Psychologie und Gesundheit

Trotz Spardruck: Uni Luzern gründet zwei neue Fakultäten

Die Universität Luzern erhält Zuwachs: Neu kann man auch Psychologie und Gesundheitswissenschaften studieren. (Bild: bic)

Rund 20 Jahre nach der Gründung macht die Universität Luzern einen weiteren Ausbauschritt: Zukünftig kann man in der Leuchtenstadt auch Psychologie studieren. Der Aufbau des Studiengangs wird mithilfe von Sponsoren finanziert. Ebenso wird das Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin in eine eigene Fakultät umgewandelt.

Seit 20 Jahren besteht in Luzern die Universität Luzern (UNILU), sie ist damit eine der jüngsten des Landes. Im Unterschied zu Bern, Zürich oder Basel ist Luzern keine Voll-Universität im Kleinformat, denn sie bietet nur bestimmte Studiengänge an.

Doch das Angebot soll weiter wachsen. Die Universität will zwei neue Fakultäten schaffen: eine für Verhaltenswissenschaften und Psychologie sowie eine für Gesundheitswissenschaften und Medizin. Der Luzerner Regierungsrat begrüsst diese Pläne, über die er am Freitag im Rahmen der Publikation seines Berichts zur tertiären Bildung über die Neuerungen informierte.

Psychologie ist bei Studis beliebt

«Die Universität Luzern wird attraktiver, weil sie ein besseres Angebot hat», begründete Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann vor den Medien. «Und die neuen Fakultäten leisten einen Beitrag an den Kampf gegen den Fachkräftemangel.»

Mit dem Ausbau werde das humanwissenschaftliche Profil der Universität abgerundet. Zudem könnten damit gesellschaftlich drängende Herausforderungen erforscht werden. Angesprochen sind etwa Fragen im Bereich der Umwelt oder Innovation, aber auch zum Beispiel Fragen der Inklusion oder der Resilienzforschung. Für die Regierung sind das Punkte, mit denen sich die Universität Luzern profilieren kann.

«Die Psychologie und die Humanmedizin gehören zu den gefragtesten Studiengängen bei den Luzerner wie auch den anderen Schweizer Studierenden.»

Luzerner Regierungsrat

Das Studienfach Psychologie ist zudem sehr beliebt. «Die Psychologie und die Humanmedizin gehören zu den gefragtesten Studiengängen bei den Luzerner wie auch den anderen Schweizer Studierenden», hält der Luzerner Regierungsrat fest. Auch mit Blick auf diese Nachfrage sei es begrüssenswert, wenn die Universität Luzern diese Fächer anbietet. Die Psychologie-Fakultät soll im Vollausbau im Jahr 2028 rund 600 Studentinnen – inklusive rund 100 Doktoranden – zählen. Wie viele Lehrstühle das neue Standbein umfassen wird, ist hingegen noch nicht klar.

Die Ausrichtung der Fakultät soll nicht in Konkurrenz zum Bachelorstudiengang Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Luzern (HSLU) stehen. Dieser knüpfe an bestehende Schwerpunkte im Bereich der Arbeits- und Organisations-, sowie der Konsumenten- und Marktpsychologie an.

An der Universität hingegen liegt der Schwerpunkt auf den Bereichen Rechts-, Gesundheits- und Kinder-/Jugendpsychologie. «Damit werden andere Aspekte aufgegriffen als im Bachelor Wirtschaftspsychologie der HSLU», hält der Regierungsrat fest. Sie verlangt zudem, dass sich die beiden Hochschulen absprechen, damit es keine Überschneidungen gibt.

Ein Schwerpunkt liegt auf Rehabilitation

Die zweite neue Fakultät ist an sich nicht neu. Denn bereits heute bietet Luzern – zusammen mit der Universität Zürich – einen Studiengang in Humanmedizin an. Seit Herbst kann man zudem einen Bachelor in Gesundheitswissenschaften absolvieren. Das Departement zählt derzeit rund 250 Studierende.

Die Studiengänge und Forschungsschwerpunkte werden nun mit einer eigenen Fakultät gestärkt. Sie soll zudem einen Schwerpunkt auf die Rehabilitation setzen und damit die im Kanton Luzern bereits bestehenden Kräfte – unter anderem mit dem Paraplegikerzentrum in Nottwil oder der Suva – bündeln. Das Departement soll im Frühlingssemester 2023 zur Fakultät werden und 2025, im Vollausbau, rund 450 Studenten zählen.

Derzeit gibt es in Luzern eine theologische, eine kultur- und sozialwissenschaftliche, eine rechtswissenschaftliche und eine wirtschaftswissenschaftliche Fakultät sowie das Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin.

Zusätzliche humanwissenschaftliche Disziplinen wie beispielsweise Sprachen oder Künste sollen an der Universität Luzern hingegen nicht angeboten werden. Laut der Regierung decken andere Universitäten oder die Hochschule Luzern die Nachfrage danach ab. Auch der Aufbau von Fächern aus Naturwissenschaften und Technik ist kein Thema, da diese mit hohen Kosten verbunden wären und nicht dem Fokus der Universität Luzern entsprechen würden.

Aufbau wird über Sponsoren und Spender finanziert

Wie bereits bei der Wirtschafts- sowie bei der Gesundheitsfakultät soll der Aufbau der Psychologie-Fakultät mit Drittmitteln finanziert werden. Entsprechende Zusagen von Donatoren liegen gemäss Regierungsrat vor. Sie rechnet mit Kosten von rund fünf Millionen Franken für die Aufbauphase. Laut Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann bietet diese Art der Aufbaufinanzierung zwei Vorteile: «Der Markt will es, sonst würde niemand die Fakultät unterstützen. Und die Universität will es, sonst würde sie den Aufwand nicht betreiben.»

Für alle Ausgaben im Normalbetrieb reichen diese Gelder allerdings nicht aus. Die Regierung geht davon aus, dass die Psychologiefakultät jährlich rund 700’000 Franken benötigt. Die Summe soll über den Trägerbeitrag des Kantons gedeckt werden.

Die für den Aufbau der zwei neuen Fakultäten nötige Gesetzesänderung geht nun bis Mitte März 2022 in die Vernehmlassung.

Uni muss sparen

Gemäss dem Bericht der Luzerner Regierung über die tertiäre Bildung muss die Universität Luzern sparen. Denn der jährliche Trägerbeitrag des Kantons, der über die Jahre unverändert blieb, reiche für eine solide Grundfinanzierung der Universität Luzern nicht mehr aus. Die Rede ist von einer «strukturellen Unterfinanzierung», die 2020 in einem Minus in der Jahresrechnung von rund 870'000 Franken gipfelte.

Würde es so weitergehen, wären auch in den nächsten Jahren Defizite zu erwarten – und das Eigenkapital bis etwa im Jahr 2025 aufgebraucht. Die Universität muss laut Regierungsrat deshalb «Massnahmen zur Kostenoptimierung» ergreifen. Wie diese aussehen, wird im Bericht nicht näher festgelegt.

Fest steht aber: Auch der Kanton Luzern als Träger will seinen Teil leisten. Er hat im Juni beschlossen, der Universität Luzern von 2022 bis 2025 zusätzlich eine Million Franken pro Jahr zur Verfügung zu stellen. Diese Beträge sind im entsprechenden Aufgaben- und Finanzplan eingestellt.

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