Daniel Züslis Skulpturen stehen am ESAF

Zuger Künstler schafft zwei «Böse» aus Chamer Sturmholz

Der Holzbildhauer Daniel Züsli arbeitet an der Skulptur, die später auf einem Steinhauser Kreisel stehen wird.

(Bild: wia)

Das «Eidgenössische», das in zwei Monaten in Zug stattfindet, setzt auf Tradition. Auch wenn es um die Dekoration des Anlasses geht. Gut für den Holzbildhauer Daniel Züsli, der nun einige Schwinger aus Holz schaffen kann. Auch wenn er gern etwas mehr Zeit hätte für «Verquetschungen».

Während neben ihm Baumstämme «herumgefugt» und mit grossen Maschinen zerkleinert werden, werkelt Daniel Züsli gerade mit einem Schnitzmesser an einer Nase herum. Es ist die eines Schwingers, der sich gerade beim sogenannten «Abtasten» mit einem anderen Schwinger befindet.

Natürlich sind es keine Mannen aus Fleisch, Blut und Schweiss, die sich hier für den Kampf wappnen. Sondern solche aus Pappelholz, wie uns der Holzbildhauer Daniel Züsli erklärt. Einzig das Sägemehl, das während des Schnitzens und Sägens anfällt, ist echt. Die Skulptur, die er geschaffen hat, ist von grober Schönheit. Die Gesichtszüge sind detailliert, die Hände der Schwinger, die den Kontrahenten jeweils am Zwilch packen, fein ausgearbeitet.

Dass hier kein Laie am Werk war, ist offensichtlich. Auch wenn es in diesem Fall relativ schnell gehen musste, wie Züsli erzählt. «Vor vier Wochen wurde ich von der Gemeinde Steinhausen angefragt, ob ich für sie eine Kreiselfigur zum «Eidgenössischen» machen wolle.» Anfang Juli soll diese auf dem Dorfkreisel zu stehen kommen.

Aus diesem Baumstrunk schuf Züsli die beiden Schwinger.

Aus diesem Baumstrunk schuf Züsli die beiden Schwinger.

(Bild: zVg)

Ein Fan von Verquetschungen

«Weil es sich um einen Dekoartikel handelt, der nur temporär genutzt wird, muss das Ganze relativ günstig und darum auch nicht zu aufwendig ausgearbeitet sein», sagt Züsli weiter.

Dekoartikel? Kein Kunstwerk? «Nein. Wollte ich eine Kunstskulptur machen, bräuchte ich viel mehr Zeit. Allein, um mich eingehend mit dem Thema Schwingen und mit dem Wesen der Sache zu befassen.» An der Figur gebe es einige Details, für die Züsli gern mehr Zeit gehabt hätte. «Mich interessieren beispielsweise Verquetschungen», sagt der Holzbildhauer, und presst sich die eigene Hand so gegen die Backe, dass sein Gesicht eingedrückt wird.

«Dafür blieb jedoch keine Zeit. Bei dieser Skulptur habe ich vorgängig nicht einmal ein Modell gemacht.» Er betrachtet die zwei ringenden Holzgestalten kritisch und sagt: «Das hier ist im Prinzip eine sehr elegante Pappfigur.»

Die ambivalente Chance auf mehr Aufträge

Bereits von der Korporation Zug habe Züsli Aufträge fürs Eidgenössische Schwing- und Älplerfest erhalten. Vier Brunnen hat er mit hölzernen Sujets dekoriert.

«Dieses Kreiselprojekt ist super. Aber es zählt für mich nicht als Kunst.»

«Es ist sicher kein Zufall, dass man bei einem so traditionellen Anlass wie dem ESAF einen Holzbildhauer anfragt», sagt Züsli.  

Ob er sich mit diesen prominent ausgestellten Auftragsarbeiten erhofft, dass weitere Anfragen bei ihm ankommen? Züsli zögert einen Moment. Sagt: «Klar ist es schön, wenn die Leute dadurch auf mich aufmerksam werden.» Aber? «Ein gewisser Stil zieht normalerweise Aufträge im gleichen Stil mit sich.»

Ein «schizophrenes» Verhältnis zur eigenen Arbeit

Und schon befinden wir uns mitten in einem Clinch, der bei Kunstschaffenden sehr häufig ist. Nämlich: Dass man meist nicht mit dem sein Brot verdient, was einem am meisten am Herzen liegt. «Das soll nicht abwertend klingen. Es ist nur so: Wenn jemand zeitgenössische Kunst macht, daneben jedoch Eulen schnitzt, um Geld zu verdienen, dann wird er unter Künstlern schnell abgestempelt als der, der Eulen schnitzt.»

Er selber habe eine «schizophrene Haltung» in dieser Sache. «Dieses Kreiselprojekt ist super und eine sehr gute Übung. Aber es zählt für mich nicht als Kunst.»

Daniel Züsli mit seinen zwei geschnitzten Schwingern.

Daniel Züsli mit seinen zwei geschnitzten Schwingern.

(Bild: wia)

16 Minuten Kettensäge = 8 Stunden menschliche Arbeitsleistung

Wenn er frei wählen kann, widmet sich der Chamer ganz anderen Projekten. An der Zuger Kunstpause etwa hängte er eine Kettensäge auf, darunter einen Holzblock. «Die Säge wurde täglich für 16 Minuten eingeschaltet. Das entspricht der Leistung eines Menschen während acht Arbeitsstunden», sagt Züsli, und wirkt dabei gleichermassen entsetzt wie begeistert.

Oder aber, er modelliert aus Plastilin detailgetreue, charakterstarke Gesichter, bemalt diese mit Farbe und drückt – und druckt – sie auf Papier. Ein Akt der Zerstörung, während gleichzeitig etwas Neues entsteht.

So sah es aus, Züslis Kunstwerk an der Kunstpause.

So sah es aus, Züslis Kunstwerk an der Kunstpause.

(Bild: zVg)

Zurück zum Währschaften. Zu den beiden hölzernen Schwingern, die parat sind für den Hosenlupf, der nie stattfinden wird. Was Züsli an diesem Kreiselprojekt gefalle, sei seine Nachhaltigkeit. «Es handelt sich hierbei um den Stamm einer Pappel aus Niederwil, die dem Sturm Burglind zum Opfer fiel. Ich verarbeite das Holz hier in Steinhausen, Anfang Juli kommt die Skulptur wenige hundert Meter entfernt auf den Kreisel. Es ist also alles superlokal.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Zimmermann Peter
    Zimmermann Peter, 02.09.2019, 16:48 Uhr

    Super weiter so das ist Klasse

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