Grosse Zügelprojekte stehen an

Leere Büroflächen in Luzern? Stadtrat nimmts locker

FDP-Grossstadtrat Marc Lustenberger will, dass die Stadt gewappnet ist, wenn die Luzerner Kantonsverwaltung 2026 an den Seetalplatz zügelt. (Bild: zvg)

In der Stadt Luzern werden in den nächsten fünf Jahren aufgrund von Grossprojekten viele Büros leer. Der Stadtrat sieht darin mehr Chancen als Gefahren. Das aus Sicht von Wirtschaftskreisen grösste Risiko kann er ohnehin kaum beeinflussen.

Sagt die Luzerner Bevölkerung am 28. November Ja zum 177-Millionen-Kredit für den Neubau am Seetalplatz, zieht die Verwaltung des Kantons Luzern in fünf Jahren nach Emmenbrücke. Damit werden in der Stadt Luzern auf einen Schlag zahlreiche Büros frei. Umso mehr, weil im selben Zeitraum sich auch die Ausgleichskasse neu auf dem Eichhof-Areal in Kriens und die Hochschule auf dem Rösslimattareal ansiedeln wird. Chance für die Stadtentwicklung oder Risiko für hohe Leerstände? Das fragt sich die städtische FDP, die das Thema in einer Motion aufs politische Tapet gebracht hat (zentralplus berichtete).

Der Anteil am Gesamtbüromarkt ist klein

Die frei werdenden Büroflächen sind mehr Chance als Risiko: So lässt sich die Haltung des Stadtrates zusammenfassen. An solch zentralen Lagen werde es immer eine angemessene Nachfrage nach Büroflächen geben, schreibt er in seiner Stellungnahme und zitiert eine Studie aus dem Jahr 2016. Diese kam zum Schluss, dass der Anteil an frei werdenden Flächen im Verhältnis zum Gesamtbüromarkt in der Stadt mit drei Prozent sehr klein sei. Insofern sei kaum mit Leerständen zu rechnen.

Allerdings wurde diese Studie vor der Coronapandemie erstellt. Diese hat bekanntlich einen Schub in Sachen Digitalisierung und Homeoffice ausgelöst. Der Stadtrat geht aufgrund von Untersuchungen von Banken und Immobilienexperten davon aus, dass die Nachfrage nach Büroflächen zwar kurzfristig tiefer ausfällt. Mittelfristig würden zentrale und gut erschlossene Büros aber nicht an Attraktivität einbüssen. Aufgrund der langen Vorlaufzeit – die kantonale Verwaltung zieht erst 2026 um – hätten die Eigentümer zudem genug Zeit, um sich auf den Umzug vorzubereiten.

Diese Einschätzung teilen auch Experten: «Liegen die Büros nahe der Innenstadt und sind gut an den ÖV angeschlossen, sind sie für viele Unternehmen sehr attraktiv», sagte Christian Kraft von der Hochschule Luzern letzten Februar gegenüber zentralplus.

Einen separaten Bericht, wie von der FDP gefordert, erachtet der Stadtrat daher als unnötig. Er kündigt aber einen neuen Wirtschaftsbericht an, in welchem eine Standortbestimmung und die Definition wirtschaftlicher Schwerpunkte vorgenommen wird. Zudem erscheint 2023 ein Bericht zur städtischen Immobilienstrategie. Beide werden das Thema der frei werdenden Büroflächen touchieren. Deshalb empfiehlt der Stadtrat, das FDP-Anliegen in Form des weniger verbindlichen Postulats anzunehmen.

Werden aus den Büros attraktive Wohnungen?

Damit ist die FDP-Fraktion einverstanden, wie Grossstadtrat Marc Lustenberger sagt: «Wir nehmen den Stadtrat aber beim Wort, dass er sich frühzeitig mit der Entwicklung auseinandersetzt, die Chancen packt und der Stadt Luzern als Wirtschaftsstandort das nötige Gewicht beimisst.» 

Das bedeutet für die FDP auch, dass die frei werdenden Flächen für die Wirtschaft erhalten bleiben. «Die Stadt soll sich darum bemühen, spannende Unternehmen in Luzern anzusiedeln oder womöglich Raum zu schaffen für Start-ups und innovative Konzepte.» Das liegt auch im Interesse der City Vereinigung und der Gastronomie, wie aus den Branchen zu hören ist. Gerade Letztere ist für das Mittagsgeschäft darauf angewiesen, dass in Luzern Arbeitsplätze erhalten bleiben, wenn die über 1'000 Angestellten des Kantons nach Emmenbrücke ziehen (zentralplus berichtete).

«Für eine gesunde Stadt ist es wichtig, dass sie ähnlich viele Arbeitsplätze wie Einwohner zählt.»

Marc Lustenberger, FDP-Grossstadtrat

Gemäss der erwähnten Studie von 2016 würde sich ein Drittel der heutigen Büroflächen auch als Wohnraum eignen – das wären rund 120 Wohnungen. Dass einige Büros nicht mehr dem heutigen Standard entsprechen und ohnehin umgebaut werden müssen, dürfte diese Option für Eigentümer zusätzlich attraktiv machen. Und: An den zentralen Lagen wäre die Nachfrage für Wohnraum sicher vorhanden. Für die FDP wäre das aber der falsche Weg, sagt Marc Lustenberger. «Für eine gesunde Stadt ist es wichtig, dass sie ähnlich viele Arbeitsplätze wie Einwohner zählt.»

Der Stadtrat betont, dass die städtische Fachstelle für Wirtschaftsfragen sowie die Wirtschaftsförderung sich bemühen, Firmen auf der Suche nach Arbeitsflächen zu unterstützen. Letztlich obliege es aber den Eigentümern der entsprechenden Liegenschaften, innerhalb der Vorgaben der Zonenplanung über die zukünftige Nutzung zu entscheiden.

Was passiert im Haus der Informatik?

Der grösste Teil der frei werdenden Gebäude gehört dem Kanton oder privaten Eigentümern. Dort kann die Stadt Luzern kaum Einfluss auf die zukünftige Entwicklung nehmen. Mehr Handlungsspielraum hat sie derweil im Haus der Informatik in Ruopigen, das ihr gehört. Dort werden 2'200 Quadratmeter Fläche frei. Was nach dem Wegzug der Informatik und der Luzerner Polizei im Gebäude passieren könnte, ist aber noch unklar. Die Dienstabteilung Immobilien erarbeite derzeit eine Nachfolgestrategie, verkündet der Stadtrat. Sie soll aufzeigen, welche zukünftigen Nutzungen möglich und sinnvoll wären.

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