Der Run auf die allerletzten Karten zum Finalspiel

Diese EVZ-Fans warten stundenlang auf ein Ticket

Trotz Strapazen happy: Diese EVZ-Fans sind die ersten in der Ticketschlange.

(Bild: woz)

Wer ein echter EVZ-Fans ist, scheut keine Mühen. Vor allem jene, die keine Saison-Abos haben und auf Kartensuche sind. zentralplus hat mit einigen von ihnen gesprochen, die stundenlang vor der Abendkasse ausharren.

Es ist 14.02 Uhr. Die Sonne wärmt den Asphalt vor der Bossard-Arena. Das ist nicht ganz unwichtig. Denn auf dem nackten Boden sitzen einige versprengte EVZ-Fans. Sie nehmen es auf sich, die nächsten knapp vier Stunden zu warten, um das Objekt ihrer Begierde zu ergattern: Tickets für das zweite Heimspiel des Playoff-Finals gegen den SC Bern.

Wie zentralplus berichtete, sind Karten so gut wie nicht mehr zu haben – weil zum einen viele EVZ-Fans Saison-Karten-Besitzer sind. Und, weil es zum anderen so gut wie keine Tickets mehr online zu ergattern gibt – es sei denn, man will astronomische Horror-Preise dafür bezahlen.

Warten vor der Abendkasse kostet dagegen nichts. Fast nichts. Nur ziemlich viel Geduld und Ausdauer. Und einen plattgesessenen Hintern. Das scheint das Häuflein an leidenschaftlichen Fans hier aber nicht zu stressen. Sie warten jetzt, bis der grosse Moment in ein paar Stunden eintritt. Alle Fans sind deshalb total entspannt und chillen. Sie wissen: Sie werden für sich und ihre Freunde Eintrittskarten bekommen. Sind sie doch die ersten in der Schlange.

«Es braucht Geduld.»

Livio Hindenlang (10), Zug

«Normalerweise leiste ich mir auch ein Saison-Abo», erklärt der 22-jährige Daniel Bühler aus Cham, der gerade an einer Bierdose nippt. Da der Sanitärinstallateur aber bis jetzt beim Militär war, musste er darauf verzichten. Doch nun hat er Ferien und Zeit, um für ein Matchticket anzustehen. «Ich bin schon am vergangenen Samstag angestanden, und es hat geklappt», sagt der junge Mann und lacht.

Schulfrei für den EVZ

Gian-Luca Bernasconi aus Hünenberg reiht sich dagegen zum ersten Mal für ein heiss begehrtes Ticket in die Warteschlange ein, die im Augenblick noch ein lockerer Haufen ist. Später wird sich die Schlange der Fans in einen Lindwurm verwandeln, damit diese eines der noch rund 100 bis 150 verfügbaren Tickets, wie sie sage, noch bekommen. Gian-Luca ist dabei echt ein Glückspilz. Denn er darf sogar die Nachmittagsschule schwänzen. «Mein Lehrer hat mir freigegeben, um für die EVZ-Tickets anzustehen. Ich muss halt die Stunden nachholen.»

Probiert den Playoff-Top Seller an: zentralplus-Praktikantin und EVZ-Fan Loredana Bevilacqua.

Probiert den Playoff-Top Seller an: zentralplus-Praktikantin und EVZ-Fan Loredana Bevilacqua.

(Bild: woz)

Josef Spring, 30, der neben ihm wartet, ist von Beruf Koch und kommt aus Affoltern am Albis. Er hat sich extra einige frei Tage genommen, um seine ganze Leidenschaft für den EVZ im Final zu auszuleben. «Ich bin zum ersten Mal hier. Es ist lässig, wir unterhalten uns einfach miteinander. Dabei lernt man neue Leute kennen. Oder man hört halt zur Abwechslung ein bisschen Musik.»

Campingstuhl mit Bierhalter

Sagts und plötzlich groovt für ein paar Minuten der Sound vom Public Viewing-Gelände herüber – wie von Geisterhand angeschaltet. Für Lars Ruest (13) aus Baar und Livio Hindenlang (10) scheint das Warten dagegen schon ein bisschen anstrengend. «Es braucht Geduld», antwortet Livio mit einem nicht zu überhörenden Seufzer in der Stimme auf die Frage, wie es denn für ihn so ist, hier zum ersten Mal zu stehen. Und zwar stundenlang.

Thomas aus Zug wartet ebenfalls zum ersten Mal so lange für die Tickets zum Playoff-Heimspiel. Dafür ist er aber schon top ausgerüstet: Ein Campingstuhl inklusive bereits bestücktem Bierhalter sollen ihm das lange Warten erträglich machen. «Ich stehe bloss für zwei Tickets an, für mich und einen Kollegen», betont er.

«Bisher war ich immer die Erste!»

Cornelia, EVZ-Fan

Cornelia, die den Platz direkt hinter Thomas ergattert hat, ist es das erste Mal nicht ganz am Anfang der Schlange. «Ich stehe jetzt bereits zum dritten Mal so lange an», betont sie, und fügt stolz an: «Bisher war ich immer die Erste!». Werden heute unbeschränkt Tickets an Einzelne vergeben, dürften ihr einige Fans dankbar sein: Drei Erwachsenen- und sieben Jugendlichen-Tickets möchte die Dame erwerben. Sollte es nicht klappen, dann käme wenigstens sie dazu, das Spiel zu sehen, meint sie lachend.

Erwachsenen-Tickets schwer zu bekommen

Vor allem Erwachsenen-Tickets seien im Vorverkauf rar. «Ich habe es im Ochsner-Sport beim Metalli versucht», erzählt Cornelia weiter. «Dort gab es ganze 25 Tickets für Erwachsene, die binnen wenigen Minuten weg waren.» An den anderen offiziellen Verkaufsstellen sah es ähnlich aus – trotz weiterer Versuche und Telefonate sei nichts zu machen gewesen. Doch auch dieser Umstand mag das Zuger Fanherz nicht trüben.

Nicht zuletzt die Tatsache, dass man nach 19 Jahren erstmals wieder im Playoff-Final steht, tröstet diese treuen Fans locker über ihre Strapazen hinweg. Und wohl spätestens nach einem weiteren Sieg «ihres EVZ» dürfte die Warterei schon lange vergessen sein.

Fremdgänger. Dieser unerkannte EVZ-Fan.

Fremdgänger. Dieser unerkannte EVZ-Fan.

(Bild: lob)

Derweil richtet sich Jürg Schawalder von conte sports im EVZ-Fanshop zusammen mit seiner Kollegin schon auf den Ansturm weiterer Fans ein, die sich am Abend während des Matchs mit EVZ Fan-Artikeln eindecken wollen. Rund 350 verschiedene Fanartikel gibt es hier zu erstehen. Vom Pack Papiertaschentuch für drei Franken – was die EVZ-Fans in Erwartung weiterer Siege wohl hoffentlich nur nur noch für ihre Freudentränen gebrauchen müssen – bis zu den klassischen Fan-Trikots.

«Der Renner ist derzeit das neue Playoff-Final-T-Shirt für 39 Franken», sagt Schawalder und nimmt eines von der Stange. Auch die neuen grossen Fan-Schals fürs Playoff-Final sind begehrt. Kostenpunkt: ebenfalls 39 Franken.

Zuger mögens lieber diskret

Wieviel Geld der Verkauf von Fan-Artikeln dem EVZ in die Kassen spült, ist leider nicht zu erfahren. Marisa Hürlimann, verantwortlich für Public Relations und Kommunikation beim EVZ, erklärt, dass «wir darüber keine Auskunft geben.» Doch offensichtlich gibt es auch hier noch Luft nach oben. Denn, wie Jürg Schawalder verrät, würden EVZ-Fans lange nicht so viele Spieler-Trikots kaufen und tragen wie etwa die Fans vom HC Davos.

In Zug regiert in dieser Hinsicht eben mehr Bescheidenheit und Diskretion. Schawalder: «Zuger Fans bevorzugen mehr Kleidungsstücke wie Hoodies und andere Jacken, auf denen die Vereinslogos nicht so gross abgebildet sind.»

 

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