Missglückter Appell an albanische Bevölkerung

Nach Kritik: Luzerner Arzt löscht «Parasiten»-Impfvideo

Florim Cuculi (l.) klärte gemeinsam mit Chefarzt Mentor Bilali vom Spital Langenthal im Video über die Corona-Impfung auf. (Bild: Screenshot Facebook/@Florim Cuculi)

Etliche Ärzte versuchen derzeit via soziale Medien, die albanische Bevölkerung zum Impfen zu motivieren. Darunter auch der Co-Chefarzt am Luzerner Kantonsspital, Florim Cuculi. Doch nach Kritik am Inhalt des Videos hat der Arzt die Reissleine gezogen.

Es waren vor allem zwei Schlagwörter, die Skeptiker auf den Plan riefen: «Parasiten» und «asozial». Der Kardiologe und Co-Chefarzt am Luzerner Kantonsspital Florim Cuculi hat sich mit einem Impfappell mächtig in die Nesseln gesetzt (zentralplus berichtete). In einem Livevideo auf Facebook appellierte der albanisch-stämmige Arzt an die albanische Bevölkerung und sprach über die Impfung.

Für Kritik sorgte Cuculis Aussage, dass Personen zu Parasiten der Gesellschaft werden können, wenn sie diese in Gefahr bringen. Es sei asozial. Skeptiker veröffentlichten Teile des Videos und brüskierten sich über die – aus ihrer Sicht – Hassrede. Doch nun ist das Video gänzlich verschwunden.

Florim Cuculi hat offenbar seinen ganzen Facebookaccount gelöscht. Zwar bestehen noch weitere Accounts unter seinem Namen inklusive Fotos des Arztes. Jenes, über das er das Video veröffentlicht hatte, ist aber verschwunden. Auf Nachfrage von zentralplus hält sich das Luzerner Kantonsspital bedeckt. Cuculi werde sich in dieser Sache nicht weiter äussern, lässt ein Sprecher verlauten.

«Es war nie seine Absicht, mit seinen Aussagen jemanden zu beleidigen oder diskreditieren.»

Luzerner Kantonsspital über Impfvideo von Co-Chefarzt Florim Cuculi

Am Montag noch stellte sich das Spital hinter den Arzt und erklärte gegenüber zentralplus, Cuculi wolle mit seinen Aufrufen die Bevölkerung sensibilisieren, dass Covid-19 als Krankheit sehr ernst zu nehmen ist. «Und die Impfung einen sicheren sowie effizienten Beitrag zur Eindämmung der Pandemie darstellt.»

Weiter verteidigt das Kantonsspital: «Es war nie seine Absicht, mit seinen Aussagen jemanden zu beleidigen oder diskreditieren.» Auch mache er als Kardiologe darauf aufmerksam, dass sich die Belastung des Gesundheitssystems durch Corona negativ auf den Operationsbetrieb auswirken kann.

Nun scheint Cuculi seine Meinung geändert zu haben und sieht gänzlich von der Sensibilisierung auf den sozialen Kanälen ab. Die Frage, ob er sich künftig wieder auf seinen privaten Kanälen zur Impfung äussern wird, lässt das Luzerner Kantonsspital unbeantwortet.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Rashid Dostum
    Rashid Dostum, 08.09.2021, 14:05 Uhr

    Bei einem Co-Chefarzt dürfte man etwas mehr Bewusstsein für die Konsequenzen seiner Handlung erwarten: Erst denken, dann veröffentlichen.

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