Was kostet «Impfwaste»?

Kanton Zug vernichtet seit Sommer mehr Covid-Impfdosen

Die Impfnachfrage ist gesunken. Das führt dazu, dass mehr Impfdosen im Abfalleimer landen. (Bild: Andreas Busslinger)

Wer sich gegen Covid impfen lassen wollte, hatte unzählige Möglichkeiten. Die gesunkene Nachfrage hat Folgen: Weil angebrochene Fläschchen nicht gelagert werden können, kommt es zu mehr «Impfwaste». Wie viel das kostet, weiss offenbar niemand so recht.

In der Apotheke, im Einkaufszentrum oder auf dem Schiff: Wer sich gegen Covid impfen lassen will, kommt inzwischen praktisch überall zu seiner Spritze. Denn das Credo der Behörden hallte nach der nationalen Impfwochen noch lange nach: «Jede Impfung zählt».

War der Andrang auf die Corona-Impfung zu Beginn noch gross, ist die Nachfrage seit dem Sommer zurückgegangen. Und so können nicht immer alle Impfdosen verspritzt werden. Denn die Impfstoffe werden in Fläschchen – sogenannten Vials – mit mehreren Portionen geliefert. Bei Moderna enthält eine Flasche zehn Impfdosen, bei Pfizer/Biontech sind es sechs, bei Johnson & Johnson fünf. Bei allen drei gilt: Angebrochene Vials müssen innert sechs Stunden verbraucht werden – sie über Nacht zu lagern ist nicht möglich.

Wurden anfänglich Restdosen an Angestellte des Spitals oder Polizistinnen verimpft und später an spontane Besucher in Walk-in-Zentren, fehlt jetzt diese Nachfrage. Sprich: Was am Ende des Tages übrigbleibt, muss oft vernichtet werden. Im Kanton Zug sind das derzeit etliche: Pro Woche wird eine tiefe zweistellige Zahl an Impfdosen entsorgt. Das macht die Regierung in ihrer Antwort auf einen politischen Vorstoss publik.

Niemand hat den Überblick

Ist das viel? Das ist insofern schwierig zu beurteilen, weil Vergleichswerte fehlen. Im Nachbarkanton Luzern wird keine Statistik über die vernichteten Impfdosen geführt, sagt David Dürr, Leiter der Dienststelle Gesundheit und Sport. Das sei aufgrund der personellen Ressourcen nicht möglich. Und auch beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) fehlt ein Überblick. «Die Verimpfung liegt in der Verantwortung der Kantone», sagt Sprecherin Simone Buchmann. «Das BAG erhebt dazu keine Daten.»

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Jedes Fläschchen enthält mehrere Imfpdosen. (Bild: Symbolbild)

Die Zuger Regierung betont, dass die Menge der weggeworfenen Impfstoffe in Zug gering sei. Denn die Zahl der Impfstellen sei überschaubar. «Es wird nach wie vor darauf geachtet, möglichst wenige Impfdosen entsorgen zu müssen», schreibt die Regierung in ihrer Antwort. Doch im Zweifelsfall wählt Zug lieber etwas mehr Abfall als Ungeimpfte. «In Einzelfällen wird dies in Kauf genommen, um die Impfquote weiter zu erhöhen, da jede einzelne verabreichte Impfung hilft.»

Kostenpunkt bleibt ein Fragezeichen

Was dies finanziell bedeutet, bleibt unklar. Denn weder der Bund noch der Kanton scheren sich offenbar um die Kosten. Das BAG verweist erneut darauf, dass die Kantone für die Verimpfung zuständig seien und man keine Daten erhebe. Der Kanton Zug hingegen betont, die Beschaffung der Impfstoffe sei Sache des Bundes. «Der Kanton Zug hat keine Kenntnisse über die verhandelten Preise; die Kosten für die Impfstoffe werden vom Bund übernommen.»

«Aus Gründen der Logistik bemüht sich der Bund darum, dass auch kleinere Vials angeboten werden.»

Simone Buchmann, BAG

Weil die Verträge zwischen Herstellerfirmen und Bund nicht öffentlich sind, ist bis heute nicht klar, wie viel die Schweiz für die Covid-Impfstoffe bezahlt.

Idee: Weniger Dosen pro Fläschchen

Klar ist: Die Kantone bemühen sich laut eigenen Aussagen um einen sorgsamen Umgang mit dem Material. Doch im Unterschied zum Start der Kampagne fehlen konkrete Wege, um Abfall zu vermeiden. Luzern verweist darauf, dass die Anmeldungen in den Impfzentren eine gewisse Planungssicherheit bieten – und hofft, dass möglichst viele Angemeldete dann auch tatsächlich zum Impftermin erscheinen. Seitens BAG gibt es derweil keine Empfehlungen, wie die Kantone angesichts der sinkenden Nachfrage «Impfwaste» verhindern könnten.

Was sicher helfen würde: Wenn ein Fläschchen nicht mehr fünf oder zehn Impfdosen enthielte, sondern nur noch zwei oder drei. Diese Idee haben die Kantone gemäss Medienberichten schon länger beim BAG deponiert. «Aus Gründen der Logistik bemüht sich der Bund darum, dass auch kleinere Vials angeboten werden», bestätigt Sprecherin Simone Buchmann. «Dies lässt sich aber nicht kurzfristig realisieren. Die Grösse der Vials ist Sache der Hersteller.» Die Grösse allein habe jedoch wenig Einfluss auf den Verbrauch.

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