Ein Jahr nach schweren Vorwürfen

Zuger Stadtrat Urs Raschle: «Ich bin enttäuscht von Globegarden»

In der Stadt Zug betreibt Globegarden drei Kindertagesstätten. (Bild: wia)

Zu wenig Betreuer, zu viele Kinder in der Kita: So lauteten die Vorwürfe des Stadtrats an die Globegarden-Krippen in Zug vor einem Jahr. Und heute? Plagt sich die Stadt mit denselben Themen herum. Verändert habe sich kaum was, heisst es seitens der Behörden. Das sieht die Geschäftsführung von Globegarden ganz anders.

Das Image der Kita-Kette Globegarden hat im letzten Jahr arg gelitten. Und dies nicht ohne Grund. Unter anderem soll eine städtische Zuger Kinderkrippe gemäss eines Berichts der «Republik» während einer unangemeldeten Kontrolle Kinder im Keller versteckt haben, da zu wenig Betreuungspersonen anwesend waren.

Es stellte sich heraus, dass die Stadt Zug gegen die Globegarden-Kette mehrere Bussen verhängt hatte, da diese sich nicht an die Vorgaben hielten. Dies, da sich die Kitas mehrmals nicht an den gesetzlich vorgeschriebenen Betreuungsschlüssel gehalten hätten. Heisst konkret: Zu viele Kinder kamen auf zu wenige Betreuer (zentralplus berichtete).

Einer der Stadtzuger Standorte wurde gar unter besondere Aufsicht gestellt, erläuterte der zuständige Stadtrat Urs Raschle damals gegenüber zentralplus. Damit muss die betroffene Kita wöchentlich eine Liste der anwesenden Kinder und Betreuungspersonen an die Stadt schicken. Auch kündete Raschle an, den Standort stärker zu kontrollieren und mehr unangemeldete Besuche zu machen.

Auch in Risch gab Globegarden zu reden

Im Herbst vergangenen Jahres musste Globegarden erneut Negativpresse einstecken. Konkret stand der Vorwurf im Raum, dass die Kita in der Suurstoffi im Jahr 2018 ohne Betriebsbewilligung eröffnet habe. Dort läuft aktuell ein Verfahren.

Wie sieht es betreffend Globegarden ein Jahr nach dem Tumult in der Stadt Zug aus? Haben sich die Wogen geglättet?

Mitnichten. Auf eine Anfrage von zentralplus reagiert der zuständige Stadtrat Raschle zunächst verhalten. Man befinde sich selber noch in einem Verfahren mit Globegarden und dürfe sich daher nicht äussern.

Wie sieht es denn heute mit der Einhaltung des Betreuungsschlüssels aus? «Ich kann diesbezüglich nur für mich persönlich sprechen», betont der städtische Sicherheitsvorsteher, und fügt an: «Ich bin enttäuscht von Globegarden.»

«Bedauerlicherweise ist der Besserungsprozess noch nicht abgeschlossen.»

Urs Raschle, Zuger Sicherheitsvorsteher

Er erläutert: «Vor einem Jahr haben wir die Spitze des Unternehmens auf ein Gespräch eingeladen, dabei klare Worte gewählt und auf Verbesserung hingearbeitet. Doch bedauerlicherweise ist dieser Prozess noch nicht abgeschlossen.»

Immer wieder werden Bussen ausgesprochen

Seit Anfang 2020 habe die Stadt wiederholt unangekündigte Kontrollen in den Kita-Betrieben durchgeführt. «Dabei werde unter anderem nachgezählt, wie viele Kinder vor Ort sind.» Tatsächlich sei es vorgekommen, dass der Betreuungsschlüssel nicht eingehalten worden sei. «Das führte wiederum dazu, dass wir konsequent Bussen gegen Globegarden aussprachen.» Günstig sind diese nicht, belaufen sie sich doch jedes Mal auf 1000 Franken.

«Unsere Instrumente, um Kitas zu ahnden, sind beschränkt.»

Urs Raschle

Raschle relativiert aber: «Die Kitaleitungen vor Ort, welche auch die ersten Ansprechpersonen sind, bemühen sich, die gesetzlichen Grundlagen einzuhalten. Diese sind dafür auf die Mitarbeit der Trägerschaft und aller involvierten Dienste angewiesen.»

Den Behörden fehlen Einflussmöglichkeiten

Gibt es weitere Druckmittel, die der Zuger Stadtrat anwenden kann, sollte sich die Situation auch künftig nicht bessern? «Unsere Instrumente, um Kitas zu ahnden, sind beschränkt. Wir können Massnahmen zur Verbesserung und ausserdem Bussen verfügen. Als letzte Massnahme wäre eine Schliessung möglich, dazu müsste aber ein grober Verstoss betreffend Kindeswohlgefährdung nachgewiesen sein.»

Auch der Regierungsrat könne keinen Druck ausüben. Dies, weil die Überprüfung von Kindertagesstätten den einzelnen Gemeinden obliege.

«Es gab und gibt keinen Personalmangel bei Globegarden.»

Christina Mair, Geschäftsführerin Globegarden

Das Unternehmen Globegarden sieht die aktuelle Sachlage ganz anders. Geschäftsführerin Christina Mair erklärt auf Anfrage: «Das Zürcher Verwaltungsgericht hat unter Bezugnahme auf die auch im Kanton Zug geltenden eidgenössischen Bestimmungen im November 2020 klargestellt, dass nur in der Kita anwesende Kinder Betreuung benötigen. Für Kinder, die krank zu Hause oder in den Ferien sind, muss kein Personal eingeplant werden – und damit herrscht auch kein Personalmangel.»

Gemäss der Geschäftsführerin sei das Urteil des Verwaltungsgerichts auch für den Kanton Zug richtungsweisend. «Es bestätigt uns auf ganzer Linie: Es gab und gibt keinen Personalmangel bei Globegarden.» Es müssen genügend qualifizierte Erzieher präsent sein für alle Kinder, die in der Kita anwesend seien. «Aber eben nicht auch für jene Kinder, die in den Ferien oder krank zu Hause sind. In unseren Zuger Einrichtungen sind jederzeit genügend qualifizierte Betreuer für die anwesenden Kinder präsent», ist Mair überzeugt.

Vorwurf der Stadt verwundert Globegarden-Geschäftsleitung

Der Ansicht, dass Globegarden gemäss Stadtrat Urs Raschle lieber «in Eigenregie etwas deichsle» anstatt mit der Stadt Kontakt aufzunehmen, ist man beim Unternehmen nicht. «Nach unserer Wahrnehmung haben wir oft und konstruktiv den Dialog mit der Behörde gesucht. Die zuständige Behörde hat uns gegenüber kürzlich zum Ausdruck gebracht, dass sich die Zusammenarbeit positiv entwickelt hat», sagt Mair.

Zum Vorwurf einer fehlenden Betriebsbewilligung am Standort Rotkreuz sagt die Geschäftsführerin: «Globegarden ist hier entschieden anderer Meinung. Nach unserer Auffassung lag eine gültige, mündliche und schriftliche provisorische Bewilligung vor. Einzig die Ausstellung der definitiven Betriebsbewilligung war bei der Eröffnung ausstehend, da sie in der Gemeinde Risch sehr viel Zeit in Anspruch nahm.» Inzwischen sei diese jedoch längst erfolgt.

Gemeinde Risch will sich nicht äussern

Die Gemeinde Risch-Rotkreuz will sich nicht im Spezifischen dazu äussern, ob Globegarden den Betreuungsschlüssel in der im Gemeindegebiet liegenden Kita einhält. Dies aufgrund des Amtsgeheimnisses. Auch zum Verfahren, über das im Herbst berichtet wurde, sagt man nichts. «Zu laufenden Verfahren kann die Gemeinde keine Stellung nehmen. Darüber hinaus kann die Gemeinde aufgrund überwiegender privater Interessen keine Auskunft zu abgeschlossenen Verfahren erteilen», erklärt der verantwortliche Gemeinderat Roland Zerr auf Anfrage.

Hinweis: Die Firma Globegarden legt Wert auf die Feststellung, dass die Behauptung der «Republik», die Kita habe Kinder im Keller versteckt, falsch sei. Richtig sei, dass es in einer Einrichtung eine behördlich bewilligte Fläche mit Malatelier und einen Gumpiraum im Untergeschoss gäbe, die bei behördlichen Kontrollen - wie alle anderen Räume - besichtigt würde.

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