Millionenprojekt Tangente Zug/Baar

Da guckst du in die Röhre: Das ist Zugs erster Strassentunnel

Hier gehts runter: Der Geissbüeltunnel soll den Verkehr von der Ägeristrasse (oben zu sehen) wegleiten. (Bild: Kanton Zug)

Die Tangente Zug/Baar gehört zu den «ewigen Geschichten» des Kantons. Das Strassenbauprojekt nimmt aktuell aber zügig Form an. Ein zentrales Teilstück davon ist der Geissbüeltunnel. zentralplus hat sich vor Ort umgesehen.

Er ist die Antwort auf die künftige Quizfrage «Wie heisst der erste Strassentunnel im Kanton Zug?»: der Geissbüeltunnel. Das prominente Teilstück der Tangente Zug/Baar ist beinahe fertiggestellt. Die Strasse wird am Rand von Baar praktisch im Boden versenkt.

«Der Geissbüeltunnel schützt die Umgebung und im Besonderen das dortige Siedlungsgebiet», sagt der Zuger Baudirektor Florian Weber auf Anfrage. «Er schützt aber auch die Landschaft und stellt eine eigentliche Lärmschutzmassnahme dar.»

Auftrag kam vor über 20 Jahren

Erwähnt man gegenüber Zugern die Tangente Zug/Baar, verdreht das Gegenüber nicht selten die Augen. Dermassen lange begleitet das Strassenbauprojekt die Bevölkerung schon.

1999 erteilte der Zuger Regierungsrat den Gemeinden Baar und Zug den Auftrag, eine Ost-West-Verbindung zu planen, die den Verkehr aus den Berggemeinden an den Ortszentren von Zug und Baar vorbei direkt zur Autobahn führt. Geschlagene 10 Jahre später hiess die Stimmbevölkerung einen Planungs- und Baukredit von 201 Millionen Franken gut.

«Der bewilligte Kredit für das gesamte Projekt von 201 Millionen Franken wird deutlich unterschritten. Im Moment rechnet die Baudirektion mit Kosten von rund 160 Millionen Franken.»

Florian Weber, Zuger Baudirektor

Nach vier Verwaltungsgerichtsbeschwerden, inklusive einer, die erfolglos bis ans Bundesgericht gezogen wurde, erfolgte der Baustart 2016. Seit 2018 befindet man sich in der Realisierung des Tunnels.

Gesamtprojekt soll deutlich günstiger werden

Insgesamt soll die Tangente dem Kanton nun aber deutlich günstiger als veranschlagt kommen, sagt Baudirektor Weber: «Der bewilligte Kredit für das gesamte Projekt von 201 Millionen Franken wird deutlich unterschritten. Im Moment rechnet die Baudirektion mit Kosten von rund 160 Millionen Franken.»

Derweil steht nun auch das Eröffnungsdatum der Tangente – und damit auch des Geissbüeltunnels – fest: «Das Eröffnungsfest dauert vom 18. bis 20. Juni 2021», bestätigt Baudirektor Weber auf Anfrage.

Tunnel mit Kamineffekt

Umso mehr lohnt sich der «Tunnelblick». Mit einer Länge von gerade mal 370 Metern rüttelt er im Tunnelland Schweiz an keinen Rekorden – zum (zugegeben unfairen) Vergleich: Der Gotthardtunnel ist 16918 Meter lang, der Seelisbergtunnel 9280 Meter.

Im Kontext der Tangente spielt er jedoch eine zentrale Rolle. Der Eingang des Tunnels ist der Punkt, an dem der Verkehr von der Ägeristrasse abgeleitet wird. Hier beginnt die Umfahrung von Baar.

Der 11 Meter breite und 5,35 Meter hohe Geissbüeltunnel zeichnet sich vor allem durch seine recht scharfe Kurve aus. Er besitzt einen Radius von 160 Metern und wird dereinst mit einer Höchstgeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern befahren werden können. Anhand aktueller Luftbilder ist die Kurve besonders gut erkennbar:

Der Tunnel ist zudem ziemlich steil gebaut. Er weist eine Steigung von 7,5 Prozent auf. Diese Tatsache hat einen praktischen Nebeneffekt: «Der Tunnel braucht keine Lüftung, weil die Steigung zu einem Kamineffekt führt», erklärt Weber.

Der Tunnel wurde im Tagbau erstellt. Heisst: Der Boden wurde geöffnet, der Tunnel in die Grube gebaut und danach überdeckt. Darin lag aber auch die grösste Herausforderung des Projekts. Gemäss Weber erschwerte der tonig-mergelige Boden beziehungsweise der Molasse-Fels in der Baugrube die Arbeiten.

4 Millionen in Betrieb und Sicherheit investiert

Besonderer Fokus liegt auf dem Sicherheitsaspekt des neuen Tunnels. Alle 90 Meter befindet sich ein Notausgang. Das eigentliche Herzstück des Tunnelsicherheitssystems befindet sich jedoch in einem Raum am östlichen Ende, beim Margel.

Auf rund 230 Quadratmetern werden dort diverse Steuerungen, Batterien und mehr installiert. Dort kommen etwa auch die Bilder der diversen Kameras zusammen, welche die gesamte Tunnelstrecke überwachen. «Der Tunnel hat eine Video-, Rauch- und Stauüberwachung sowie eine Detektion von stehenden Fahrzeugen», sagt Baudirektor Weber. Die Polizei wird bei einem allfälligen Ereignis automatisch via Bildauswertung alarmiert und kann sich mittels der Kameras jederzeit ein Bild der Situation vor Ort machen.

Das Ganze hat seinen Preis: Rund 4 Millionen gehen in die Betriebs- und Sicherheitsausrüstung. Insgesamt belaufen sich die Kosten für den Tunnelbau auf rund 13 Millionen. Im Sommer 2021 soll sich nun also zeigen, ob diese «ewige Geschichte» zu einem guten Ende kommt und sich die in die Tangente gesetzten Hoffnungen erfüllen.

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7 Kommentare
  • Profilfoto von Hans Peter Roth
    Hans Peter Roth, 25.09.2020, 18:48 Uhr

    Leider haben sich fast alle Versprechungen, mit neuen Strassen eine Entlastung bei andern Strassen herbeizuführen, als trügerisch erwiesen. Das Problem liegt nicht bei mangelnden Strassen, sondern im Mobilitätsverhalten der Menschen und bei der falschen Siedlungsplanung. Ein Beispiel unter vielen: Die Stadt Zug hat 30’000 Einwohner und 40’000 Arbeitsplätze. Das ist ein krasses Missverhältnis und führt zu riesigen Pendlerströmen.

    @ Stefan Flury: Ja. ich bin frustriert, wenn ich sehe, dass aus alten Fehlern nichts gelernt wird.

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  • Profilfoto von Stefan Flury
    Stefan Flury, 25.09.2020, 14:00 Uhr

    Ich freue mich auf die Umfahrung von Zug und Baar. Ich denke es wird vor allem in Baar eine spührbare Entlastung. Sorry, dass ich etwas Positives schreibe. Die Kommentare scheinen eher etwas für Frustrierte zu sein.

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    • Profilfoto von Alois Iten
      Alois Iten, 25.09.2020, 14:14 Uhr

      Sehe ich genauso. Vor allem die Entlastung für die Zuger Vorstadt, Neugasse und Aegeristrasse sehe ich positiv.

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  • Profilfoto von Hans Peter Roth
    Hans Peter Roth, 25.09.2020, 11:22 Uhr

    Das unsinnigste Strassenprojekt der Schweiz! Darum sagte Baar 2009 NEIN. 2021 werden wir erleben, wie sich die Versprechungen des Regierungsrats betreffend Verkehrsentlastung im Zentrum von Baar und Zug in Schall und Abgas auflösen werden. Die Tangente wird zu einem Mahnmal des irren Mobilitätswahns werden. Für dieses Geld hätte man eine umweltfreundliche und schnelle Magnetschwebebahn von den Berggemeinden zum Bahnhof Zug bauen können.

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    • Profilfoto von Esther
      Esther, 25.09.2020, 14:15 Uhr

      Anscheinend wohnst Du nicht gleich darunter/darüber wie ich?! Dann würdest Du das sicher nicht so Negativ sehen. Die über 14 000 Autos die sich jeden Tag durch Baar quetschen sind echt eine Zumutung für alle in Baar wohnhaften Menschen.
      Mehr Wohnraum = Mehr Verkehr….
      Ich freue mich sehr auf eine bessere Lebensqualität und Aufwertung für Baar!

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    • Profilfoto von Martin Schleiss
      Martin Schleiss, 25.09.2020, 14:32 Uhr

      Was bringt mir eine Magnetschwebebahn, wenn ich weder im Zentrum wohne noch arbeite und auf das Auto angewiesen bin? Gegen ein Parkhaus bei der Schwebebahn wären Sie ja sowieso gewesen. Kommt dazu: Die 200 Millionen für die Tangente kommen aus dem Strassenbaufonds. Es sind also keine allgemeinen Steuermittel.

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    • Profilfoto von Hürlimann Rudolf
      Hürlimann Rudolf, 24.11.2020, 17:35 Uhr

      Magnet – schwebe – Bahn ?
      Eine ganz schöne Phantasterei !!
      Hat Herr Roth überhaupt eine Ahnung von einer Magnet – Schwebe – Bahn ?
      Alle Versuche in Deutschland, die in absolut flachem Gelände durchgeführt wurden, verliefen
      im Sand, die Kosten für Bau und Betrieb waren viel zu hoch, die Passagierkapazität viel zu klein
      und der Stromverbrauch extrem hoch. «Bliibed ufem Bode, Buebe» !

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