Lehrerverband platzt der Kragen

Schwere Vorwürfe an Leitung des Berufsbildungszentrums

Das Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe mit Rektor Herbert Eugster. (Bild: Robert Müller)

Willkür, Führungsprobleme, mangelhafte Kommunikation: Am Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe in Luzern brodelt es. Nun doppeln Lehrerverbände mit einer happigen Resolution nach. Im Schussfeld der Kritik steht der Rektor Herbert Eugster.

Im Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe im Bahnhof Luzern ist seit Längerem ein heftiger Streit im Gange. «Es bestehen Führungsprobleme in verschiedenen Bereichen und auf verschiedenen Ebenen, welche sich durch mangelhafte Kommunikation, Willkür, Beschwerdeverfahren und durch ein angespanntes Klima zeigen», heisst es in einem vertraulichen Schreiben des Berufsschullehrervereines Luzern (BVL), das zentral+ vorliegt.

Nun hat der Personalverband Berufsbildung Schweiz Sektion Luzern (BCH-LU) eine Resolution verabschiedet, welche an diesem Freitag Regierungsrat Reto Wyss, Christof Spöring, Leiter der Dienststelle Berufsbildung im Bildungs- und Kulturdepartement, sowie der Aufsichts- und Kontrollkommission (AKK) des Kantonsrates zugestellt wird. Darin sind etliche Forderungen enthalten. So sollen etwa die Mitspracherechte ernst genommen und umgesetzt werden.

Mit Kündigung gedroht

Hintergrund ist ein Streit, der seit Monaten tobt. Zwei Vertreter der Lehrerschaft wurden abgemahnt und es wurde ihnen mit der Kündigung gedroht. Sie hatten sich für einen Sportlehrer stark gemacht, dem zuerst gekündigt worden war. Danach machte man ihm ein Stellenangebot – allerdings mit erheblich reduzierter Stundenzahl. Die beiden Lehrer – Aldo Isepponi als Präsident des BVL und Peter Bigler, Präsident des kantonalen Verbandes der Berufsschullehrer (BCH-LU), lancierten darauf im März letzten Jahres eine Petition an die Schulleitung, in der verbindliche Richtlinien bei Pensenreduktionen gefordert wurden.

Aus Versehen Kündigungsliste verschickt

Für Aufsehen gesorgt hat letzten Herbst auch eine versehentlich verschickte Kündigungsliste am Berufsbildungszentrum Bau in Luzern. Ein Mitglied der Schulleitung hatte per Mail ein Liste mit heiklen Daten verschickt. Darin wurden Personen  aufgezählt, denen möglicherweise im Rahmen von Sparmassnahmen und wegen sinkender Schülerzahlen gekündigt werden könnte. Die Lehrer waren mit Namen aufgeführt und mit Kommentaren versehen wie: «Y. ist ein Chaot und ein durchschnittlicher Lehrer.» Die Schulleitung sprach im Nachhinein von einem «bedauerlichen Fehler», den eine «anerkannte Führungsperson» gemacht habe. 18 Lehrer hatten das Dokument, das als Handnotiz gemeint war, erhalten. Das betroffene Schulleitungsmitglied hat daraufhin die Leitungsfunktion abgegeben.

Die Schulleitung reagierte gereizt und drohte gar mit der Kündigung, da man mit der Herausgabe von vertraulichen Daten die Schulleitung in Verruf bringen wolle. Die Lehrer reichten darauf eine Verwaltungsbeschwerde gegen Rektor Herbert Eugster ein. Diese ist seit letztem Sommer beim Regierungsrat hängig.

«Unerträgliche Situation»

Nun hat die Geschichte eine neue Dimension angenommen, indem sich der BCH-Luzern einschaltet. Auch der andere Peronalverband, der BVL, hält nicht mit Kritik zurück: Das Vertrauensverhältnis zwischen Schulleitung und Lehrpersonen sei stark erschüttert, heisst es im vertraulichen Schreiben. Viele Lehrpersonen hätten bereits «innerlich gekündigt» und litten unter der «unerträglichen Situation».

Rektor Herbert Eugster verwies diesen Donnerstagabend auf Anfrage auf Christof Spöring, Leiter der Dienststelle Berufsbildung im Bildungs- und Kulturdepartement. Dieser war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Kritiker als Feinde betrachtet

Die beiden Verbände prangen gemäss den zentral+ vorliegenden Schreiben noch weitere Missstände im Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe an:

  • «Vorschläge oder Fragen an Lehrpersonen werden von Seiten der Schulleitung oft als persönliche Angriffe interpretiert.» Berechtigte Kritik werde nicht ernst genommen.
  • Die im Personalgesetz festgehaltene Mitsprache und Mitwirkung der Personalverbände und Lehrer werde nicht gelebt. Es werde gegen – statt miteinander gehandelt. «Diejenigen Lehrer, welche noch offen reden und sich für pädagogische Anliegen engagieren, werden als Feinde angesehen.»
  • «Die Problematik und die Situation sind äusserst angespannt und sollten dringend angepackt werden.»
  • Die Erfüllung des Bildungsauftrages an den Berufsfachschulen würden durch unverhältnismässige und kurzsichtige Sparmassnahmen gefährdet.
  • Die Verwaltung stelle sich nicht in den Dienst der Berufsbildung.
  • Der BCH-Luzern fordert, eine unabhängige Ombudsstelle für personalrechtliche Anliegen einzurichten.

 

Hinweis: zentral+ wird Sie am Freitag über die weiteren Geschehnisse in diesem Fall informieren.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Helen Krummenacher
    Helen Krummenacher, 27.03.2015, 14:14 Uhr

    … leider wahr! Wo ist die Führung in dieser verfahrenden Situation, wo es letztlich um Menschen geht.

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