Für die Stromversorgung

Luzerner Regierung steht hinter Gaskraftwerk Perlen

Mitte-Kantonsrat Michael Kurmann fordert, dass Alternativen zum Gaskraftwerk Perlen gefordert werden. (Bild: Adobe Stock/zvg)

Der Bund prüft, in Perlen ein Gaskraftwerk zu bauen, das die Stromversorgung der Schweiz sichert. Gas? Jetzt? Obwohl die Idee wie aus der Zeit gefallen wirkt, steht ihr die Luzerner Regierung positiv gegenüber.

Der Bundesrat will bis 2050 eine klimaneutrale Schweiz. Und trotzdem plant er den Bau eines neuen Gaskraftwerks – und prüft dafür Perlen als Standort (zentralplus berichtete). Wie geht das auf?

Aus Sicht der Luzerner Regierung lässt sich dieser «Zielkonflikt auflösen», wie sie in der Antwort auf einen Vorstoss des Mitte-Kantonsrats Michael Kurmann schreibt. Der Grund: «Im Idealfall kommt das Gaskraftwerk nur sehr kurzzeitig oder gar nie zum Einsatz», so die Regierung.

Nur 47 Stunden im Jahr in Betrieb

Die Studie eines externen Beratungsunternehmens im Auftrag des Bundes habe mehrere Szenarien der Stromversorgungssicherheit untersucht. Unter der Annahme einer Extremsituation kommt es zu einem möglichen Versorgungsengpass während rund 47 Stunden im Jahr 2025, der mit dem Gaskraftwerk überbrückt werden soll.

Im Worst Case würde das Gaskraftwerk in Perlen von 15 Gigawattstunden Strom im Jahr produzieren – was in etwa 10’000 Tonnen CO2 entspricht. «Die zusätzlichen Emissionen sollen kompensiert werden», schreibt die Regierung weiter. «Der Betrieb mit Biogas (aus Vergärung) ist unseres Erachtens wenig zielführend und technisch nicht machbar.»

Gaskraftwerk steht frühstens in sieben Jahren in Perlen

In ihrer Antwort auf einen Vorstoss von Kantonsrätin Korintha Bärtsch (Grüne) betont die Regierung: «Es muss zwingend verhindert werden, dass man für den Betrieb auf Gaslieferungen aus Russland angewiesen ist.» Auch beim Bezug von Gas aus anderen Staaten müsse sichergestellt werden, dass man sich nicht in eine neue Abhängigkeit von Staaten begebe, wo dies problematisch werden könne.

«Ein Gaskraftwerk, betrieben mit Biogas, welches in einem entsprechenden Speicher zurückgehalten wird, wäre sehr interessant.»

Mitte-Kantonsrat Michael Kurmann

Noch ist nicht entschieden, ob der Bund ein Gaskraftwerk in Perlen baut. Ist der Entscheid dereinst gefallen, rechnet die Luzerner Regierung mit einer Verfahrenszeit von rund drei Jahren. Allfällige Einsprachen und Rechtsmittel sind dabei noch nicht berücksichtigt. Hinzu kommt eine Bauzeit für das Gaskraftwerk von 4 bis 7 Jahren. «Eine Inbetriebnahme ist somit frühestens in rund sieben Jahren denkbar», so die Regierung.

Situation hat sich mit Kriegsausbruch «dramatisch verschärft»

Ist es bis dahin nicht zu spät? Schliesslich droht der Schweiz schon in diesem Winter eine Strommangellage. «In Birr, Aargau, prüft man schon für diesen Winter die Inbetriebnahme eines 300-Megawatt-Gaskraftwerkes. Dieses soll schnell noch diesen Winter in Betrieb genommen werden», sagt dazu Mitte-Kantonsrat Michael Kurmann, der sich als Bauingenieur beruflich mit Siedlungsinfrastruktur auseinandersetzt.

Er räumt aber ein: «Seit dem Zeitpunkt meiner Anfrage hat sich die Situation dramatisch verschärft.» Das Wort-Case-Szenarion, das den Einsatz eines sogenannten Peakers nötig macht, ist aus Sicht von Kurmann «sehr realistisch».

Kurmann fordert, dass Alternativen geprüft werden

Das Problem: Aus Sicht des Mitte-Kantonsrats fehlen Speicherkapazitäten auf Schweizer Boden, die es zwingend bräuchte, um beim Gas im Notfall nicht vom Ausland abhängig zu sein. «Ein Gaskraftwerk, betrieben mit Biogas, welches in einem entsprechenden Speicher zurückgehalten wird, wäre sehr interessant», meint Kurmann.

Für diesen Winter erhöht der Bund die Speicherkapazitäten in den Schweizer Wasserkraftwerken. Kurmann findet, der Bund könnte sich überlegen, dauerhaft solche Reserven als Peak-Reserve vorzusehen. Immerhin hat zum Beispiel das neuste Pumpspeicherkraftwerk Nante-de-Drance eine Leistung von knapp 1’000 Megawatt.

Aus Sicht von Kurmann müssten solche Vorhalteleistungen vergütet werden, anstatt die Gelder in Gaskraftwerke zu investieren. Das verursache zwar Kosten, die Versorgungssicherheit sollte das dem Bund aber wert sein.

Verwendete Quellen
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