Witwe des Millionenerben vor Gericht

Tötung des Dornier-Erben?

Claude Dornier, der 1969 in Zug verstarb, vor der Dornier Do K-3. Vor dem Luzerner Gericht wurde nun der Vorwurf der fahrlässigen Tötung an seinem Sohn Christoph verhandelt. (Bild: Deutsches Bundesarchiv)

Vor sieben Jahren verstarb mit Christoph Dornier im Luzerner Kantonsspital ein bekannter Wohltäter und millionenschwerer Erbe eines deutschen Flugzeugpioniers. Heute nun stand seine Witwe vor den Schranken des Kriminalgerichts. Vorwurf an die Ärztin: Sie habe nichts unternommen, um ihrem Mann eine angemessene Behandlung zukommen zu lassen. Geklagt hatten ihre Stiefkinder.

Man wähnt sich in einem Dienstagabend-Krimi. Ein Familienvermögen von 100 bis 150 Millionen Franken, ein prominentes Todesopfer, eine ehemalige Oberärztin sowie Kinder, die straf- und zivilrechtlich gegen ihre Stiefmutter vorgehen. Fehlt nur noch Derrick, der seinen Wagen vor die Megger-Villa fahren lässt.

Erste Untersuchung eingestellt

Bis der Fall nun am Mittwoch mit Expertisen und Anhörungen vor Gericht verhandelt wurde, dauerte es nicht weniger als sieben Jahre. Ein erstes Strafverfahren, das aufgrund der Aussergewöhnlichkeit des Todesfalls eröffnet wurde, stellte das Amtsstatthalteramt Luzern im Jahr 2009 ein. Dies war rund ein Jahr nachdem sich Christoph Dornier auf Drängen seines Haushälterehepaares ins Luzerner Kantonsspital hat einliefern lassen. Zwei Wochen später war der knapp 70-Jährige tot, seinem Lungenkrebs erlegen. Überraschend und plötzlich, wie es in den Nachrufen hiess.

Dieses überraschende Moment möchte die Staatsanwaltschaft seiner dritten Ehefrau nicht zubilligen. Als Internistin hätte die frühere Oberärztin die Anzeichen der schweren Erkrankung bemerken – und entsprechend handeln müssen. Bereits ein halbes Jahr zuvor hätten sich bei Dornier Beschwerden wie Atemnot, Husten und Schmerzen in der Brust gezeigt, die sich bis zu seinem Tod verstärkt hätten. Die heute 55-Jährige habe nichts unternommen, um sein Leiden zu lindern.

Prominente Familie

Das Vermögen der Familie, das von der «Bilanz» auf 100 bis 150 Millionen Franken geschätzt wird, stammt aus dem Flugzeugbau. Christophs Vater, der 1969 in Zug verstarb, gründete die deutschen Dornier-Werke. Der jüngste Sohn aber trat nicht in dessen Fussstapfen, sondern machte sich einen Namen als Maler.

1989 gründete er die Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie. Der Mäzen brachte in seinen letzten Lebensjahren in Südafrika ein 69 Hektaren grosses Weingut zu neuer Blüte. Heute führt die Familie das Gut mit den Donatus-Weinen in Stellenbosch.

Anstatt die Ernsthaftigkeit der Situation zu vermitteln, habe sie ihn, der sich vor Krankheiten fürchtete, im Glauben gelassen, dass die Symptome nicht so schlimm seien, argumentiert die Staatsanwaltschaft. Und damit einen Hilflosen, für den sie zu sorgen gehabt habe, in einer unmittelbaren Gefahr für sein Leben im Stich gelassen.

Von Stiefsohn und -tochter angezeigt

Selbst wenn sie nicht direkt beauftragt gewesen sei, so hätten sie Dritte durchaus als Ärztin ihres Ehemannes gesehen. Auch Dornier selbst, heisst es in der Anklageschrift. Er habe darauf vertraut, dass sie zu ihm schaue und deshalb die Notwendigkeit einer genauen Untersuchung unterlassen. Mit einer adäquaten Behandlung nach Auftreten der Symptome aber, so die Ankläger, hätte sich Dorniers Leben um Monate oder gar Jahre verlängern lassen. Für das Nichtstun gebe es keine Rechtfertigungsgründe.

Der Vorwurf der Aussetzung, so der Strafantrag, sei mit einer dreijährigen Freiheitsstrafe zu sühnen, davon ein Jahr unbedingt. Sollte eine (eventual)-vorsätzliche Tötung nachgewiesen werden können, forderte die Staatsanwältin gar eine Strafe von sechs Jahren. Die Ärztin, die seither immer wieder in Katastrophengebieten wie Haiti und Libyen Schwerverletzte verarztet, sieht sich als Opfer einer Verschwörung.

Vor dem Luzerner Kriminalgericht stand die einstige Oberärztin aus Wien, die den Mäzen und Maler im fortgeschrittenen Alter geheiratet hatte, auf Bestreben ihrer Verwandten. Zweieinhalb Jahre nachdem die erste Untersuchung eingestellt wurde, beantragte einer seiner Söhne aus erster Ehe eine Strafuntersuchung gegen seine Stiefmutter. Dem schloss sich seine Schwester an.

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