Übernehmen zerstrittene Aktionäre Defizitgarantie?

FCL-Präsident arbeitet mit Hochdruck an Minimallösung

FCL-Präsident Philipp Studhalter setzt alles daran, die zerstrittenen Aktionäre im Hinblick auf die neue Saison zumindest zu einer Defizitgarantie zu bewegen. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Unter dem Eindruck der sportlichen Talfahrt der Luzerner baut sich öffentlicher Druck auf, eine nachhaltige Lösung im Hahnenkampf der FCL-Aktionäre herbeizuführen. Doch weil eine solche nicht in Sicht ist, bemüht sich FCL-Präsident Philipp Studhalter alternativ um eine Minimallösung.

Wegen des Aktionärsbindungsvertrags stehen eigentlich drei Lösungen im Vordergrund, um den unversöhnlichen Krach zwischen den FCL-Investoren aus der Welt zu schaffen: Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg übernimmt die Anteile der «Sieberianer». Oder im umgekehrten Fall die Gruppe um Marco Sieber mit dem wohlbestallten Samih Sawiris im Rücken jene von Alpstaeg.

Die dritte ist ein kompletter Neustart mit einem Geldgeber, der entweder die Aktien Alpstaegs oder jene der «Sieberianer» übernimmt.

Sawiris will nicht Mehrheitsaktionär werden

Doch zwei dieser drei Lösungen zum Wohle der Institution FC Luzern können als unrealistisch eingestuft werden: Alpstaeg und Sieber verachten sich gegenseitig derart, dass es beiden nicht im kühnsten Traum in den Sinn käme, ihre Aktien dem verhassten Gegenspieler zu verkaufen. Bei Marco Sieber kommt noch dazu, dass er es geradezu geniesst, im Zusammenhang mit dem FCL im Rampenlicht zu stehen.

Um Samih Sawiris als Mehrheitsaktionär des FC Luzern gewinnen zu können, wird Sieber nicht um einen Rücktritt herumkommen. Sonst wird Alpstaeg nicht verkaufen.

Aber so weit wird es offensichtlich nicht kommen. Im «Blick» wird der 62-jährige Sawiris, dem in seiner Heimat Ägypten der Erstligist El Gouna gehört, folgendermassen zitiert: «Ich möchte nicht Mehrheitsaktionär beim FCL werden.»

Hahnenkampf gefährdet sportliche Stabilität

Eine Einigung zum Wohle der Institution FC Luzern zu finden, ist mit den aktuellen Aktionären eine unmöglich scheinende Aufgabe. Damit erlangt die Lösung mit einem aussenstehenden Käufer eine erhöhte Bedeutung. FCL-Präsident Studhalter sagt: «Es gibt immer wieder Interessenbekundungen, bis die Sache dann konkret wird. Aktuell ist mir kein potenzieller Käufer bewusst.»

Was also tun? Der Hahnenkampf der eitlen FCL-Aktionäre hat negativen Einfluss aufs Image des Klubs, auf die Sponsorensuche und aufs Marketing. Und je länger er andauert und mit ihm die Diskussionen um eine mögliche Lösung, umso mehr gerät die sportliche Stabilität des FC Luzern in Gefahr.

Mit drei Niederlagen in Folge gegen Neuchâtel Xamax, Lugano und Servette ist die Mannschaft in Schräglage geraten und der Trainer Thomas Häberli von Sportchef Remo Meyer zu Recht in Frage gestellt worden (zentralplus berichtete). «Einen Antrag von Remo Meyer auf eine Freistellung von Thomas Häberli gibt es nicht», beantwortet Studhalter eine entsprechende Frage.

Bieten FCL-Aktionäre Hand zur Minimallösung?

Aber es gibt einen Ausweg aus der verfahrenen Situation an der Führungsspitze des FC Luzern: Es ist quasi eine Minimallösung.

Die Minimallösung sieht so aus: Die Aktionäre, die bis auf Josef Bieri allesamt aus dem Verwaltungsrat ausgetreten sind, tragen den Klub und die Strategie, die sie selber bestimmt haben, weiter. Sie leisten damit eine Defizitgarantie, die der operativen Führung des FCL Luft und all jenen, die dem Klub in irgendeiner Art und Weise zugetan sind, etwas Gelassenheit und Hoffnung auf bessere Zeiten gäbe.

«Genau in diese Richtung arbeite ich», gibt VR-Präsident Philipp Studhalter auf Anfrage von zentralplus zu. «Letztlich handelt es sich aber um ein gentlemen's agreement. Verbindliche Zusagen sind für den Klub essenziell, die dazu führen müssen, dass der FCL das Geld, falls nötig, auch auf dem Konto haben wird.»

Bernhard Heusler, früher Präsident des FC Basel, arbeitet als Berater im Hintergrund an einer nachhaltigen Lösung für den FC Luzern. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Man müsste meinen, dass diese Loyalität zum Verein eine Mindestanforderung an einen FCL-Aktionär darstellt. «Bis jetzt haben sich die Aktionäre immer zusammengerauft, wenn es um und für den FCL ging», ist Studhalter guter Dinge.

Laut Behauptung der «Sieberianer» in der Luzerner Zeitung soll Bernhard Alpstaeg im Zuge des Streits um die Übernahme des Aktienpakets des früheren FCL-Präsidenten Walter Stierli damit gedroht haben, sich nicht mehr an einer Defizitgarantie zu beteiligen. Damit wäre folglich die Lizenzerteilung der Super League für die laufende Saison in Gefahr geraten.

Heusler mit dem entscheidenden Impuls?

Aber die Uhr tickt wieder: Das Lizenzierungsverfahren der Super League für die Saison 2020/21 wird für den FC Luzern zur Nagelprobe werden. Laut Auskunft von Studhalter wird der FCL im nächsten März unter anderem Budget, Angaben zur Finanzierung und die Zusicherung von Deckungsbeiträgen im Hinblick auf nächste Saison einreichen müssen. Ohne die finanzielle Rückendeckung der aktuellen Aktionäre könnte die Zukunft des Vereins in der höchsten Liga der Schweiz auf dem Spiel stehen.

Studhalter steckt in der schwierigsten und anspruchsvollsten Phase, seit er im Sommer 2015 Präsident des FC Luzern geworden ist. Aber sie ist gleichzeitig auch seine Chance, sich ein eigenständiges Profil als Führungspersönlichkeit zu geben. Im Kampf um eine nachhaltige Lösung für die wirtschaftliche und sportliche Zukunft des Vereins wird Studhalter von Bernhard Heusler unterstützt.

zentralplus weiss: Heusler ist zwar ursprünglich von Alpstaeg als persönlicher Berater mit einem Mandat ausgestattet worden – aber nach wenigen Monaten ging dieses an den gesamten FCL-Verwaltungsrat über. Studhalter sagt dazu: «Es war immer so abgemacht, dass Bernhard Heusler im Interesse des FCL beratend tätig ist und sich nicht nur als Vertreter eines Aktionärs einbringen sollte. Mit dem Rücktritt von Bernhard Alpstaeg aus dem Verwaltungsrat war für uns klar, dass wir das Mandat auf die FCL Holding AG übertragen. Gerade in dieser schwierigen Phase kann er dem Verwaltungsrat mit seinem Know-how und seiner Erfahrung helfen.»

Kann der frühere FCB-Präsident in diesen Tagen und Wochen des gnadenlosen Hahnenkampfs unter den FCL-Aktionären den entscheidenen Impuls geben?

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Robert Casagrande
    Robert Casagrande, 17.11.2019, 00:58 Uhr

    [email protected], Blödsinn was da interpretiert wird. Dieser Artikel heizt nur alle weiter gegeneinander auf. Bringt keine Gewinner und nur Verlierer. wollt Ihr wirklich euer Interesse Leser zu finden vor das Wohl des FCL stellen. Seit doch mal ruhig. Lasst Bernhard Alpstaeg Kuren und seine Ruhe finden. Es braucht eine Win/Win Lösung. Alle Verwaltungsräte sind intelligent und werden zusammen eine Lösung finden. Wichtig als Lösung ist. Es darf nur einen Chef geben.

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