Studie stellt Zug schlechtes Zeugnis aus

SP-Kantonsrat: «Die Fussgänger wurden in letzter Zeit vernachlässigt»

SP-Kantonsrat Rupan Sivaganesan hofft auf baldige Änderungen im Fussgängerverkehr. (Bild: wie)

Die Zuger Politik ist mit den Ergebnissen der Fussgänger-Studie nur bedingt zufrieden. Mehrere Projekte sollen nun für Verbesserung sorgen.

Die Organisation umverkehR hat den Schlussbericht einer Studie zur Fussgängerfreundlichkeit in Schweizer Städten veröffentlicht. Die Stadt Zug kam in den Umfragewerten nicht gut weg. Zusammen mit Locarno und Bellinzona landete sie auf dem zweitletzten Platz (zentralplus berichtete). 

Zug ist mit knapp 30'000 Einwohnern eine kleine Stadt. Das Zentrum ist zu Fuss von überall her gut zu erreichen. Trotzdem gibt es Lücken. Das sieht auch die Stadträtin Eliane Birchmeier (FDP) so. Zum Resultat der Studie sagt sie: «Mit 58 Prozent Gesamtzufriedenheit liegen wir knapp unter dem Durchschnitt von 61 Prozent. Aber trotzdem, es besteht Handlungsbedarf.»

Massnahmen sind geplant

Für Birchmeier kommen die Ergebnisse nicht überraschend. «Wir kennen die Probleme in der Stadt Zug. Die Studie hat uns in unseren geplanten Vorhaben also bestätigt.» Schon vor Bekanntgabe des Schlussberichts seien in der Stadt Massnahmen ins Auge gefasst worden. «Neue Bebauungspläne wie beispielsweise jene vom ZVB-Areal oder LG-Areal werden vor allem auch im Hinblick auf die Durchquerung und Fusswege geprüft.»

Ein Projekt, das nun im Rahmen der Umfrage angegangen wird, ist die Planung eines weitläufigen Gehwegnetzes. «Es sollen neue Fusswege in der ganzen Stadt entstehen – auch abseits der Hauptstrassen», sagt Birchmeier. Es gebe noch Lücken und damit sei auch Potenzial vorhanden.

Die SP teilt die Meinung

Auch Rupan Sivaganesan, Zuger Kantonsrat (SP), teilt die Kritikpunkte der Studie: «In der Stadt Zug gibt es einen Höchstwert an Autofahrern. Die Fussgänger wurden aber in letzter Zeit vernachlässigt.» Er ist der Meinung, dass sich die Stadt zu stark auf den Strassenbau fokussiert hat.

Sivaganesan schätzt die Teilnahme der Stadt an der Studie – auch wenn ihn das Ergebnis enttäuscht. «Im Durchschnitt hat Zug nicht gut abgeschnitten. Damit kann man nicht zufrieden sein», sagt er.

Langsamverkehr soll gefördert werden

Mögliche Lösungen für die angesprochenen Schwachstellen sieht er in einer Förderung des Langsamverkehrs. Mit den Verbesserungsvorschlägen der Initianten zeigt er sich einverstanden. Diese fordern beispielsweise getrennte Velo- und Fussgängerbereiche und breitere Trottoirs.

Für den SVP-Präsidenten Gregor R. Bruhin gibt es in Zug zu viele Fussgängerstreifen. (Bild: zvg)

«Zug fordert aber auch viele innovative Projekte», sagt Sivaganesan. Als Beispiel nennt er die Förderung von E-Bikes und E-Trottis (zentralplus berichtete). «Es wird künftig immer mehr E-Bikes geben. Deswegen müssen ebenso die Velowege weiter gefördert werden – auch aus Sicherheitsgründen für alle Verkehrsbeteiligten.»

Keine konkreten Projekte in Planung

Unzufrieden sind die Stadtzuger auch mit der Politik. Nur 52 Prozent der Befragten gaben an, mit dem politischen Wirken einverstanden zu sein. Für Sivaganesan ist das ein klares Signal: «Die Politik muss mehr für die Fussgänger unternehmen.»

Er will das Thema Fussgängerfreundlichkeit nun in der Fraktion thematisieren und gegebenenfalls Vorstösse einreichen. Konkrete Projekte seien zurzeit aber noch keine in Planung.

Der Verkehr als Miteinander

Anders sieht es die SVP: Für Gregor R. Bruhin, Präsident der SVP Zug, gibt es aufgrund der Studie allein noch keinen Handlungsbedarf. «Mobilität ist ein grosses Thema in Zug. Aber es ist auch ein Thema, das miteinander angegangen werden muss.» Probleme für Fussgänger zu lösen kreiere neue für Autofahrer. «Wenn Trottoirs verbreitert werden, engt das wiederum die Strasse ein. Wichtig ist ein stimmiger Gesamtmix.»

Auch die von den Initianten vorgeschlagene Temporeduktion auf Hauptverkehrsachsen hält Bruhin für wenig sinnvoll: «In Quartierstrassen kann eine Tempo-30-Regelung aus reinen Sicherheitsaspekten Sinn machen – und die wird schon vielerorts eingesetzt.»

«Ein Problem kreiert, wo keines ist»

Eine mögliche Lösung sieht er aber im Bau von Unter- oder Überführungen. «Es gibt zu viele Fussgängerstreifen in der Stadt. Vielleicht könnte man so für eine Beruhigung sorgen.» Dies gehöre schliesslich aber in den Bereich der Verkehrsplanung.

Abschliessend findet Bruhin: «Für mich wurde mit der Studie ein Problem kreiert, wo keines ist.» Er verweist auf die angestrebte Bau- und Zonenplanrevision der Stadt Zug: «In kommenden Planungen soll auf alle Rücksicht genommen werden. Und wenn man dabei etwas Gutes für die Fussgänger tun kann, dann soll man das auch.»

Aber Top-Priorität hat die Fussgängerzufriedenheit in seinen Augen nicht. Die Erhebung der Umfrage mit 137 Personen sei auch nicht repräsentativer Natur.

Der Fussgängerstreifen auf dem Kolinplatz. (Archivbild: Emanuel Ammon/Aura)
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