Katholische Kirche mischt sich in Kreuz-Debatte

Mit Kreuzen und Engeln: Die Abdankungshalle im Friedental bei einer Abschiedsfeier im Jahr 2005. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Die Wogen gingen hoch, als das Luzerner Stadtparlament im Februar entschied, christliche Symbole aus den Räumlichkeiten im Friedental zu entfernen. Inzwischen hat man eine einvernehmliche Lösung gefunden, wie man die Abdankungshalle konfessionsneutral gestalten kann. Auch die Katholische Kirche Stadt Luzern unterstützt die gefundene Lösung, wie sie in einem Brief an den Stadtpräsidenten schreibt.

Luzern will seine Räumlichkeiten im Friedental konfessionsneutral gestalten – das hat eine hitzige Debatte ausgelöst (zentralplus berichtete). Nachdem man zuerst alle Kreuze entfernen wollte, krebste die Stadt nun zurück: Es geht auch mit einer flexiblen Abdeckung der Symbole (zentralplus berichtete). Letztlich geht es um die Frage: Wie präsent sollen religiöse Symbole im öffentlichen Raum sein?

In einem Brief an den Luzerner Stadtrat nimmt nun auch die Katholische Kirche Stadt Luzern Stellung (siehe unten). Das Schreiben ist von Pastoralraumleiter P. Hansruedi Kleiber und Kirchenratspräsidentin Rita Cavelti unterzeichnet. Darin halten sie fest, dass die Gesellschaft in religiöser Hinsicht zunehmend vielfältiger werde.

Kirche begrüsst die Lösung

Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, befürwortet es die Katholische Kirche Stadt Luzern, wenn für die Räume im Friedental eine Lösung gefunden werden kann, die eine flexible Nutzung durch alle Bevölkerungsgruppen mit ihren jeweiligen Symbolen erlaubt, «unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion oder anderen persönlichen Überzeugungen. Eine solche Lösung hat der Stadtrat am 9. März in Aussicht gestellt, was wir sehr begrüssen.»

Gleichzeitig betont die Katholischen Kirche in ihrem Brief an den Stadtrat, «dass der christliche Glaube nicht auf Symbole reduziert werden» dürfe. Der Glaube zeige sich vor allem «im christlich motivierten Handeln. Die Kirche istnur glaubwürdig, wenn sie von ihren Grundsätzen nicht nur spricht, sondern auch danach handelt und diese in die Gesellschaft einbringt.“

Das ganze Schreiben im Wortlaut:

Der Grosse Stadtrat der Stadt Luzern hat in seiner Sitzung vom 25. Februar 2016 über die Erneuerung der Anlagen im städtischen Friedhof Friedental entschieden («Bestattungs- und Friedhofswesen»). Es wurde unter anderem beschlossen, dass die Räumlichkeiten im Friedental künftig «konfessionsneutral gestaltet» werden sollen.

In der Folge entwickelte sich eine breite Diskussion über die Präsenz von religiösen Symbolen im öffentlichen Raum. Strittig war insbesondere die durch den Entscheid des Grossen Stadtrates implizierte Entfernung der christlichen Symbole in der Abdankungshalle. Diese Debatte er- achten wir als sehr wichtig, ist doch unsere Gesellschaft wesentlich vom Christentum mitgeprägt.

Die Katholische Kirche Stadt Luzern bzw. der Kirchenrat der Katholischen Kirchgemeinde Luzern sowie die Gemeindeleitenden der Pfarreien des Pastoralraums Luzern halten fest, dass die Abdankungshalle sowie auch die Einsegnungshalle Teile des städtischen Friedhofs sind und damit der Stadt gehören. Die genannten Räume sind nicht geweiht, sind also keine Kirchen oder Kapellen. Damit sind sie keiner religiösen Gemeinschaft oder Gruppierung zugeordnet.

Die Katholische Kirche Stadt Luzern befürwortet den Erhalt der christlichen Symbole, namentlich der Wandmalereien in der Abdankungshalle, da es sich aus kunsthistorischer Sicht um schützenswerte Objekte handelt.

Wir stellen zugleich fest, dass unsere Gesellschaft in religiöser Hinsicht zunehmend vielfältiger wird. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, befürworten wir es, wenn für die Räume im Friedental eine Lösung gefunden werden kann, die eine flexible Nutzung durch alle Bevölkerungsgruppen erlaubt, unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion oder anderen persönlichen Überzeugungen. Eine solche Lösung hat der Stadtrat am 9. März in Aussicht gestellt, was wir sehr begrüssen.

Bezug nehmend auf die Debatte, die seit dem Entscheid des Grassen Stadtrates teils auch auf politischer Ebene geführt wird, ist uns wichtig festzuhalten, dass der christliche Glaube nicht auf Symbole reduziert werden darf, ob diese nun im öffentlichen oder im privaten Raum anzutreffen sind. Sicherlich wird der persönliche Glaube in Symbolen, wie zum Beispiel im Kreuz, sichtbar. Der Glaube zeigt sich vor allem aber auch im christlich motivierten Handeln, insbesondere im Engagement für soziale Gerechtigkeit, für gesellschaftlichen Friede_n und in einem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt. Die viel zitierten christlichen Werte werden dann sichtbar, greifbar und wirksam, wenn Einzelne sowie die Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden da- nach handeln. Die Kirche ist nur glaubwürdig, wenn sie von ihren Grundsätzen nicht nur spricht, sondern auch danach handelt und diese in die Gesellschaft einbringt.

Unser Staatwesen garantiert die Meinungs- und Religionsfreiheit. Somit muss es Möglichkeiten und Räume geben, dem Glauben öffentlich Ausdruck zu verleihen. Das kann in Form von sicht- baren Symbolen sein, durch das öffentliche Bekenntnis religiöser Überzeugung, durch die religiös motivierte Teilnahme an gesellschaftlichen Debatten oder religiös begründetes Handeln und Wirken in der Gesellschaft. Es gibt viele Arten und Formen, wie die christlichen Kirchen und andere Religionsgemeinschaften ein gelingendes Zusammenleben der verschiedensten gesellschaftlichen Kräfte zu fördern vermögen. Unabdingbare Voraussetzung dafür ist bei allen Beteiligten eine offene und dialogbereite Haltung, die dem Gegenüber wertschätzend und respektvoll begegnet.

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