Mit Preis geehrt

Wie der Wäsmeli-Cup seit 1978 das Quartier zusammenbringt

Seit 45 Jahren treffen sich am Wäsmeli-Cup Jung und Alt. (Bild: Walti Portmann)

Seit 1978 wird auf dem Wäsmeli-Rasen jedes Jahr im September der Wäsmeli-Cup ausgetragen. In diesem Jahr wird der Cup mit dem Anerkennungspreis Quartierleben 2023 von der Stadt Luzern geehrt. Zeit, zurückzublicken.

Der Fussballplatz ist ziemlich schief. Doch das hat Charme. Die Rede ist vom Wäsmeli-Rasen – auch bekannt unter dem Namen Gartenheimplatz. Dort, inmitten des Quartiers, findet er denn auch statt: der Wäsmeli-Cup. Die Legende besagt, dass dort 1978 die Männer nach den Gymnastikstunden mit ihren Frauen, eine von der Stadt initiierte Quartieraktivität, noch Lust auf etwas «Männlicheres» hatten. Deshalb blieben sie beim Fussballspielen stecken.

Und dort, auf diesem schiefen und irgendwie sakrosankten Rasen, findet jedes Jahr im September der wohl wichtigste Anlass des Quartiers statt. Ende Oktober wurde der Cup mit dem Anerkennungspreis Quartierleben 2023 der Stadt Luzern ausgezeichnet. Aber wer sind die Personen, die den Wäsmeli-Cup über 45 Jahre immer grösser und wichtiger für das Quartier gemacht haben?

Monate vor dem Wäsmeli-Cup beginnt die Organisation

Lothar Steinke ist einer davon. Von 2002 bis 2014 hat er den Cup als OK-Präsident geleitet. Wobei Präsident in seinen Augen etwas dick aufgetragen ist. «Teilweise hatte ich bis zu sechs freiwilligen Helferinnen und Helfern im Hintergrund, die mich während einigen Monaten unterstützt haben, teilweise waren wir aber auch nur zwei Personen, die sich um die Organisation des Wäsmeli-Cups gekümmert haben», erzählt er. Richtig angepackt wurde dann am Cup-Tag selbst. «Da haben immer zahlreiche Freiwillige bei der gesamten Turnierdurchführung geholfen», erinnert er sich.

Das ist im Übrigen heute noch so, sagt Laurin Honegger. Er führte den Wäsmeli-Cup dieses Jahr mit seinem OK-Team zum zweiten Mal durch. Die Organisation des Cups beginnt meist im März und dauert bis kurz vor dem Cup-Tag. An diesen Sitzungen werden die Aufgaben verteilt und die Projektpool-Anmeldung bei der Stadt Luzern eingereicht. Zwischen Juni bis August können sich dann die Teams am Wäsmeli-Cup anmelden.

Lothar Steinke (links) und Laurin Honegger. (Bild: ens)

Eltern und Kinder trainieren sich fit für den Cup

Laurin Honegger ist mit dem Wäsmeli-Cup-Gen aufgewachsen. Er erinnert sich an seine Kindheit zurück: «Einmal regnete es wochenlang. Es war klar, dass der Platz unbespielbar war. Trotzdem stand ich um 6 Uhr auf und musste den Telefon-Infodienst abhören – ‹Der Wäsmeli-Cup ist abgesagt› hiess es da – erst dann war die letzte Hoffnung weg.» Er erinnert sich auch daran zurück, als er bei Kickers und Obergeissenstein Fussball spielte: «Am Wäsmeli-Cup-Tag haben die Teamkollegen aus dem Wäsmeli-Quartier jeweils auf das Meisterschaftsspiel verzichtet. Der Wäsmeli-Cup war uns wichtiger. Dann kam es auch schon vor, dass Stammspieler ausfielen – was bei den Trainern verständlicherweise weniger gut ankam.»

«Richtig toll ist es zu sehen, wie die Kinder ihre Eltern oder gar Grosseltern anfeuern, die in anderen Kategorien gegeneinander antreten.»

Laurin Honegger, aktueller OK-Leiter des Wäsmeli-Cups

Der Cup wuchs über die Jahre schnell an. Auch aufgrund des neu gegründeten Kinder-Fussballclubs von Steinke. Denn plötzlich nahmen am Cup ebenso viele Knaben- wie Männerteams teil, hinzu kamen Frauen- und Mädchenteams. Mittlerweile sind es rund 32 Mannschaften, die sich während eines Tages von 7.30 bis 17 Uhr um die vier Wäsmeli-Cup-Pokale duellieren. «Mehr als an der WM», schmunzelt Steinke, «die könnten wir auch durchführen. Auf unserem Platz gäbe es sicher einen Überraschungssieger!»

Mehr Mädchen spielen Fussball

Auch die Anzahl Mädchenteams ist in den letzten Jahren gewachsen. «Wichtig ist es, dass wir auch die Mädchen über all die Jahre für den Wäsmeli-Cup begeistern können.» Denn das Ziel des Wäsmeli-Cups ist es, verschiedene Generationen, Altersgruppen und Geschlechter während eines Tages zusammenzubringen – auch solche, die in der Zwischenzeit nicht mehr im Wäsmeli-Quartier wohnen. «Richtig toll ist es zu sehen, wie die Kinder ihre Eltern oder gar Grosseltern anfeuern, die in anderen Kategorien gegeneinander antreten», sagt Honegger.

Steinke ergänzt: «Das Besondere am Wäsmeli-Cup ist und bleibt für mich die Vorfreude der Kinder, die sich teilweise mehrere Wochen für den Cup mit ihren Teams und Eltern vorbereiten, die Spannung während des Penaltyschiessens, die Tränen, die bei einer Niederlage fliessen, und die Freude, als Team etwas erreicht zu haben.»

Preisgeld wird für neue Infrastruktur eingesetzt

Damit der Wäsmeli-Cup solche Emotionen auslösen kann, dafür braucht es Sponsoren. Insgesamt belaufen sich die Ausgaben auf 4000 Franken. «Die 5000 Franken Preisgeld für den Anerkennungspreis investieren wir gerne in eine neue Kaffeemaschine, neue Fussbälle und einen neuen Kühlschrank. Dann müssen nämlich nicht mehr die Kaffeemaschinen der Eltern herhalten», erklärt Honegger mit einem breiten Grinsen.

Ähnlich wie der Cup mit dem Quartier ist auch das Quartieressen mit dem Wäsmeli-Cup verschmolzen. Am Ende des Tages werden dort die Preise an die teilnehmenden Teams je nach Platzierung verteilt – der Höhepunkt des Tages. Denn diese stammen allesamt von Sponsoren aus dem Quartier. Das war bereits zur Zeit von Steinke so und wurde vom neuen sechsköpfigen OK-Team entsprechend weitergeführt.

«Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind mit dem Wäsmeli-Cup auf irgendeine Art und Weise verbunden.»

Laurin Honegger, aktueller OK-Leiter des Wäsmeli-Cups

Auch die Mitarbeit der teilnehmenden Teams ist etwas, auf was das OK stolz ist. Der gesamte Turniertag wird getragen von freiwilligen Helfern. Pro Team müssen sich immer wieder Schiedsrichterinnen melden oder Helfer stellen, die am Morgen die Tore im Utenberg-Platz holen und am Ende des Tages zurücktragen. Und die Kinder helfen mit, den Abfall einzusammeln. «So sind alle irgendwie mit dem Wäsmeli-Cup verbunden.»

Welche möglichen Änderungen darf man in Bezug auf den Wäsmeli-Cup in den nächsten Jahren erwarten? «Eigentlich keine. Wir werden weiterhin mit der Wäsmeli-Cup-App arbeiten, die wir eingeführt haben.» Und auch an dem bisherigen Food-Konzept halte man fest. Denn wie sagt man so schön: Never change a winning plan. Ändere nie einen funktionierenden Plan.

Und wenn es im nächsten Jahr im September dann wieder heisst: Am Samstag ist Wäsmeli-Cup, werden hoffentlich wieder genauso viele Mannschaften am Cup teilnehmen. Und sich weniger Trainer über das Fernbleiben der Fussballerinnen ärgern. Man darf gespannt sein, ob die Anzahl erzielter Tore (251), die gespielten Partien (66) und die verkauften Würste (280) aus dem Vorjahr weiter ansteigen.

Verwendete Quellen
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