Drei Jahre «för d'Föchs» gearbeitet

Stadt Luzern sorgt mit Eichhof-Bushäuschen für Ärger

Gastronom Manuel Kaufmann hat drei Jahre «gratis» für die Stadt Luzern gearbeitet. (Bild: Stadt Luzern/zvg)

Die Stadt Luzern macht aus dem Gebäude bei der Haltestelle Eichhof im Sommer 2023 wieder einen Kiosk. Damit sind die Pläne für ein Bistro und Café definitiv vom Tisch. Pläne, die eigentlich bei der Ausschreibung 2019 gewonnen haben.

Seit rund drei Jahren sind die Rollläden beim ehemaligen Eichhof-Kiosk unten. Das Gebäude bei der Bushaltestelle ist schon leer und dies wollte die Stadt Luzern ändern. Dazu lancierte die Stadt 2019 eine Ausschreibung. «Die Stadt Luzern war auf der Suche nach Ideen, die dem Häuschen neues Leben einhauchen und es wieder einer sinnvollen öffentlichen Nutzung zuführen», erklärt Beat Heynen, Leiter Baumanagement der Stadt.

Der Gastronom Manuel Kaufmann und die Buan Architekten reichten die Idee ein, dort ein Bistro und Café zu erstellen. Die Idee stiess bei Stadt und Quartier auf offene Ohren – das Projekt hat 2019 auch die Ausschreibung für sich entschieden (zentralplus berichtete).

Bushäuschen-Café im November auf Eis gelegt

Nach der Ausschreibung begann die intensive Zusammenarbeit mit der Stadt. Interessenten standen bereit, Pläne waren gemacht und sogar das Baugesuch lag öffentlich auf. Die Idee: Das Häuschen sollte für einen Aussenbereich mit Tischen Richtung Taubenhausstrasse geöffnet werden. Die Trafostation von VBL und EWL in der anderen Hälfte des Gebäudes sollte erhalten bleiben.

Es schien nach aussen gut vorwärtszugehen, 2021 sollte das Projekt eigentlich umgesetzt werden. Passiert ist aber nichts. Eine Nachfrage bei der Stadt im November 2021 zeigte, dass das Café blockiert war. Der Luzerner Stadtbaumeister Marko Virant meinte damals: «Die Idee eines Quartiercafés ist weiterhin im Rennen.» Die Abklärungen bräuchten mehr Zeit. «Es hat sich herausgestellt, dass die Kosten für den Umbau zu einem Café höher sind als angenommen. Deshalb gehen wir nochmals über die Bücher.»

Bei den zuständigen Buan Architekten war im November noch eine gewisse Zuversicht zu spüren. «Für uns ist es eine Herzensangelegenheit und wir haben Lust, das Häuschen mit seiner Geschichte zu beleben und einen Mehrwert für das Quartier zu schaffen», sagte Architekt Birk Küng (zentralplus berichtete).

Nach drei Jahren Arbeit ist das Café definitiv vom Tisch

An diesem Donnerstag sandte die Stadt eine Medienmitteilung. Der Titel: «Bei der Haltestelle Eichhof soll als Arbeitsintegrationsprojekt wieder ein Kiosk entstehen.» Damit ist also nun das Café definitiv vom Tisch (zentralplus berichtete).

Warum wurde das Projekt nach rund drei Jahren beerdigt, obwohl es ja schon eine Baueingabe gegeben hat? Beat Heynen erklärt es: «Bei der Weiterentwicklung der Idee wurden die Kosten genau berechnet. Es zeigte sich, dass die ersten Kostenschätzungen zu tief angesetzt waren. Die Investitionen wären sehr hoch und unverhältnismässig gewesen. Deshalb musste das Projekt leider abgebrochen werden.»

Für die Wettbewerbsgewinner ein harter Schritt. Die dreijährige Arbeit war am Ende umsonst. Manuel Kaufmann sagt gegenüber zentralplus: «Wir waren erstaunt über diesen Schritt der Stadt und hatten auch nicht viel Verständnis. Vor allem da es nach einer so langen Arbeitsphase den Projektstopp gegeben hat. Je länger ein Projekt am Laufen ist, desto schwerer wird es, dieses einfach so beerdigen.»

Verantwortliche haben das Gebäude ins Herz geschlossen

Es fällt auf, dass sowohl die Architekten als auch der Gastronom von dem Häuschen schwärmen. Beide betonen, dass sie es grundsätzlich sehr begrüssen, wenn dieses Gebäude «reanimiert» wird. Die Stadt Luzern will den Kiosk 2023 wiedereröffnen und dann den Betrieb dem Arbeitsintegrationsprogramm ReFIT übergeben. Es entsteht somit ein weiteres Angebot, um arbeitssuchende Personen schneller in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Warum dieses Objekt allerdings Jahrzehnte von der Stadt nicht beachtet worden ist, versteht Kaufmann nicht. «Es ist aus unserer Sicht wichtig, dass mit dem Gebäude etwas passiert.» Mit dem neuen Bauprojekt der Stadt gibt es unter anderem eine neue Photovoltaikanlage. Auch eine Dach- und Innensanierung ist geplant. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 350’000 Franken.

Das sind die Neuen beim Kiosk: Co-Projektleitung Sandra Gago und Benedikt Bucher von der Stadt Luzern. (Foto: Stadt Luzern) (Bild: Stadt Luzern)

Drei Jahre gratis für die Stadt gearbeitet

Ein Projekt gewonnen, drei Jahre Ideen auf das Papier bringen. Hat es immerhin für die Beteiligten auch ein bisschen Lohn gegeben? Ja und Nein – Kaufmann hat keinen Rappen gesehen, andere beteiligte Experten allerdings schon. «Dies war schriftlich so vereinbart. Die extern beauftragten Planer erhielten ihr Honorar für ihre Leistungen», erklärt Beat Heynen, Leiter Baumanagement.

Gastronom Manuel Kaufmann liefert einen Einblick in die Buchhaltung und sagt: «Das Architekturbüro hat den Auftrag bekommen, für den Auftrag gab es auch ein Honorar. Meine Arbeit, also die Idee entwickeln, das Projekt auf das Papier bringen, wurde nicht bezahlt. Das war tatsächlich auch so vereinbart. Allerdings ging ich schon davon aus, dass wenn ein Projekt so weit voranschreitet, dieses dann auch zustande kommt.»

Gratis ist der Erhalt von alten Gebäuden für die Stadt nicht. Und es gibt im Moment gleich mehrere Projekte. So soll nicht nur beim Kiosk Eichhof bald neues Leben zu spüren sein, auch beim Bundesplatz bewegt sich etwas. Private wollen dort ein Café eröffnen. Darüber können die Stadtluzernerinnen bald an der Urne abstimmen (zentralplus berichtete). Die Stadt steht hinter der Idee. «Beim Bundesplatz rechnet man damit, dass sich dieses Café trotz ebenfalls verhältnismässig hohen Investitionen wirtschaftlich betreiben lassen wird», erklärt Heynen.

Verwendete Quellen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


12 Kommentare
  • Profilfoto von Jörg Willi
    Jörg Willi, 19.07.2022, 11:48 Uhr

    Die Idee, dort ein Café zu eröffnen, hat mich nie überzeugt, denn neben dem Restaurant Eichhof und vis à vis vom Restaurant Spatz wäre dies gewiss nicht sinnvoll. Dies auch bezüglich Kosten und Platzmangel, denn dass damit ein Verlust von Pflanzen und Bäumen verbunden wäre, scheint mir klar. Viel sinnvoller ist es, dort wieder einen Kiosk zu eröffnen, denn dieser entspricht den Bedürfnissen der öV-Benützer (Haltestelle Eichhof) und den Anwohnern weit besser, als ein Café!

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Silvio Bonzanigo
    Silvio Bonzanigo, 18.07.2022, 11:35 Uhr

    Cafeterias aus Steuergeldern braucht es weder am Eichhof noch am Bundesplatz. Die Stadt soll nicht die bestehende Gastronomie konkurrenzieren.

    👍3Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Cafi
    Cafi, 16.07.2022, 08:59 Uhr

    Ned bös gmeint abet hemmer ned meh als gnueg Usecaffis z Luzern xD

    👍0Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎5Daumen runter
  • Profilfoto von Lisa u Berth Eichhof
    Lisa u Berth Eichhof, 15.07.2022, 17:48 Uhr

    Ich kaufe an dem Kiosk nie, nie was ein ,das sollten andere auch tun,Basta.

    👍6Gefällt mir👏0Applaus🤔2Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Jörg
    Jörg, 15.07.2022, 17:46 Uhr

    Die Kosten ein Fauler Witz, Pfui an die Stadt geht nach Emmenbrücke da wurde das Ehemalige Tramhüsli Central ein herziiger Treff Caffe ,Snacks gemacht mit Hilfe der Gemeinde,,, Was ist los mit der Stadt Jugendliche deren Ideen sollen gefördert werden und nicht Weggeschubst werden,

    👍7Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von Marc
      Marc, 20.07.2022, 19:54 Uhr

      Das Tramhüsli in Emmenbrücke war eine absolute Fehlinvestition. Das läuft überhaupt nicht, da es absolut keinem Bedürfnis entspricht. Die Besucher kannst du an einer Hand abzählen. Im Eichhof und auf dem Bundesplatz müssen nicht die gleichen Fehler gemacht werden.

      👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Reto
    Reto, 15.07.2022, 16:54 Uhr

    Wenns löuft wirds ein bachmann…..

    👍9Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von Alois
      Alois, 15.07.2022, 21:07 Uhr

      Brutal ehrlich. Der Bachmann kriegt alles was er will.

      👍8Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von Kommentarschreiber
      Kommentarschreiber, 16.07.2022, 08:15 Uhr

      @Reto
      Richtig, die aktuelle Farbe geht ja schon fast in diese Richtung…..

      👍8Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Paul
    Paul, 15.07.2022, 16:53 Uhr

    Oje stadt luzern oje…. Immer wieder solche komischen filzgeschichten…..

    👍7Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runter
  • Profilfoto von Valentine
    Valentine, 15.07.2022, 12:43 Uhr

    Wer glaubt, dass mit einem Kiosk heute noch Geld zu verdienen sei, ist mehr als nur naiv. Zeitungen, Zeitschriften? Finito. Ebenso absurd ist, das Ganze als Arbeitsmarkt-Integrations-Massnahme zu verkaufen.

    👍10Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von Kommentarschreiber
      Kommentarschreiber, 16.07.2022, 08:20 Uhr

      @Valentine
      Aha, ein Expertenkommentar!

      👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎8Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon