Eklat am Berufsbildungszentrum Luzern

«Die Situation ist verfahren»

Am BBZB schwielt zwischen den Lehrern und der Führung seit längerem ein erbitterter Streit. (Bild: zentral+)

Die Vorwürfe an die Schulleitung des Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe sind happig. Offenbar sind ähnliche Probleme vom Berufsbildungszentrum in Sursee seit Jahren bekannt. Nun nimmt Christof Spöring, Leiter der kantonalen Dienststelle Beruf und Weiterbildung gegenüber zentral+ Stellung.

Seit Längerem beklagt sich der Personalverband Berufsbildung Schweiz Sektion Luzern (BCH-LU) über «Führungsprobleme in verschiedenen Bereichen und auf verschiedenen Ebenen» am Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe (BBZB) beim Bahnhof Luzern. Die angesprochenen Führungsprobleme würden sich durch «mangelhafte Kommunikation, Willkür, Beschwerdeverfahren und durch ein angespanntes Klima zeigen», so der BCH-LU.

Das Fass ist überlaufen

Nun ist der Streit eskaliert: An ihrer Generalversammlung vom 25. März haben die Luzerner Berufsschullehrpersonen eine Resolution verabschiedet, welche sich an alle Verantwortungsträger der Berufsbildung, insbesondere jedoch an den Regierungsrat, die Dienststelle Berufs- und Weiterbildung sowie die Schulleitungen der Berufsfachschulen richtet (zentral+ berichtete). 

Die in der Resolution genannten Vorwürfe sind happig. Von Bürokratisierung und Beschneidung der Meinungsäusserungsfreiheit der Lehrpersonen etwa und gar Repression ist die Rede. Im Kreuzfeuer der Kritik steht vor allem Rektor Herbert Eugster. Dieser verwies auf Anfrage auf seinen Vorgesetzten Christof Spöring, Leiter der Dienststelle Beruf und Weiterbildung (DBW), im Bildungs- und Kulturdepartement.

Die Resolution zeigt bereits erste Wirkung. «Nächste Woche treffen sich Vertreter der Schulleitung, BCH-LU und Bildungsdirektion zu einer weiteren Aussprache», sagt Christof Spöring auf Anfrage. Im Mai hole man dann alle Beteiligten an einen runden Tisch. «Eine Standortbestimmung soll helfen, konkrete Massnahmen aufzugleisen, um wieder eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu ermöglichen», so Spöring.

Generell sei man mit der Schulleitung als auch mit den Lehrpersonen und deren Verband in stetigem Kontakt. «Die Situation ist verfahren», räumt Spöring ein.

Probleme sind schon länger bekannt

Die Probleme begrenzen sich allerdings nicht nur auf Luzern. Wie Recherchen von zentral+ ergeben, sind auch am Berufsbildungszentrum für Wirtschaft und Informatik (BBZW) in Sursee seit Jahren ähnliche Unstimmigkeiten bekannt (zentral+ berichtete). «Dort wurden zwischenzeitlich bereits Massnahmen ergriffen», sagt Spöring. Es sei eine Mediation eingeleitet worden, unterstützt durch externe Organisationsberater.

Am BBZB in Luzern sei schon letztes Jahr gemeinsam nach Lösungen gesucht worden. Man habe sich dann aber entschieden, erst den Entscheid über die Verwaltungsbeschwerde (siehe Box) abzuwarten. Ein solcher steht noch immer aus. Bis Ende April rechne er nun aber mit einem Entscheid in dieser Sache. 

Spardruck macht BBZB zu schaffen

Das Ziel sei klar, nämlich eine gute Schulbildung anzubieten. «Aber offensichtlich bestehen zwischen Schulleitung und einem Teil der Lehrerschaft Differenzen über die Art und Weise der Führung der Schule.» 

Bemerkbar mache sich auch der Spardruck des Kantons. «Gewisse Kosteneinsparungen sind mit unangenehmen Massnahmen verbunden», erklärt Spöring. Entlassungen und die Reduktion von Pensen sind hart, aber notwendig. «Klar, macht sich die Schulleitung damit keine Freunde.»

Nicht alle Lehrpersonen würden überdies die Kritik an Schulleiter Herbert Eugster teilen, nimmt Spöring den Schulleiter in Schutz. Man müsse auch sehen, dass er die Schule in den letzten Jahren sehr erfolgreich geführt habe. «Das bestätigen messbare Erfolge wie die Teilnahme an Berufsmeisterschaften.»

Was bisher geschah

 

Frühling 2014

Im Luzerner Berufsbildungszentrum Wirtschaft, Informatik und Technik (BBZW) herrscht dicke Luft. In einem Brief an die Kantonsräte sprechen Mitarbeitende des BBZW von massiven Führungsproblemen. Im Fokus steht der Rektor.

In Zusammenhang mit der Kündigung, beziehungsweise der Pensenreduktion eines Sportlehrers erhebt der Betroffene Mobbing-Vorwürfe gegen die Schulleitung des Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe (BBZB).

Zwei Vertreter der Lehrerschaft werden abgemahnt und es wird mit einer Kündigung gedroht, weil sie eine Petition einreichten. Dagegen führen die beiden Betroffenen Verwaltungsbeschwerde. Die zuständige Behörde beim Kanton spricht von «Turbulenzen».

Herbst 2014

Ein Mitglied der Schulleitung am BBZB verschickt aus Versehen per Mail ein Liste mit heiklen Daten. Darin wurden Personen aufgezählt, denen möglicherweise im Rahmen von Sparmassnahmen und wegen sinkender Schülerzahlen gekündigt werden könnte. Das betroffene Schulleitungsmitglied gibt daraufhin die Leitungsfunktion ab.

Frühling 2015

Willkür, Führungsprobleme, mangelhafte Kommunikation: Am Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe in Luzern brodelt es. Nun doppeln Lehrerverbände mit einer happigen Resolution nach. Im Schussfeld der Kritik steht der Rektor Herbert Eugster.

 

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


2 Kommentare
  • Profilfoto von Hermann Fries
    Hermann Fries, 31.03.2015, 16:19 Uhr

    Zum wiederholten Mal berichten unsere Medien von Führungsproblemen an den Luzerner Berufsfachschulen.
    Erstens ist festzuhalten, dass gute Lehrpersonen sich im Unterricht permanent in einer Führungsrolle befinden. Sie müssen ihre Klassen anleiten und führen, Disziplin durchsetzen, Beurteilungen und Bewertungen vornehmen, wo nötig unterstützend oder ordnend intervenieren, in teils heiklen Eltern- oder Lehrmeistergesprächen oft nicht einfache Vereinbarungen aushandeln und diese dann auch durchsetzen. So wie das von jeder Führungspersönlichkeit, auch in der Wirtschaft, erwartet wird. Zudem sind viele Lehrerinnen und Lehrer neben ihrem Kerngeschäft, dem Unterrichten, mit verantwortungsvollen nebenberuflichen Aufgaben betraut; sie leiten Vereine, sind politisch aktiv und nicht wenige stehen in verantwortungsvollen Positionen in Familien, Institutionen und Gemeinden. Ergo müssen Lehrpersonen auch von guter Führungsarbeit etwas verstehen.
    Zweitens brauchen gute Lehrpersonen ein hohes Mass an Kreativität, um ihren Stoff so anschaulich und interessant wie möglich zu vermitteln. Dies erfordert neben einer klaren Handlungssouveränität möglichst viel Freiheit und Gestaltungsfreiraum. Schränkt man diese Freiheiten übermässig ein, fühlen sich Menschen in der Regel unwohl.
    Eine gute, engagierte Lehrperson muss also diese beiden Voraussetzungen zwingend mitbringen: Führungsqualität und Kreativität. Gute und starke Schulleitungen wissen um diese oben genannten grundlegenden Gegebenheiten und verstehen es überdies, die vielfältigen Fähigkeiten und Erfahrungen ihrer Lehrerkolleginnen und –kollegen zu nutzen. Sie suchen vor wichtigen Entscheidungen das Gespräch, profitieren von den mannigfaltigen Ressourcen, über die jedes Team verfügt; sie machen sich die breite Palette an Erfahrung und Wissen ihrer Kolleginnen und Kollegen zu Nutze.
    Es gibt offensichtlich Hunderte von Schulen aller Stufen, die einwandfrei funktionieren, gerade auch darum, weil deren Leitungen diese logischen Basics beachten und eine Kultur eines einvernehm-lichen und offenen Mit- und Füreinanders aktiv leben. Sie profitieren von kreativen Ideen und schätzen es, wenn sie in ihrem oft schwierigen Ringen nach guten und tragfähigen Lösungen (wie z.B. bei der Umsetzung von Sparmassnahmen!) tatkräftig unterstützt werden.
    Wo aber Leitungspersonen, wie offensichtlich in der Luzerner Berufsbildung, im Besonderen am Berufsbildungszentrum Luzern, sowie am BBZW in Emmen, Sursee und Willisau mit autoritärem Führungsanspruch und -gehabe Lehrpersonen ausgrenzen, ihren berechtigten Anspruch auf Mitdenken und Mitgestalten mit Repressionen und Drohungen unterdrücken, da muss man sich nicht wundern, wenn sich diese gegen das fortgesetzte Nicht-Ernstnehmen, gegen diese totale Ignoranz ihrer Fähigkeiten und Erfahrungen zur Wehr setzen. Unsere Verantwortlichen im Bildungs- und Kulturdepartement müssten nur einmal offen und ehrlich hinschauen. Da wo diese wertschätzende Kultur besteht, namentlich am Fachmittelschulzentrum Luzern und am Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung in Sursee, Hohenrain und Schüpfheim, da kennt man diese mühsamen und zermürbenden Konfliktsituationen nicht. Da sind offensichtlich führungsstarke und selbstbewusste Rektoren im Amt, denen kein Stein aus der Krone fällt, wenn sie ihre Lehrerteams in ihre Entscheidfindungen einbeziehen und eine gegenseitige Kultur der Wertschätzung und des gegenseitigen Miteinanders fördern. Da regieren nicht autoritäres Verordnen, nicht Angst und Repression, sondern Offenheit und ein Klima, wo Mitarbeitende innerhalb allseits anerkannter Grenzen und Vereinbarungen gerne und kreativ arbeiten und unterrichten und dies letztendlich zum Wohle und Nutzen der Lernenden.

    Hermann Fries, Berufsfachschullehrer, Ex-Präsident BCH.LU 31.03.2015

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von werner auer
    werner auer, 28.03.2015, 11:39 Uhr

    Haben nicht vor allem die Lehrpersonen (kaum die Schulleitung) zu den ‹messbaren Erfolgen an den Berufsmeisterschaften› beigetragen?

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon