Im Februar geht’s los im städtischen Untergrund

Zug realisiert 20-Millionen-Tunnel – fürs Regenwasser

So sieht die Tunnelbohrmaschine aus, mit welcher die Vorflutleitung Zugersee realisiert wird.

(Bild: Baudepartement Zug)

Eine Tunnelbohrmaschine wird sich ab Februar acht bis zehn Meter unter den Strassen Zugs ihren Weg bahnen. Die Stadt bekommt doch noch einen Stadttunnel in Kleinformat. Durch diesen fliesst aber Ende 2018 nicht der Verkehr durch.

In gewissen Bereichen hinkt Zug hinterher. So werden Abwässer aus den WCs der Stadtbewohner und das Regenwasser (Meteorwasser) immer noch zusammen in die Kläranlage geleitet. Die Leitung stammt noch aus den 60er-Jahren. Das ist unökologisch, und unökonomisch, denn das saubere Wasser belastet unnötig die Kläranlage.

Das will die Stadt Zug nun schleunigst ändern. Und zwar mit einem Mega-Bauprojekt, das knapp 20 Millionen Franken kosten wird. Es soll von Februar 2017 bis Herbst 2018 realisiert werden. An einer Tour d’horizon des städtischen Baudepartements erfuhr man mehr dazu. «Wir realisieren einen kleinen Stadttunnel, aber nicht für die Autos, sondern für die Abwässer», sagt Stadtingenieur Jascha Hager.

Schmutz- und Regenwasser trennen

Mit dem Bauwerk solle die Ableitung des unverschmutzten Abwassers (Drainagen- und Regenwasser) aus dem Gebiet Guthirt, Baarerstrasse und Loreto verbessert werden. Verschmutztes und unverschmutztes Wasser werde künftig getrennt und man entlaste die Kläranlage, ausserdem werde die Hochwassersicherheit erhöht. Grundlage für das Bauvorhaben bildeten das Eidgenössische Gewässerschutzgesetz und der generelle Entwässerungsplan.

Deutscher Microtunneling-Spezialist

Realisiert wird das Bauwerk von der Arbeitsgemeinschaft Seepipe 2.0. Drei spezialisierte Firmen führen den Bau aus: Für den Tiefbau ist die BüWe aus Rotkreuz die Spezialistin, für den Tunnelbau die deutsche Firma Sonntag, und für den Wasserbau ist die Bauunternehmung Gebrüder Brun aus Emmenbrücke zuständig. Sonntag ist in Deutschland der Spezialist für Microtunneling und Stadtentwässerungsprojekte.

Realisiert wird in Zug eine «Vorflutleitung». Vorfluter nennt man das Gewässer, in welches eine Abwasserleitung mündet. In diesem Fall ist das der Zugersee. In dieser Leitung ist Meteorwasser, das von überall her einfliesst, und es fliesst langsam gegen den See, wenn es regnet. Aber die Leitung ist immer gefüllt und wenn es nicht regnet, dann «steht» das Wasser praktisch still, wie wenn es der See selbst wäre. Der Grund ist, dass die Leitung unter dem Wasserspiegel des Zugersees liegt, im Gegensatz zu einer normalen Abwasserleitung. Das unverschmutzte Drainage- und Regenwasser wird rund 100 Meter vom Ufer entfernt auf der Höhe Schützenwiese in den See hinaus gespült.

 

Die geplante Leitung (rechts) liegt unter dem Niveau des Zugersees, wie diese Grafik zeigt.

Die geplante Leitung (rechts) liegt unter dem Niveau des Zugersees, wie diese Grafik zeigt.

(Bild: Baudepartement Stadt Zug)

Der Stadtingenieur: «Man wird die Leitung im Zugersee nicht sehen, sie wird unterirdisch verlaufen und in rund 18 Metern Seetiefe enden. In dieser Tiefe wachsen keine Wasserpflanzen mehr, die Ökologie des Seegrunds wird damit nicht gefährdet.»

Microtunneling-Verfahren angewendet

Die 1,5 Kilometer lange Leitung mit rund zwei Meter Innendurchmesser wird im Untergrund Zugs in der Tiefe von acht bis zehn Metern mittels Microtunneling-Verfahren vorangetrieben. Realisiert wird zusätzlich eine 285 Meter lange Nebenleitung mit 1,2 Meter Innendurchmesser. Dabei kommt eine Tunnelbohrmaschine zum Einsatz wie beim Gotthardtunnel, nur dass sie statt acht bis zehn Meter nur rund zwei Meter gross sein wird.

Eine solche Tunnelbohrmaschine wird auch in Zug zum Einsatz kommen. Die deutsche Firma Sonntag ist auf Microtunneling spezialisiert.

Eine solche Tunnelbohrmaschine wird auch in Zug zum Einsatz kommen. Die deutsche Firma Sonntag ist auf Microtunneling spezialisiert.

(Bild: Baudepartement Stadt Zug)

Trotzdem wird sich Zug für die nächsten zwei Jahre nicht in eine riesige Baustelle mit offenen Strassen verwandeln. «Die Bevölkerung wird wenig mitbekommen und es gibt nur minimale Verkehrsbehinderungen», sagt der Stadtingenieur. Der Grund: Sichtbar sind nur sechs grosse Schächte im Boden. Die Leitung wird unter der Industriestrasse, der Gubelstrasse und der Aabachstrasse gebohrt.

Synergien mit Siemens und WWZ

Für den Bau der neuen Vorflutleitung sollen Synergien genutzt werden. Das Siemens-Areal wird bereits heute teilweise mit Seewasser geheizt und gekühlt. Die Anlage der Siemens wird erneuert, die Leitungen ersetzt und leicht vergrössert. Damit Grabarbeiten im Gebiet vermieden werden können, hängt die Firma ihre Seewasser-Zuleitung vom See bis zum Kreisel Aachbachstrasse in die Vorflutleitung der Stadt.

André Wicki, bekommt Zug jetzt doch einen Stadttunnel? from zentralplus on Vimeo.

Das Bauvorhaben tangiert auch den Wärmeverbund der WWZ Energie AG namens Circulago. Dieser verläuft parallel zur geplanten städtischen Vorflutleitung. Zur Einsparung von Kosten und Bauzeit soll die wichtigste Circulo-Leitung deshalb parallel zu städtischen Vorflutleitung und unter gemeinsamer Nutzung der Schächte erstellt werden.

Problem für Polizei- und Rettungsfahrzeuge?

Verkehrsbehinderungen könnte es wegen der Sperrung der Aabachstrasse ab Januar 2017 geben, denn die Strasse bleibt während der Bauzeit zwischen dem Aabachkreisel und der Grafenaustrasse gesperrt. Das habe Konsequenzen für die Zuger Verkehrsbetriebe, die Zuger Polizei und die Krankenwagen.

Leitung in Zugerbergstrasse auch so gebaut

Ganz neu ist die Sache nicht in Zug: Unter der Zugerbergstrasse wurde vor einigen Jahren bereits eine Meteorwasserleitung mit Microtunneling-Verfahren realisiert. André Wicki, Vorsteher des städtischen Baudepartements, erinnert sich: «Man nahm praktisch nur ein Summen wahr. Es macht fast keinen Lärm und man spürt auch keine Erschütterungen.» Im Unterschied zum jetzigen Vorhaben wird aber in diese Leitung kein Zugerseewasser gespült, sie ist normalerweise trocken und bei Regen strömt das Wasser vom Berg in den See hinunter.

Eventuell wird die Bevölkerung den neuen Zuger «Tunnel» einmal besichtigen können, sagten die Vertreter der Baudepartements, sie klärten das ab.

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