Erneuerbare Energie als Schlüssel für die Zukunft

Sorgen Heizpilze für Revolution in Zuger Gastronomie?

Mit Gas betriebene Heizpilze sind in vielen Städten ein vertrautes Bild. In Zug haben sie nur Zukunft, wenn sie mit Biogas betrieben werden. (Bild: Adobe Stock)

In nördlichen Städten spielt sich ein Teil des gastronomischen Lebens draussen ab – dank Heizpilzen. Diese werden nun wegen Corona auch in Zug zugelassen, aber vorerst wohl eine Ausnahmeerscheinung bleiben. Dennoch könnten sie sich mittelfristig durchsetzen.

Für einmal reagierte die Politik in Rekordschnelle: Vergangene Woche stimmte der Zuger Kantonsrat einem FDP-Postulat zu, wonach die unter der Coronakrise leidende Gastronomie in diesem Winter ausnahmsweise draussen wirten und dazu Heizpilze einsetzen darf. Ein knappe Woche danach setzte es der Zuger Regierungsrat um – indem er einen Artikel im kantonalen Energiegesetz vorübergehend ausser Kraft setzte (zentralplus berichtete).

So dürfen nun also Beizer im Kanton Zug ab sofort bis zum 21. April Gäste draussen bewirten und sie zusätzlich mit Heizstrahlern und Feuerschalen warm halten. Alle, die über eigene Aussenflächen verfügen, müssen nicht einmal auf der Gemeinde nachfragen: Sie können die Heizpilze einfach aufpflanzen – und los geht der winterliche Gastrospass.

Klare Vorgabe

«Wir sind froh, dass der Kanton so schnell und so klar entschieden hat», sagt Urs Raschle (CVP), zuständiger Stadtrat von Zug. So gibt es für die Gemeinden nicht mehr zu deuteln.

Die Stadt will dem Willen der kantonalen Politik auch auf eigenem Grund Nachachtung verschaffen. Bekanntlich hat sie den Wirten im Sommer eigenen Grund grosszügig und unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Die Begeisterung vieler Einwohner für das neue mediterrane Flair von Zug veranlasste den Stadtrat darauf, die Bewilligung zur Aussenbestuhlung im Herbst zu verlängern.

Gastronomie auf gemeindlichem Grund sollte ursprünglich auch während des Winters möglich bleiben. Jedoch hat sich der Stadtrat unter anderem wegen Lärmbedenken dann anders entschieden (zentralplus berichtete).

Stadt Zug denkt um

Die Zulassung von Heizpilzen im Corona-Winter hat nun ein neuerliches Umdenken bewirkt. «Wir werden Gesuche zum Aufstellen von Heizpilzen für eine Aussenbestuhlung auf städtischem Grund speditiv und grosszügig prüfen», sagt Urs Raschle.

«Viele Wirte haben ja nur schon Probleme, die Tische in den Innenräumen zu besetzen.»

Zari Dzaferi (SP), Baarer Gemeinderat

Ein paar Tische an einem Platz aufzustellen, dürfte also kein Problem sein, sofern Lärm- und Feuerpolizeivorschriften eingehalten werden. Komplizierter wird es, wenn Wirte Zelte oder hölzerne Kabäuschen aufstellen wollen, um ihre Gäste darin zu bewirten.

Teure Anschaffungen

«Der Kanton ermöglicht einfach ausnahmsweise, in Aussenräumen Heizgeräte aufzustellen», sagt Baudirektor Florian Weber (FDP). «Werden Zelte oder ähnliches gewünscht, dann sind die Gemeinden für eine Bewilligung zuständig.»

Offen bleibt, ob das Angebot zur Gastronomie im Aussenbereich auch genutzt wird. «Ich bin sehr gespannt», sagt Urs Raschle. Eine Umfrage bei Stadtzuger Wirten förderte skeptische Stimmen zutage. Zu teuer seien die Heizpilze in der Anschaffung. Den Betrieb von Zelten oder Gartenhäuschen auf der Gasse machen die bundesrätlichen Vorschriften für Wirte eher unwirtschaftlich.

Baar: Wohl nur eine Nischenfunktion

«Die Heizpilze werden wohl nur eine Nischenfunktion erfüllen», sagt Zari Dzaferi (SP), der für die Bewilligungen in Baar zuständige Gemeinderat. «Aufgrund der Covid-Situation haben viele Wirte ja nur schon Probleme, ihre Tische in den Innenräumen zu besetzen.»

Baar hatte seinen Gastronomen im Sommer ebenfalls den gesteigerten Gebrauch von öffentlichem Grund ermöglicht. Lediglich zwei Betriebe hätten davon Gebrauch gemacht und ihre Aussenplätze erweitert, sagt Dzaferi.

Noch kein Gesuch eingegangen

«Mit der neuen Situation ist es so, dass wir überhaupt noch kein Gesuch für den Betrieb von Heizpilzen erhalten haben», sagt Dzaferi. Auch für die Bewilligung, in einem Aussenzelt zu wirten, wurde in Baar noch nicht nachgesucht.

Also werden dieses Wochenende die Heizpilze voraussichtlich nicht en masse aus dem Boden schiessen. Aber es ist gut möglich, dass sie in den kommenden Wintern im Kanton Zug Fuss fassen – und dies obwohl die Ausnahmeregelung zum Betrieb von Aussenheizungen eigentlich nur heuer gilt.

Guter Rat des Kantons

Die Baudirektion rät den Zuger Gastronomen nämlich ausdrücklich «in erneuerbare Systeme zu investieren, da solche Heizungen schon heute zugelassen sind und somit auch in Zukunft entsprechend genutzt werden können».

Tatsächlich lautet der Artikel im Energiegesetz, den die Regierung coronabedingt ausser Kraft gesetzt hat: «Die Beheizung von Anlagen im Freien ist nur dann gestattet, wenn wenigstens zwei Drittel der benötigten Energie aus erneuerbaren Quellen stammen und die Energieverwendung bedarfsabhängig gesteuert ist.»

Anfang einer Entwicklung

Will heissen: Werden Heizstrahler und Feuerschalen mit erneuerbarer Energie betrieben, sind sie ohnehin und auch im kommenden Winter erlaubt. In der Tat gibt es Heizpilze, die mit Holzpellets oder Biogas betrieben werden und diese Bedingungen erfüllen.

«Heizpilze mit Solarzellen wären eine bahnbrechende Erfindung.»

Urs Raschle (CVP), Zuger Stadtrat

«Es sind noch nicht so viele Modelle davon auf dem Markt», sagt der Zuger Stadtrat Urs Raschle, der ausserdem zu bedenken gibt, dass das Energiegesetz revidiert werden soll, wofür derzeit die Vernehmlassung läuft.

Aber gewiss scheint: Die Zukunft gehört den Öko-Heizstrahlern, auch wenn diese noch kaum verbreitet sind. «Das würde sich vielleicht ändern, wenn jemand einen Heizpilz erfindet, der mit Solarzellen betreiben wird», sagt Urs Raschle. «Das wäre wirklich eine bahnbrechende Erfindung.»

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5 Kommentare
  • Profilfoto von Max Barmettler
    Max Barmettler, 06.12.2020, 15:19 Uhr

    Was kommt nach den «grünen» Heizpilzen? Grüne Batterien? Grüner Zement für die Sockel der Windräder und grüner Stahl? Grünes Kupfer für die vielen neuen Leitungen? Und schliesslich gar grüne Rindviehfürze?

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  • Profilfoto von Hans Peter Roth
    Hans Peter Roth, 06.12.2020, 14:38 Uhr

    Als stolzer Besitzer mehrerer Jute-Einkaufstaschen habe ich natürlich auch alternative Ideen zum gemütlichen Draussen-Dinieren (brrr!) im Winter: Wie wäre es mit einem echten Island-Pullover (Lopapeysa)? Die Schafe in Island haben ein besonders dickes Fell und die daraus gewonnene Wolle ergibt Pullover mit einer sehr guten Wärme-Isolierung. Obschon ich einen solchen Pullover besitze, bevorzuge ich im Winter, das Essen drinnen einzunehmen. Schliesslich kaufe ich auch keine Trauben im Frühling, da zuviel graue Energie drin steckt. Die durchaus realistischen Energieziele erreichen wir u.a. durch Verzicht auf blödsinnige Energieverschwendungen.

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  • Profilfoto von Luc Bamert
    Luc Bamert, 06.12.2020, 13:57 Uhr

    Netter Versuch, Biogas schönzureden. Wird es für Heizpilze verwendet, fehlt es einfach andernorts, zum Heizen, Kochen etc. Dort wird dann umso mehr Erdgas verbraucht. Denn Biogas ist nur beschränkt verfügbar in der Schweiz, weshalb heute schon importiert wird.
    Und selbstverständlich stossen auch Pellets CO2 aus, genau wie das Cheminée zu Hause. Nur würde bei Letzterem niemand von erneuerbarer Energie sprechen.
    Statt aufzuhören, von «netto null» CO2-Ausstoss etc. zu träumen und die illusionäre Energiestrategie 2050 zu entsorgen, vollführt die Politik ständig neue Pirouetten. Den Humorpreis verdient zweifellos die Idee, Heizpilze mit Solarenergie zu betreiben. Leider ist zu befürchten, dass der Politiker dies ernst gemeint hat.

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    • Profilfoto von Stefan Ernst
      Stefan Ernst, 06.12.2020, 18:43 Uhr

      Dazu kommt noch, dass Holzheizungen ihre Umgebung in hohem Masse mit Feinstaub belasten – deutlich ungesunder für die Gäste, als wäre man beim Gaspilz geblieben.

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  • Profilfoto von Paul Bründler
    Paul Bründler, 06.12.2020, 12:28 Uhr

    «Das würde sich vielleicht ändern, wenn jemand einen Heizpilz erfindet, der mit Solarzellen betreiben wird», sagt Urs Raschle. «Das wäre wirklich eine bahnbrechende Erfindung.»

    Oje, das braucht man nicht zu «erfinden», das müsste man nur zusammenstecken.
    Das rechnet sich nur einfach hinten und vorne nicht, besonders im Winter, wenn man es braucht und die Sonnen nicht scheint.
    Man müsste dem Politikern mal Nachhilfe in Physik und Technik geben, damit sie in der Realität landen.

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