Acht Kopien auf der Kapellbrücke

Luzerner können sich selbst ein Bild machen

Zwei Zimmermänner hängten am Donnerstagmorgen acht Kopien der Kapellbrücken-Bilder auf. Wenn es nach dem Mäzen Jost Schumacher ginge, sollten die Bilder dort bleiben. (Bild: cha)

Es ist ein Hin und Her. Die Initianten wollen Kopien der Kapellbrücken-Bilder aufhängen, der Stadtrat nicht. Jetzt hängen im Vorfeld zur Volksabstimmung acht Kopien auf der Kapellbrücke. Initiant Jost Schumacher und die Jungfreisinnigen sind glücklich. Und die Bevölkerung?

Touristengruppen schlendern über die Kapellbrücke, machen Fotos und bleiben dann ratlos stehen. Beim letzten Abschnitt auf der Seite der Peterskapelle hat sich eine Traube mit Schaulustigen und Journalisten gebildet. Zwei Zimmermänner hängen ein Bild im Giebel der Brücke auf. Die Touristen denken sich nichts dabei und schiessen unbekümmert weiter ihre Fotos, posieren vor den neu aufgehängten Bildern.

Der Luzerner Rechtsanwalt Jost Schumacher liess zwischen 2003 und 2008 alle Originalbilder für zwei Millionen Franken kopieren. Acht dieser 146 Nachbildungen hängen nun probeweise bis am 31. Oktober auf der Kapellbrücke. Gleichzeitig werden in dieser Zeit in der Luzerner Galerie «Tuttiart» vier Kopien ihren Originalen gegenübergestellt. Die Bilder werden durch kunsthistorische und handwerkliche Informationen ergänzt. Und ein «Audio-Guide» erklärt die Geschichte der einzelnen Bilder.

Bevölkerung soll sich eigene Meinung bilden

«Es ist ein Erfolg und ein historischer Moment, dass nun einige der Kopien auf der Brücke sind», sagt Yvonne Ruckli, Präsidentin Jungfreisinnige der Stadt Luzern. Endlich seien die Bilder, über die so viel diskutiert wurde, fassbar und für jeden zugänglich. «Die Bevölkerung kann sich jetzt eine eigene Meinung zu den Kopien bilden», so Ruckli.

Und das macht sie auch. Ein älterer Herr schlendert unter den Bildern hindurch und hebt interessiert den Blick. «Ich habe die Kopien sofort erkannt», so Guido Unternährer. Er fände es gut, dass die Kopien jetzt hängen. «Dann erkennt man auch endlich wieder, was auf den Bildern drauf ist», so der Stadtluzerner. Er ist dafür, dass die Kopien längerfristig hängen bleiben. Guido Unternährer: «Die Brücke ist ja auch nicht mehr original, weshalb sollten es dann die Bilder sein?»

Ausstellung vom 16. bis 31. Oktober

In der Galerie Tuttiart Luzern werden vom 16. bis 31. Oktober vier Originale und ihre jeweiligen Kopien gezeigt. Die Bilder werden durch kunsthistorische Informationen ergänzt und ein «Audio-Guide» erzählt die Geschichte der einzelnen Bilder.

Dienstag bis Freitag, jeweils 14 bis 20 Uhr

Samstag, jeweils 11 bis 17 Uhr

Die Kopien seien zwar schon ein bisschen grell, aber mit der Zeit würden sie sicher dunkler werden. Er fände es nicht gerecht, dass nur wenige Leute über die Zukunft der Hängeordnung bestimmen dürfen – und spricht damit den Stadtrat an, der zum jetzigen Zeitpunkt über die Bilder bestimmen darf. «Das Volk soll darüber bestimmen, was mit den Bildern passiert», sagt er mit Nachdruck.

Originale halten auch nicht ewig

Auch Lea Hefti aus Luzern spricht sich für das Aufhängen der Kopien aus: «Die Bilder gehören einfach auf die Kapellbrücke. Nur ein Kenner sieht einen Unterschied zwischen den Originalen und den kopierten Bildern», so die 21-Jährige. Für die «Touris» reichen die Kopien sicher und die Vollständigkeit der Bilder auf der Brücke sei wichtig für das Verständnis der Geschichte, die sie erzählen.

Auch Yvonne Ruckli von den Jungfreisinnigen nimmt an, dass die Touristen wohl keinen Unterschied zwischen den Originalen und den Kopien merken würden. «Sie sind meist von weit her gereist und wollen einfach das Wahrzeichen von Luzern begutachten», so Ruckli.

Dass man gar keinen Unterschied sieht, findet Louis Brotschi nicht. Er könne die Kopie vom Original unterscheiden und er spricht sich dennoch für das Aufhängen der Kopien aus: «Man kann die Originalbilder ja auch nicht ewig behalten. Die sind exponiert und zum Teil schon sehr dunkel geworden», so der ältere Herr aus Horw.

Wer soll zuständig sein?

Der Schüler Yannick Doswald sieht das anders: «Wenn ich wählen müsste zwischen den Kopien und den Originalen, dann würde ich mich sicher für letztere entscheiden.» Er achte sich aber nicht so genau auf die Bilder, wenn er über die Kapellbrücke geht. «Ich finde die Diskussion nicht so wichtig», so der 18-Jährige.

Die Diskussion ist jedoch im Gange. Am 30. November 2014 kann die Bevölkerung abstimmen, wer in Zukunft zuständig für die Hängeordnung der Bilder sein soll – der Stadtrat oder das Parlament (zentral+ berichtete).

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1 Kommentar
  • Profilfoto von rkfurrer
    rkfurrer, 18.10.2014, 19:31 Uhr

    Besten Dank allen, die diesen Vergleich endlich möglich gemacht haben.

    Auf der Brücke fallen die neuen Kopien natürlich sofort auf wegen dem dunkler schwarzen Rahmen. Etwas künftige Patina wird da rasch für eine Angleichung sorgen.

    Besonders instruktiv ist der Bildvergleich in der Galerie Tuttiart. Diese Galerie muss man allerdings erst mal finden. Besonders gut angeschrieben ist sie nicht, jedenfalls dann nicht, wenn der Parkplatz vor dem tief am Schaufenster zu findenden Namenszug gerade besetzt ist.

    In der Galerie hängen drei Bildpaare im grossen Raum, ein viertes Bildpaar im kleineren Nebenraum. Zwischen diesen Gruppen finden sich grosse Unterschiede. Das Dreiergespann im ersten Raum zeigt Kopien, die den Originalen nur nachempfunden sind. Da stimmt wirklich zu vieles nicht, angefangen bei anders geschriebenen Nummern, kleineren Schriften, anderen Proportionen bei Türmen etc. etc. Die Wappen in den unteren Ecken stimmen oft überhaupt nicht überein. Ich verstehe jetzt die Gründe für die Ablehnung durch die Denkmalpflege bedeutend besser. Eigentlich wundere ich mich, dass Jost Schumacher mit diesen Kopien anscheinend zufrieden war.

    Nun aber zum vierten Bildpaar (Bildnummer 74) im kleineren Raum. Da findet man plötzlich eine Kopie, die sehr gelungen ist. Vermutlich wurde sie von einem anderen Künstler gemalt als diejenigen im grossen Raum. Ziel müsste sein, Kopien vor dieser Qualität für alle Bilder zu haben!

    Noch zwei Kommentare: erstens bin ich der Ansicht, dass auch die schlechteren Kopien besser sind als leere Giebel auf der Brücke. Nur sollten die dann möglichst rasch durch Kopien besserer Qualität ersetzt werden. Das kann ja schrittweise geschehen, wenn sie eben zur Verfügung stehen.

    Zweiter Kommentar: Die grundsätzliche Argumentation gegen das Aufhängen von Kopien lautet offenbar, dass es nicht dem Denkmalschutz entspreche, Kopien zu zeigen. Nur, was anderes ist denn die heutige Kappelbrücke? Die ist ja wegen dem Brand heute weitestgehend auch eine Kopie, wenn auch von guter Qualität.

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