Aus den Augen, aus dem Sinn

Littering nimmt trotz neuem Umweltbewusstsein zu

Was nicht mehr gebraucht wird, bleibt liegen – beispielsweise an der Reuss. (Bild: ber)

Der Kampf gegen das Liegenlassen von Abfällen im öffentlichen Raum ist für die Stadt Luzern eine unendliche und kostspielige Sisyphusarbeit. Ob die bisherigen Massnahmen ausreichen, hinterfragten Vertreterinnen der CVP.

Rund 770’000 Franken wendet das Tiefbauamt jährlich für das Einsammeln von liegengelassenen Abfällen auf. Dies ist der Antwort des Stadtrates auf eine Interpellation von Mirjam Fries und Agnes Keller-Bucher (beide CVP) zu entnehmen. Die Grossstadträtinnen wollten mehr zu den Auswirkungen des Litterings auf Luzern erfahren und was die Stadt dagegen unternimmt.

Die Stadt bestätigt denn auch, dass Littering in der Tendenz zunimmt. So «scheint die Achtsamkeit gewisser Personengruppen im öffentlichen Raum in Bezug auf Sauberkeit und korrekte Entsorgung abgenommen zu haben», wie der Antwort zu entnehmen ist. Wer genau mit «gewisse Personengruppen» gemeint ist, lässt der Stadtrat offen.

Seit 20 Jahren soll Luzern glänzen

Tatsache ist, dass unter dem Slogan «Luzern glänzt» bereits seit 20 Jahren Präventionskampagnen durchgeführt werden. Zwischen 2014 und 2016 wurden 60’000 Franken für Drittleistungen in die Präventionsarbeit investiert. Die Frage der CVP-Grossstadträtinnen: Wie wirksam sind diese Kampagnen?

Klar ist, empirisch erheben lässt sich die Wirksamkeit solcher Kampagnen nicht. Der Stadtrat verweist aber auf die Feststellung, dass die gesellschaftliche Akzeptanz von Littering eher schwindet: «Mindestens teilweise kann dies der Wirksamkeit von Kampagnen zugeschrieben werden. Es spielen aber auch andere gesellschaftliche Entwicklungen wie die Sensibilisierung für den Klimaschutz oder für Plastikabfälle eine Rolle.»

Was sich ebenfalls zeigt: Die Möglichkeit, Abfallsünder mit Bussen zu bestrafen, hat nur einen sehr marginalen Effekt. Ordnungsbussen betreffend Littering wurden 2009 im Stadtgebiet eingeführt. Seither wurden 468 solcher Bussen ausgestellt – also jährlich knapp 50 Bussen.

Bussen wirken nur bedingt

Da die Polizei zur Ausstellung einer Busse den Übeltäter in flagranti erwischen muss, schreibt der Stadtrat der Wirksamkeit der Bussen nur eine eingeschränkte Wirkung zu. «Die Stärkung des Umweltbewusstseins und die Förderung von Achtsamkeit und Eigenverantwortung im öffentlichen Raum und von Respekt gegenüber den Mitarbeitenden des Strasseninspektorates hält der Stadtrat für die wirksameren Hebel bei der Bekämpfung des Litterings.

Und so findet sich die Stadt mit der Rolle des Sisyphos ab und lanciert eine nächste Kampagne: Unter dem Arbeitstitel «Gemeinsam für unsere Stadt» wird dass Strasseninspektorat heuer eine Kampagne durchführen, um den «Dialog» zwischen der Bevölkerung und den Gästen Luzerns in Bezug auf den stetig wachsenden Abfallberg zu fördern.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Zeitgenosse
    Zeitgenosse, 05.03.2020, 11:27 Uhr

    Vielleicht wäre es auch mal hilfreich, wenn statt Täterschutz betreiben einfach mal diese «gewissen Personengruppen» direkt angegangen würden. Gerade solche rücksichtslosen Leute, die nach dem Motto «nach mir die Sintflut» bzw. «ich-ich-ich» operieren, bauen ja gerade darauf, dass niemand etwas sagt. Und das hört ja nicht beim Littering auf. Sie zeigen dieses Verhalten auch in anderen Lebensbereichen, wo sie ihren Egoismus ausleben und solange machen, bis sich jemand wehrt. Deshalb einfach mal an die Kandarre nehmen.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon