Warum Kanadier extra fürs ESAF anreisen

Schwingen trainiert er vor allem mit Youtube-Videos

Oh Canada! Nicht nur Schweizer sind am Eidgenössischen vertreten. (Bild: wia)

In der Schwingerarena ist Edelweiss Trumpf und der Bundespräsident hebt zum Loblied auf das Sennentum an, während Schweizerfahnen geschwungen werden: Das Eidgenössische ist ein ur-schweizerischer Anlass. Doch hängen da auch zwei grosse kanadische Flaggen in der Arena. Tatsächlich nehmen auch US-Amerikaner und Kanadier teil. Und sie haben ihre Fans mitgebracht.

Die Schwinger Betschart, Brönimann, Schallberger, Widmer, Badat, Koch und Gwerder fallen auf am Eidgenössischen in Zug. Nicht, weil sie weniger bullig wären als ihre Kontrahenten.

Vielmehr, weil ihr Anreiseweg nach Zug deutlich länger ist als jener der Genfer, Walliser und Bündner, die hier um den Königstitel kämpfen. Aus Nordamerika kommen sie, aus Kalifornien, Nevada, Quebec und Ontario. Allesamt haben sie Schweizer Wurzeln und trainieren ennet des Atlantiks «Swiss Wrestling».

John Koch erhält Support von weit her

John Koch ist einer von ihnen. Der Kanadier nimmt heuer zum zweiten Mal am ESAF teil und hat zur Unterstützung seine Freundin Taïga und seine Schwester Stefanie mitgenommen. Am Samstagabend trafen wir die beiden im sich leerenden Stadion.

«Unsere Schwingfeste sind so klein, dass alle Zuschauer auf Strohballen Platz finden.»

Nervös sei der 28-Jährige im Voraus gewesen, erzählt Taïga. Kein Wunder, blickt man hinaus in die riesige Arena, in der bis vor wenigen Stunden Tausende Augenpaare den Kämpfen gefolgt waren.

«Viermal im Jahr werden in Quebec Schwingfeste durchgeführt», erklärt Stefanie. «Doch die sind so klein, dass alle Zuschauer auf Strohballen Platz finden, die um den Schwingplatz positioniert wurden.»

Stefanie Koch (l.) und John Kochs Freundin Taïga sind von weit hergereist, um ihren Kanadier zu unterstützen. (Bild: wia)

Das nächste Training ist in drei Stunden Entfernung

John Koch ist Landwirt. Der Hof seines Vaters, ein Betrieb mit 300 Kühen, liegt in der Provinz Ontario. «Der nächste Ort, an dem Schwingtrainings stattfinden, liegt drei Stunden entfernt in Quebec. So bringt er sich das Schwingen meist selber bei mittels Youtube-Videos», sagt Taïga lachend. Sie ergänzt: «Er schaut sich sehr häufig Aufzeichnungen von alten Schwingfesten an und lernt so die Techniken.»

Nicht nur, natürlich. «John trainiert im Fitnesscenter, zwischendurch fährt er zudem nach Quebec fürs Schwingtraining», sagt Stefanie. Diesen Sommer habe Koch jedoch Glück gehabt. Ein Schweizer Schwinger habe auf einem Hof in der Nähe gearbeitet. «Somit konnten die beiden gemeinsam trainieren.»

Im März verbrachte der 28-Jährige zudem drei Wochen in der Schweiz und bereitete sich gemeinsam mit den Schweizern aufs ESAF vor.

Der Kanadier John Koch (Bild: ESAF)

Keine schlechte Bilanz für den Kanadier

«Für die Ausländer läuft die Qualifikation fürs ESAF anders ab. Sie wissen bereits seit einem Jahr, dass sie teilnehmen dürfen», sagt Taïga. «John konnte sich also schon länger auf diesen Zeitpunkt vorbereiten als seine Schweizer Kollegen.» Was nicht nur von Vorteil gewesen sei. «Das ESAF ist für John seit längerem zu einem wichtigen Ziel geworden. Entsprechend gross war die Nervosität.»

Zwischen all den Schwergewichten hat sich John Koch gar nicht schlecht geschlagen. Ein Sieg und drei Gestellte trug er am Samstag davon. Eine bessere Bilanz also als Schwingekönig Nöldi Forrer, der am Samstag drei Niederlagen kassierte und bloss einen Gestellten schaffte.

«Es hat Spass gemacht, John heute beim Schwingen zuzuschauen», sagt Stefanie. «Insbesondere, weil die Atmosphäre so gut ist!» Wie ihr Bruder spricht auch sie Schweizerdeutsch.

Der einzige Nordamerikaner, der am Sonntag noch im Rennen stand, war Jacob Schallberger. Nach zwei Gestellten war jedoch auch für den Kalifornier nach sechs Gängen Feierabend.

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