Keine Termine mehr bei Gemeinschaftspraxis

Centramed in Zug wird Bewilligung für neue Ärzte verweigert

Centramed-Praxis an der Baarerstrasse in Zug: Der Empfang ist noch besetzt, alles andere wurde eingestellt. (Bild: mam)

Im vergangenen September kündeten 29 von 30 Mitarbeitern der Zuger Centramed-Niederlassung. Ihren Nachfolgern wurde nun von der Zuger Gesundheitsdirektion die Zulassung verweigert. Offenbar wollte die Centramed-Betreiberin Ärzte im Ausland rekrutieren.

Patientinnen der Zuger Gemeinschaftspraxis Centramed erhielten vor wenigen Tagen Post aus Basel. «Leider hat die Gesundheitsdirektion des Kantons Zug unseren neuen Ärzten, die den Fortbestand der Centramed Zug an ihrem langjährigen Standort gesichert hätten, die notwendigen Bewilligen nicht erteilt», schreiben Heidi Zbinden und Angela Sgura, die Geschäftsführerin und die operative Leiterin von Meconex. Die Tochtergesellschaft der Krankenkasse Sympany betreibt an 11 Standorten Centramed-Praxen.

Wegen der fehlenden Ärzte könne man ab 1. Februar in Zug keine Termine in Allgemeiner innerer Medizin, Gynäkologie und Dermatologie anbieten. Man möge sich damit doch an eine neue Arztpraxis wenden, bitten die beiden.

Bedingungen nicht erfüllt

Was ist geschehen? Die Centramed-Betreiberin hat in den vergangenen Monaten versucht, ein neues Praxisteam zusammenzustellen. Und versuchte dieses offenbar im Ausland zu rekrutieren. Dies lässt sich aus den Auskünften der Zuger Gesundheitsdirektion erschliessen.

«Für eine Ausnahmebewilligung ist eine medizinische Unterversorgung zwingend notwendig.»

Julien Duc, Sprecher Zuger Gesundheitsdirektion

Die von Centramed portierten Mediziner hätten die Bedingung für eine Bewilligung nicht erfüllt, sagt Julien Duc, Sprecher der Zuger Gesundheitsdirektion. «Ausländische Ärztinnen und Ärzte müssen mindestens drei Jahre an einer schweizerischen Ausbildungsstätte tätig gewesen sein.» Ärzte, die in der Schweiz studiert haben, können indes jederzeit in allen Kantonen praktizieren. Ihre Nationalität spielt dabei keine Rolle.

Keine Ausnahme

Centramed spekulierte auf eine Ausnahme von den Zulassungsbeschränkungen für ausländische Ärzte. Solche können die Kantone gewähren, falls im betreffenden Fachgebiet ein grosser Mangel besteht und die Ärzte über die nötigen Sprachkenntnisse verfügen, um ihre Dienstleistungen korrekt abrechnen zu können. Eine Unterversorgung sei laut Bundesrecht jedoch zwingend nötig, sagt Julien Duc.

Nur: Bei der Zuger Gesundheitsdirektion ist man der Ansicht, dass in der Allgemeinmedizin kein Mangel an Doktoren besteht. Die Versorgung sei «ausreichend» heisst es. Verhältnismässig knapp versorgt sei der Kanton Zug allenfalls im Bereich Dermatologie, sagt Duc.

Empfang noch besetzt

Ob die verweigerten Bewilligungen das endgültige Aus für Centramed in Zug bedeuten, ist unklar. Die Centramed-Betreiberin Meconex antwortete bislang nicht auf eine Anfrage von zentralplus. Ob der Entscheid der Gesundheitsdirektion bereits rechtsgültig ist, sagt Julien Duc nicht: «Zum Verlauf des Verfahrens können wir keine Angaben machen.»

Am Mittwoch war die Zuger Centramed-Praxis telefonisch nicht erreichbar – Kunden wurden auf eine Endlosschleife gelegt. Indes war der Empfang in der Neustadtpassage besetzt. Chronische Patienten, die bisher über die Praxis rezeptpflichtige Medikamente bezogen, wurden an die Nachfolgepraxis des bisherigen Ärzteteams verwiesen. Die Übergabe des Patientendossiers werde binnen 30 Tage vorbereitet, hiess es.

Zu viel Druck ausgeübt

Im September war es bei Centramed zu einem Eklat gekommen. 29 von 30 Mitarbeiter hatten gekündigt, darunter ein Dutzend Mediziner (zentralplus berichtete). Es war von einem unruhigen Arbeitsumfeld in den Medien die Rede, Reibereien mit dem Verwaltungsrat, hohem Effizienzdruck aufs Personal.

Das Zuger Praxisteam fand Unterschlupf bei der Mediziner-Kette Ärztezentren Deutschschweiz. Anfang Februar hat es die «Neustadtpraxis» eröffnet – allerdings vorerst an der Stadtgrenze auf Baarer Boden. Die angebotenen Dienstleistungen sind dieselben wir früher bei Centramed.

Neustadtpraxis provisorisch in Baar

«Der Umbau an der Poststrasse 20 in Zug hat leider etwas mehr Zeit als geplant benötigt», sagt die Praxisleiterin Regula Kaufmann Castillo. Im Mai werde man vom Provisorium an der Lindenstrasse 2 in Baar ins Zentrum der Stadt Zug ziehen. Kaufmann Castillo war Präsidentin der Ärztegesellschaft des Kantons Zug und ist immer noch im Vorstand vertreten. Sie ist nicht die einzige bekannte Zuger Ärztin, die von Centramed zur Neustadtpraxis gewechselt hat. Auch der stellvertretende Zuger Kantonsarzt Hanspeter Kläy arbeitet teilzeitlich im Team –  ebenso wie der Psychiater Thomas Schmidt, der früher als leitender Arzt an der Klinik Meisenberg tätig war.

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