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Dem Vorstand des Luzerner Jugendparlaments ist ein Coup gelungen. Für die Session im Herbst konnte mit Christoph Blocher ein alt Bundesrat als Referent gewonnen werden. Doch nicht alle finden das gut. Blocher selbst erklärt, dass er sein Referat nicht auf das junge Publikum anpassen wird.
Regierungsrat Marcel Schwerzmann wird da sein, Kantonsratspräsident Josef Wyss und die jüngste Kantonsrätin Judith Schmutz ebenso. Die Gästeliste der sechsten kantonalen Jugendsession vom 15. November ist prominent bestückt. Doch ein Name löste besondere Verwunderung aus. Jener von alt Bundesrat Christoph Blocher.
Blocher: das Idol der Rechten und die Reizfigur der Linken. Wohl kein anderer Schweizer Politiker hat den Diskurs gerade in migrations- und aussenpolitischen Fragen in den letzten 30 Jahren so geprägt wie der 78-jährige SVP-Übervater aus Herrliberg.
Blocher soll Glanz verleihen
Dementsprechend stolz zeigt sich Jonas Ineichen, Co-Präsident des Luzerner Jugendparlaments (Jukalu). «Wir haben einfach mal angefragt und waren umso überraschter, dass er gleich zugesagt hat», sagt Ineichen zu zentralplus.
Doch was ist die Überlegung dahinter, einen fast Achtzigjährigen, der wie kein zweiter polarisiert, einzuladen? «Wir waren uns im Vorstand einig, dass wir jemanden mit grosser Aussenwirkung einladen möchten», sagt Ineichen. Mit Blocher erhalte das Jugendparlament die notwendige Aufmerksamkeit – auch bei der jungen Generation sei der ehemalige Bundesrat noch sehr prominent. «Hinzu kommt, dass wir bewusst jemand aus dem rechten Lager suchten», sagt der Co-Präsident.
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Ineichen selbst politisiert für die Juso. Doch die parteipolitische Gesinnung spiele beim Jugendparlament nur eine untergeordnete Rolle. Im Vorstand sind Mitglieder aus praktisch allen Jungparteien vertreten. «Uns geht es um die Förderung von politischer Partizipation.» Man wolle die Jugendlichen für die Politik begeistern und rüberbringen, dass Politik durchaus Spass machen kann.
Kantonsrätin kritisiert Auftritt
120 Jugendliche debattieren an dieser Session über verschiedenste Themen, am Ende wird ein politischer Vorstoss ausgewählt – Judith Schmutz (Grüne) wird diesen im Kantonsrat einreichen. «Politische Partizipation der Jugendlichen ist mir enorm wichtig. Es ist eine Ehre, dass ich angefragt wurde», sagt sie.
Dass Blocher auch vor Ort sein wird, stört die Kantonsrätin jedoch. «Klar bringt er Publicity, aber Blocher hat sich keinen Namen beim Thema der jugendlichen Partizipation gemacht», sagt Schmutz. Sie wolle sich zwar nicht gross einmischen, aber verständlich ist die Einladung für sie nicht.
Laut Schmutz könne man das Ziel auch erreichen, ohne auf bekannte Köpfe zu setzen. «Ich fände es wünschenswert, wenn Werbung vermehrt mit Jungpolitikerinnen und Jungpolitikern gemacht werden würde und so den Jugendlichen gezeigt werden kann, dass Politik auch in jungen Jahren Spass macht.»
«Die Separierung der Jugend finde ich nicht gut.»
Christoph Blocher
Entscheidend ist für sie zudem, dass man dem Fach «Politische Bildung» in der Schule mehr Beachtung schenkt. Es sei zu begrüssen, wenn Schulen Podien mit Jungpolitikerinnen und -politikern organisieren. «So erreicht man die Jungen auf Augenhöhe», sagt Schmutz. Das Ziel sei eindeutig, die Stimm- und Wahlbeteiligung bei Jungen soll gesteigert werden. «Es ist hilfreich, wenn sich die Jungen in der Politik repräsentiert fühlen», sagt die frisch gewählte Kantonsrätin. Bei den Grünen/Jungen Grünen schafften mit ihr, Jonas Heeb und Samuel Zbinden gleich drei rund 20-Jährige den Sprung ins Parlament. «Es wäre wünschenswert, das Parlament würde bezüglich Alter, Geschlecht und Branchen die Bevölkerung möglichst gut abbilden.»
Blocher: «Ich bringe meine politische Meinung zum Ausdruck»
Christoph Blocher dürfte die Kritik an seinem Auftritt nicht gross stören. Er lässt verlauten, dass er in seiner politischen Arbeit hin und wieder Einladungen zur Teilnahme an Jugendparlamentsitzungen annahm. «Aber allerdings sehr restriktiv», sagt er. Das gleiche gelte für die Anfragen von Mittel- und anderen Schulen für die Einladung zu politischen Veranstaltungen. «Die Restriktion deshalb, weil ich der Meinung bin, dass die jungen Leute eigentlich zusammen mit der übrigen Bevölkerung an den öffentlichen Veranstaltungen, wo ich auch oft auftrete, teilnehmen sollten. Die Separierung der Jugend finde ich nicht gut», so der SVP-Politiker.
Aber hin und wieder tue er das, weil ja auch der Kontakt mit jungen Leuten für ältere Politiker notwendig sei. «Ich möchte den Jungen die Möglichkeit geben, ihre Fragen an mich zu stellen, und die Antwort auf Augenhöhe zu erfahren», so der alt Bundesrat. Der Inhalt seines Referats wird er nicht speziell aufs Publikum anpassen. «Ich bringe meine politische Meinung zum Ausdruck.» Manchmal entstehe eine Diskussion. «Ich sage den Jungen aber nichts anderes als an anderen Orten und bei anderem Publikum auch.»
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