Wenn das Grosi 8000 Franken abheben will

Das unternimmt die Luzerner Kantonalbank gegen Telefonbetrug

Tatort Telefon: Nicht immer ist am Hörer die Person, für die sie sich ausgibt. (Bild: Pixabay/Karolina Grabowska)

«Achtung, Telefonbetrüger sind am Werk!» – Medienmitteilungen dieser Art seitens der Luzerner Polizei häufen sich in letzter Zeit. Die Luzerner Kantonalbank kennt die neuesten Maschen. Und sie versucht, ihre Kunden vor grossem finanziellen Schaden zu bewahren.

«Guten Tag. Ich bin Frau Müller von der Luzerner Kantonalbank. Ich melde mich bei Ihnen, weil Sie am vergangenen Donnerstag eine verdächtige Zahlung von rund 6000 Franken für einen Grossbildschirm getätigt haben. Stimmt das?» So oder so ähnlich startet die aktuelle Masche von Telefonbetrügern, die im Kanton Luzern tätig sind.

Beute von mehreren zehntausend Franken

Da das potenzielle Opfer nichts davon weiss, wird es mit einem fiktiven Banksachbearbeiter verbunden. Oder für eine Anzeigeerstellung direkt mit der Polizei. Danach versucht eine Komplizin, mit gezielten Fragen Bankdaten, Kontostände und weiteres in Erfahrung zu bringen. Mit den unterschiedlichsten Geschichten soll das Opfer letztlich dazu bewegt werden, den Betrügerinnen Bargeld zu übergeben.

Fälle dieser Art häufen sich wieder in Luzern. Bereits im Dezember hat die Luzerner Polizei zweimal per Medienmitteilung vor Betrügern gewarnt (zentralplus berichtete). Auch im Januar schreibt die Luzerner Polizei von rund 15 Meldungen. In zwei Fällen sollen gar mehrere zehntausend Franken erbeutet worden sein. In den aktuellen Fällen geben sie sich vermehrt als Bankangestellte aus. Die Luzerner Kantonalbank (LUKB) ist sich der aktuellen Masche bewusst, wie sie auf Anfrage betont.

Telefonbetrug in Luzern: LUKB setzt auf kritisches Nachhaken

Egal, ob es nun der Enkel, die Polizistin oder ein Bankbearbeiter war – in den meisten Fällen wollen sie vom Opfer Bargeld. Wenn das Grosi – die Opfer sind zumeist ältere Personen – dann plötzlich bei der LUKB eine grössere Menge Bargeld abheben will, läuten die Alarmglocken. Wie Mediensprecherin Ursi Ineichen erklärt, versuchen Mitarbeiterinnen bei einem Betrugsverdacht mit Fragen die potenziellen Opfer zu schützen. So erkundigen sie sich beispielsweise: «Wofür brauchen Sie das Geld?», oder: «Können wir Ihnen das Geld auf ein anderes Konto überweisen, damit Sie kein Bargeld auf sich tragen müssen?»

Das LUKB-Personal wird dafür regelmässig von Vorgesetzten sensibilisiert. Bei Bedarf beziehe die Bank auch externe Experten für eine interne Ausbildung bei, so Ineichen. Anscheinend scheint die Strategie aufzugehen: «Es ist den LUKB-Schaltermitarbeitenden in den letzten Jahren mehr als einmal gelungen, mit gezielten Fragen eine betrügerische Tat zu verhindern.»

Dies gelingt aber nicht in jedem Fall. Denn letztlich entscheidet immer noch der Kunde selbst, ob er das Geld trotz der kritischen Fragen bar abheben will. Auch bei offensichtlichen Betrugsfällen sind der Bank deshalb gewissermassen die Hände gebunden. Aufgrund des Bankkundengeheimnisses darf ohne das Einverständnis des Kunden auch die Polizei nicht verständigt werden.

Alte Masche, aber immer noch erfolgreich

Telefonbetrug ist bei Weitem nichts Neues. Doch mit der Technik entwickelt sich auch die Betrugsmasche. Um Seriosität und Vertrauen zu schaffen, nutzen falsche Polizisten beispielsweise «spoofing». Damit kann die Originalnummer unterdrückt werden. Bei der angerufenen Person erscheint dann eine andere Nummer auf dem Display.

Die Polizei und die Luzerner Kantonalbank mahnen bei unbekannten Anrufern zur Vorsicht und empfehlen folgende Tipps:

  • Telefonbetrügerinnen lassen ihr Gegenüber kaum zu Wort kommen. Unterbrich den Redeschwall und stelle kritische Rückfragen. So zum Beispiel nach dem Namen und der Bank/Polizeiposten oder wie sich der vermeintliche Angestellte ausweisen kann.
  • Per Telefon nie Auskunft zu persönlichen Daten, Konto-Daten, Logininformationen und dergleichen geben.
  • Nicht auf Forderungen nach Geld oder Wertsachen eingehen.
  • Bei Unsicherheit oder wenn man unter Druck gesetzt wird: einfach auflegen. Danach bei der Polizei oder Bank (je nach Masche) nachfragen, ob es diese Polizistin oder den Bankangestellten überhaupt gibt.
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Anne Meier
    Anne Meier, 12.01.2022, 09:03 Uhr

    Wirklich unfassbar auf welche Art und Weise hier die Gutgläubigkeit von Senioren ausgenutzt wird. Immer wieder schockierend…nachdem mir einmal ähnliches passiert ist hat mir mein Sohn eine Anruferkennung installiert. Seit dem fühle ich mich zum Glück sehr viel geschützter.

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