächte?

Seiner Darstellung nach folgte alles einem grossen Plan. Ndenge hat Häberli nicht aufgeboten, weil der Deutsche krank gewesen sei. Zudem sei er nicht ganz zufrieden gewesen mit der Leistung seiner Mannschaft zum Saisonauftakt. «Wir wussten, dass es heiss wird am Donnerstagabend und wir in der zweiten Halbzeit nachlegen müssen. Das haben die Spieler gemacht.»

Mit dem Mini-Heimsieg haben die Luzerner zumindest die Minimalvorgabe an den Heimauftritt in diesem Duell gegen den KÍ Klaksvík erfüllt – aber die eigene Zielvorgabe klar verfehlt (zentralplus berichtete). Aber wie lässt sich die Leistung der Luzerner im ersten Duell dieses Sommers auf europäischer Ebene einordnen? «Wir haben es immer noch in den eigenen Händen», umdribbelte Voca die Frage .

Bei dieser knappen Ausgangslage vor dem Rückspiel am Schweizer Nationalfeiertag auf den Färöer Inseln sollte Häberli das Glück vielleicht kein zweites Mal herausfordern. Erst recht nicht auf Kunstrasen.

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