Verschmutztes Trinkwasser

So erklärt die EWL die «Kommunikationspanne»

Hat die EWL falsch informiert? Der Geschäftsleiter Patrik Rust äussert sich zu den Vorwürfen. (Bild: PLU)

Das Trinkwasser im Quartier Langensand Matthof in Luzern ist seit rund einer Woche kontaminiert. Die Bevölkerung hatte diese Warnung laut Anwohnern zu spät erreicht. Wie konnte die EWL-Kommunikationspanne passieren? Der Chef des Unternehmens nimmt bei uns Stellung.

Im Langensandquartier muss die Bevölkerung das Wasser seit dem vergangenen Wochenende abkochen (zentralplus berichtete). Wegen einer Kommunikationspanne ist die Meldung über Alertswiss jedoch zu spät verschickt worden (zentralplus berichtete).

Erst durch eine Meldung aus der Bevölkerung hat die Polizei diese Information bekommen. Eine Mitarbeiterin der Einsatzleitzentrale verifizierte daraufhin die Meldung und verschickte die Warnmeldung über Alertswiss am Sonntag. Dies sagte Urs Wigger, Sprecher der Luzerner Polizei, gegenüber zentralplus.

Der Vorwurf der späten Information schickte das Unternehmen zurück zum Absender. EWL-Sprecherin Nadja Kunz Rütimann sagt auf unsere Anfrage, dass die Netzleitstelle die Luzerner Polizei schon am Samstag mündlich über die Ergebnisse der Laborprobe in Kenntnis gesetzt habe. Am Sonntag sei die Information auch noch schriftlich erfolgt.

Gemäss Update am Dienstag ist dieses Gebiet von der Trinkwasser-Panne betroffen.
Gemäss Update am Freitag ist dieses Gebiet nach wie vor von der Trinkwasserpanne betroffen. (Bild: ewl)

Das sagt der EWL Chef zum Vorwurf

Zu spät informiert, schlecht informiert. Die EWL kommt auch in unseren Kommentarspalten nicht gut weg. Patrik Rust, Vorsitzender der Geschäftsleitung, erklärt, wie der Fall abgelaufen ist. «Als wir am Samstag wussten, dass es tatsächlich kontaminiertes Wasser gibt, haben wir unverzüglich Flyer bei den betroffenen Gebäuden aufgehängt.» Gleichzeitig ging die Information an die Medien und auch auf die EWL-Website. So habe sich die Information sehr schnell verbreitet.

Dass die Warnung auf der Alertswiss-App erst am Sonntag aufgeschaltet wurde, sorgte auch für Kritik. Da sagt Rust offen: «Es stimmt, Alertswiss wurde erst einen Tag später aufgeschaltet.» Es sei noch ein eher neues Kommunikationsmittel und die EWL will diese App in Zukunft zusammen mit der Polizei noch besser nutzen.

Eine saubere Kommunikation ist enorm wichtig

Dass mit Verschmutzungen im Trinkwasser nicht zu spassen ist, zeigt auch der Blick in die Gefährdungs- und Risikoanalyse des Kantons Luzern (Kataplan). Beschrieben wird dort beispielsweise der Fall von 1998 in La Neuveville. Damals sind durch verunreinigtes Trinkwasser im Kanton Bern
3500 Personen an einer durch Noroviren verursachten Magen-Darm-Grippe erkrankt.

Um dies zu verhindern, muss die Bevölkerung schnell und effizient gewarnt werden. Dazu liefert auch ein Merkblatt Tipps, wie dies erreicht werden kann. Es besteht beispielsweise die Möglichkeit, die Bevölkerung per Lautsprecher zu warnen. Dazu kann die Polizei oder die Feuerwehr aufgeboten werden.

Problem besteht nach wie vor – EWL stellt Zapfhähne auf

Für die Anwohner sind seit Freitagmittag Zapfstellen mit sauberem Trinkwasser an fünf Standorten in Luzern installiert. So müssen Betroffene wenigstens nicht mehr auf Brunnen in anderen Quartieren zurückgreifen.

Darauf musst du achten

Wer das Wasser aus dem eigenen Wasserhahn konsumieren will, muss dieses nach wie vor für folgende Tätigkeiten abkochen:

  • Trinken, Getränkezubereitung (zum Beispiel Eiswürfel)
  • Nahrungszubereitung
  • Zähne putzen
  • Medizinische Zwecke (Wundreinigung, Nasenspülen usw.)
  • Geschirrabwasch von Hand
  • Kaffee- und Teezubereitung mit Haushaltsgeräten
  • Waschen von Obst, Gemüse, Salat oder weiteren Lebensmitteln
  • Trinkwasser für empfindliche Haustiere

Beim Geschirrspüler (höchste Temperaturstufe), für die allgemeine Reinigung, zur Toilettenspülung, fürs Duschen oder fürs Wäschewaschen sei das Abkochen nicht nötig. Zum Trinken oder als Säuglingsnahrung sollten die Anwohner jedoch auf Mineralwasser ausweichen.

Verwendete Quellen
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5 Kommentare
  • Profilfoto von kei Ahnig
    kei Ahnig, 06.08.2022, 00:02 Uhr

    Seit 2015 betreibt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS gemeinsam mit seinen Partnern unter der Bezeichnung Alertswiss neue Kommunikationskanäle zur Information der Bevölkerung über den Schutz bei Katastrophen und in Notlagen.

    Patrik Rust arbeitet erst seit 2003 bei der EWL, in der kurzen Zeit der Eingewöhnung bis heute kann man ja leicht ein 7 (sieben) Jahre junges intelligentes Alarmierungstool des Bundes übersehen.

    Die Erklärung von Herr Rust über Alertswiss liest sich als Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit längst vorhandene Alarmierungsmittel in die Kommunikation mit den Leistungsbezügern einzubinden.

    Wie verschlafen wird wohl die Kommunikation bei einer möglichen Strommangellage (vielleicht schon im nächsten Winter)
    ausfallen ?

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  • Profilfoto von Der Maihöfler
    Der Maihöfler, 05.08.2022, 20:40 Uhr

    An den Wirtschaftshochschulen lernt man eben nur die Leistungen runterzufahren und den Gewinn aufzublasen .. und natürlich fette Boni abzuzocken .. Bei Problemen tut man sofort abzutauchen und allen Andern die Schuld in die Schuhe zu schieben .. und weiter schön den Bonus einkassieren .. Gruss aus St. GALLEN

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  • Profilfoto von Elsa Huber
    Elsa Huber, 05.08.2022, 19:22 Uhr

    Enttäuschend wie die ewl und die Stadt Luzern mit dieser Situation umgeht.
    Das Quartier weisst eine hohe Seniorendichte auf. Viele haben weder Auto noch Lift.
    -Wie sollen die denn das Wasser von den Trinkwassersäulen nach Hause tragen?
    – wer von der Stadt Luzern ist zuständig und wie werden vulnerable Personengruppen unterstützt?
    – warum senkt die Migros die Preise für Mineralwasser für die Bevölkerung des Quartiers, aber die Stadt Luzern kümmert sich nicht?
    – warum wurde nicht eine Hotline der Stadt eingerichtet, wo sich Menschen hinwenden könnten, falls sie Hilfe bräuchten?

    Fragen über Fragen und viele Fragezeichen.

    Notfallkompetenzen -Mangelware

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    Waltero, 05.08.2022, 18:47 Uhr

    Man hat für alles eine Ausrede bereit.

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  • Profilfoto von Marius Haselbacher
    Marius Haselbacher, 05.08.2022, 14:43 Uhr

    Die Alertswiss-App ist mindestens 7 Jahre alt.
    Ich hoffe, dass hier Köpfe rollen, sowas muss man doch nicht hinnehmen.

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