Nun geht’s vorwärts mit Hochhausbau in Luzern

Der Plan: Ein Dachrestaurant am Pilatusplatz

Die Birken auf dem Pilatusplatz-Areal sollen einem Hochhaus weichen.

(Bild: jal)

Nach über zwei Jahren Blockade wird die Entwicklung am Pilatusplatz in Luzern wieder aufgenommen: Der Stadtrat will einen Investor für das 35-Meter-Hochhaus suchen, das Grundstück aber nicht verkaufen. Geplant sind vor allem Büroflächen und Wohnungen – und ein Highlight in luftiger Höhe.

Wo seit Jahren in Säcken gepflanzte Bäume stehen, soll bald ein 35 Meter hohes Haus hinkommen: am Pilatusplatz. Die Idee ist keineswegs neu, seit 2014 liegt der Bericht in einer städtischen Schublade vor. Doch fast zweieinhalb Jahre lang war das Projekt blockiert, weil Hochhausgegner mit ihrer Stadtbild-Initiative für Unsicherheiten sorgten. Im Dezember nun hat das Bundesgericht die Initiative für ungültig erklärt – und damit den Weg freigemacht für die Hochhäuser Steghof, Bundesplatz und eben Pilatusplatz. Und nun will der Stadtrat vorwärtsmachen.

Allerdings will die Stadt nicht selber bauen, sondern in einem Wettbewerb einen Investor suchen. Dafür beantragt der Stadtrat nun einen Kredit von knapp 600’000 Franken, über den das Stadtparlament am 16. Februar entscheiden wird. Anders als ursprünglich geplant will die Stadt das Grundstück nicht verkaufen, sondern im Baurecht abgeben. Dies wegen der Bodeninitiative der Grünen (siehe Box unten). Zudem ermöglicht ihr dies auf lange Sicht mehr Handlungsspielraum in der Stadtentwicklung, was an einem solch zentralen Platz wichtig ist, wie Stadträtin Manuela Jost (GLP) ausführt. Das heisst: Die Stadt gibt die Kriterien vor und sitzt in der Jury, welche das Siegerprojekt bestimmen wird.

Restaurant im Parterre – und auf Dach?

Geht es nach dem Stadtrat, soll im Hochhaus vor allem gearbeitet werden. Gefragt seien grössere, zusammenhängende Büroflächen. Denn diese sind im Zentrum rar, was dazu führt, dass steuerkräftige Unternehmen nicht nach Luzern kommen oder – wie das Carsharing-Unternehmen Mobility – sogar abwandern. «Der Pilatusplatz ist ein idealer Ort für Arbeitsflächen», sagt Baudirektorin Manuela Jost (GLP). Allerdings ist davon auszugehen, dass mögliche Investoren lieber Wohnungen bauen, weil das zurzeit attraktiver ist.

Deshalb will die Stadt die Auflage machen, dass mehrheitlich Flächen für Dienstleistungen geschaffen werden müssen – und nur ein kleiner Teil Wohnungen. «Das genaue Verhältnis wird man diskutieren müssen», sagt Jost. Dass es aufgrund dieser Vorgabe schwieriger sein wird, einen Investor zu finden, glaubt Jost aber nicht. «An diesem prominenten Ort ist sich ein Investor sicher bewusst, dass Auflagen immer im Sinne der Stadtentwicklung sind. Da dürfen wir von einer gewissen Offenheit ausgehen.»

«Wir würden es sehr begrüssen, wenn das oberste Geschoss öffentlich zugänglich wäre, in welcher Form auch immer.»

Manuela Jost, Baudirektorin

Gerade weil der Pilatusplatz im Herzen der Stadt liegt, will die Stadt auch bei anderen Punkten mitreden. So wird eine weitere Bedingung sein, dass das Erdgeschoss des Hochhauses öffentlich zugänglich ist. «Das kann ein Restaurant, ein Laden oder sonst etwas sein», so die Grünliberale. «Wichtig ist, dass es für die Öffentlichkeit einen Mehrwert ergibt.» Die Stadt würde sich auch wünschen, dass es im Parterre eine öffentliche Toilette gibt, weil das in dieser Gegend fehlt. Ob dieser Wunsch realisierbar sei, hänge letztlich aber vom gewählten Siegerprojekt und den Verhandlungen mit dem Investor ab, so Jost. 

Hier am Pilatusplatz soll ein 35-Meter-Hochhaus entstehen.

Der Stadtrat möchte beim Pilatusplatz Firmen ansiedeln.

(Bild: mbe)

Nicht nur im Parterre sollen Luzernerinnen und Luzerner ein- und ausgehen. Das Highlight wartet nämlich auf 35 Metern Höhe – zumindest in den Visionen des Stadtrates. «Wir würden es sehr begrüssen, wenn das oberste Geschoss öffentlich zugänglich wäre, in welcher Form auch immer», sagt Manuela Jost. Als mögliche Ideen nennt sie ein Dachrestaurant oder eine Bar. Die Aussicht jedenfalls wäre sicher grandios. Denn nicht viele Gebäude versperren einem auf dieser Höhe die Sicht. So ist beispielsweise die Lukaskirche in der Neustadt genau 35 Meter hoch, auch das vis-à-vis vom Pilatusplatz gelegene Hotel Anker erreicht eine ähnliche Höhe.

Öffentliche Dachnutzung? Zuger Negativbeispiele

Keinen Erfolg hatte bisher Zug mit ähnlichen Vorgaben. Im obersten Stockwerk des Parktowers hätte die Stadt Zug zwar das Recht, einen öffentlichen Raum einzurichten. Dieser ist durch die Politik aber blockiert und steht seit Jahren leer. 1,65 Millionen Franken, so heisst es, wurde der Stadt für die Abtretung dieses Raumes geboten (zentralplus berichtete). 

Und auch im nur gerade 400 Meter entfernten Hochhaus «Uptown» besteht in 60 Metern Höhe mit der Skylounge ein öffentlich zugänglicher Raum, der immer wieder für Negativschlagzeilen sorgte (zentralplus berichtete). Die Kritik entzündet sich am Recht der Öffentlichkeit auf ungehinderten Zugang. Dieser wird öfters erschwert bis verunmöglicht.

Ob es tatsächlich so weit kommt, ist aber noch offen. Man werde klären, inwiefern das öffentlich zugängliche Dach eine fixe Vorgabe sein wird, sagt Jost. «Das werden wir sicher auch mit dem Investor diskutieren.» 2015 stand die Stadt mit möglichen Investoren in Kontakt. Weil das Projekt so lange auf Eis gelegt wurde, sind zurzeit keine Gespräche geführt worden, so Jost.

Widerstand möglich

Der Stadtrat ist sich bewusst, dass Hochhäuser nicht überall auf Freude stossen – und die Bevölkerung speziell hinschaut, was an einem solch zentralen Platz passiert. Deshalb sind mehrere Informationsveranstaltungen geplant. «Damit kann man gewisse Ängste, Anliegen und Fragen im Vorfeld thematisieren.» Wie stark Anwohner involviert werden, ist aber noch offen. Die Art und Weise der Mitwirkung werde in der nächsten Phase geklärt. Manuela Jost sagt, dass es auch beim Pilatusplatz-Areal sinnvoll sein könne, wenn der Investor wisse, was sich die Bevölkerung für die öffentliche Nutzung im Erdgeschoss wünsche.

Ist also nicht mit Widerstand zu rechnen? Politisch zumindest scheint klar, dass alle vorwärtsmachen wollen. Wie die «Luzerner Zeitung» kürzlich berichtete, stehen die Parteien nach wie vor hinter dem Vorschlag der Baukommission, den nun auch der Stadtrat vertritt. Trotzdem gibt sich Manuela Jost zurückhaltend. «Man kann nicht ausschliessen, dass es zu Einsprachen von Nachbarn kommt, weil es ein quartierprägendes Hochhaus sein wird», so die Baudirektorin. Dennoch hofft sie, dass spätestens im Jahr 2022 mit dem Bau gestartet werden kann.

Kurswechsel des Stadtrates

Bewilligt das Parlament Mitte Februar den Kredit, will die Stadt einen Investor suchen. Damit ist sie vom ursprünglichen Plan abgekommen. Denn 2015 noch zog es der Stadtrat vor, selber ein Projekt zu entwickeln und das Grundstück erst zu verkaufen, wenn die Baubewilligung dafür vorliegt. Bereits damals kam aus dem Parlament allerdings Kritik: Die Bürgerlichen plädierten für einen früheren Verkauf, die Linken waren gegen einen Verkauf. Der damalige Kompromiss der Baukommission: Die Stadt sucht einen Investor und gibt ihm das Grundstück im Baurecht ab.

Auf diese Lösung ist nun auch der Stadtrat umgeschwenkt. Denn inzwischen hat sich die Ausgangslage geändert. Erstens kommt die Bodeninitiative im Herbst zur Abstimmung. Wie die Emmer dieses Wochenende entscheiden die Luzerner dann, ob die Stadt eigene Grundstücke in Zukunft nicht mehr verkaufen, sondern nur noch im Baurecht abgeben darf. «Bei einer Annahme dürfte die Stadt ein Grundstück wie jenes am Pilatusplatz nicht mehr verkaufen. Bis dahin ist es nicht sinnvoll, wenn wir ein Projekt aufgleisen, das dem widerspricht.» Wie der Stadtrat grundsätzlich zur Bodeninitiative steht, dazu lässt sich Jost nichts entlocken.

Zweitens ist mit dem Bundesgerichtsentscheid gegen die Hochhaus-Gegner eine grosse Unsicherheit weggefallen. «Jetzt wird es einfacher, interessierte Investoren zu finden, denn nun ist klar, dass am Pilatusplatz 35 Meter in die Höhe gebaut werden darf», sagt Manuela Jost. Zudem seien auch die Kosten und das Risiko für die Stadt tiefer, wenn die Planung vom Investor getragen wird und nicht von der Stadt.

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