Kurze Zeit in Freiheit genutzt

Gefangener flieht bei Hafturlaub – die Einzelheiten

Der Mann befindet sich seit Dienstag nicht mehr hinter Gittern. (Bild: Symbolbild: Emanuel Ammon/AURA)

Am vergangenen Dienstag durfte ein Gefangener der Strafanstalt Wauwilermoos für ein paar Stunden ins Freie. Er kehrte nicht mehr zurück. Nun geben die Behörden mehr Details bekannt.

Es geschieht nicht alle Tage, dass Gefangene aus einer Schweizer Strafanstalt fliehen. Laut Daniel Graf, Pressesprecher des Luzerner Justiz- und Sicherheitsdepartements (JSD), kommt es im Kanton zu zwei bis drei Fällen pro Jahr, bei denen Gefängnisinsassen nicht aus dem Hafturlaub zurückkehren. Ein- bis zweimal flüchtet eine Person beispielsweise während der Landarbeit.

Nun ist es wieder passiert. Am vergangenen Dienstag erlaubten die Behörden einem Gefangenen der Justizvollzugsanstalt Wauwilermoos im Luzerner Hinterland einen kurzen Hafturlaub von einigen Stunden über den Mittag, wie der JSD-Sprecher auf Anfrage von zentralplus bekannt gibt. Zum vereinbarten Zeitpunkt kehrte er aber nicht ins Gefängnis zurück (zentralplus berichtete). Laut Medienberichten handelt es sich dabei um einen Kosovaren, der nach seiner Zeit im Gefängnis hätte ausgeschafft werden sollen.

Geflohener sei keine Gefahr für die Öffentlichkeit

Daniel Graf sagt, vom Mann gehe «nach aktuellen Kenntnissen keine Gefahr für die Öffentlichkeit» aus. Graf dementiert damit Gerüchte, dass der Gefangene gefährlich sein soll. «20 Minuten» hatte von einem anderen Gefängnisinsassen berichtet, der den geflohenen Mann als «äusserst gefährlich» bezeichnet haben soll.

Der JSD-Sprecher widerspricht auch der Berichterstattung, dass der Geflohene wegen eines schweren Gewaltverbrechens im Gefängnis ist. Der Mann sei wegen mehrerer leichter Vergehen verurteilt. So etwa wegen einfacher Körperverletzung, Tätlichkeiten, Sachbeschädigung und Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz. «Der Insasse ist während seines Aufenthaltes im Wauwilermoos nie wegen gewalttätigen Verhaltens aufgefallen und ist aus seinen Urlauben immer zum vorgegeben Zeitpunkt zurückgekehrt», sagt Graf.

Offener Vollzug soll Integration in Gesellschaft vorbereiten

Da von ihm gemäss den Behörden keine Gefahr ausgeht, habe man auch nicht öffentlich über den Fall informiert, erklärt der Leiter Kommunikation und Information des kantonalen Justizdepartements. Graf fügt an, der offene Vollzug sei auf das Ziel ausgerichtet, die eingewiesenen Personen auf ihre Integration in die Gesellschaft vorzubereiten. «In den offenen Vollzug werden nur Insassinnen und Insassen aufgenommen, welche keine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellen. Er erleichtert die weiteren Integrationsschritte im Hinblick auf eine Entlassung.»

Auf der Webseite der Justizvollzugsanstalt Wauwilermoos heisst es, der Gesetzgeber wolle mit dem offenen Vollzug den Eingewiesenen «bewusst eine Möglichkeit geben, einen realitätsnahen Bezug zur Aussenwelt aufrechtzuerhalten». Die Anstalt legt laut eigenen Angaben Wert auf die berufliche und soziale Wiedereingliederung für die Zeit nach dem Strafvollzug. «Wir erreichen dies mit wirtschaftsnaher Arbeit in rund zwanzig Arbeitsfeldern sowie mit sinnstiftenden Freizeitangeboten innerhalb der Anstalt. Deliktaufarbeitung und das Erkennen eigener Verhaltensmuster ist wichtiger Bestandteil der individuellen Vollzugsplanung.»

Ist der Geflohene schon über alle Berge?

Der Geflohene befindet sich wie erwähnt seit Dienstag mutmasslich auf der Flucht. Ist er also schon über alle Berge? Die Polizei leitete laut Graf umgehend Ermittlungen ein. Peter Künzli, Direktor der Justizvollzugsanstalt Wauwilermoos, sagt gegenüber «20 Minuten»: «Es ist möglich, dass sich die Person ins Ausland abgesetzt hat oder aber auch, dass sie sich noch in der Schweiz befindet.»

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher und telefonischer Austausch mit Daniel Graf, Leiter Kommunikation und Information des Justiz- und Sicherheitsdepartements des Kantons Luzern
  • Webseite der Justizvollzugsanstalt Wauwilermoos
  • Artikel auf «20 Minuten»
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Marc
    Marc, 24.03.2024, 03:11 Uhr

    Ich verstehe einfach nicht warum solche Kriminelle Urlaub erhalten. Die sollen gefälligst drinnen hocken bis die Strafe abgesessen ist.

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