Sekten-Mitglied darf in der LUPS bleiben

Kirschblütengemeinschaft: Luzern stützt Psychiatrie-Ärztin

Nach Aussage der Luzerner Regierung gab es von Patienten, Angehörigen und Mitarbeitenden keine negativen Rückmeldungen zur Ärztin. (Bild: Themenbild Adobe Stock)

Bei der Kirschblütengemeinschaft handelt es sich nach Ansicht des Schweizerischen Psychologie-Dachverbandes um eine «gefährliche Bewegung». Dieser Gruppierung gehört auch eine Ärztin der Luzerner Psychiatrie an. Eine Entlassung braucht sie vorerst nicht zu befürchten.

Auch wenn in der Psychiatrie wegen der besonderen Bedürfnisse der Patientinnen besonders hohe Anforderungen zu stellen seien: Der Luzerner Regierungsrat gewichtet die Religion oder Weltanschauung von Mitarbeitenden sehr hoch. So ist es zu erklären, dass man in Luzern in der Zugehörigkeit einer Assistenzärztin zur Kirschblütengemeinschaft keinen Kündigungsgrund sieht.

Keine Verunmöglichung der Aufgabenerfüllung

Seitens der Luzerner Regierung ist man nicht der Ansicht, dass die Zugehörigkeit zur Kirschblüten-Gemeinschaft eine «ordnungsgemässe Aufgabenerfüllung gefährde oder verunmögliche». Dies ist der Antwort auf eine Anfrage der Grünliberalen Kantonsrätin Claudia Huser zu entnehmen.

Ganz anders handelte beispielsweise die Aargauer Privatklinik Barmelweid in einem ähnlichen Fall. Gleich wie in Luzern (zentralplus berichtete) hat eine Ärztin ihre Zugehörigkeit zu den Kirschblütlern im Einstellungsgespräch verschwiegen. Auch in Luzern teilte die Assistenzärztin ihre Mitgliedschaft erst nach Stellenantritt mit. Daraufhin hätte man seitens der LUPS ergänzend zum Arbeitsvertrag schriftliche Abmachungen getroffen. Im Aargau hingegen wurde sie freigestellt und fristgerecht gekündigt, weil die Haltungen dieser Gemeinschaft klar den Grundsätzen und psychotherapeutisch-medizinischen Ethik widersprächen. Ebenso restriktiv handelten die Universitären Psychiatrischen Dienste Bern in einem ähnlichen Fall.

Sex mit Kindern und Drogen

Doch warum schätzt man die Solothurner Gemeinschaft, die derzeit etwa 100 Erwachsene und ebenso viele Kinder und Jugendliche zählt, als gefährlich ein? Gemäss «Beobachter» schliesst die Gemeinschaft Sex zwischen Therapeutin und Patient und auch zwischen Eltern und Kind nicht aus. Zudem sind deren Vertreter auch Verfechter einer in der Schweiz verbotenen Therapie mit illegalen Drogen wie LSD oder MDMA.

Laut Fachstelle «infosekta» verstehe sich die Gemeinschaft als avantgardistisches Experimentierfeld für Beziehungen und beschäftige sich mit den «grossen Lebensfragen um Liebe, Nähe, Beziehung, Unverbrüchlichkeit, befreite Sexualität, Erziehung, Glücksfähigkeit und Erleuchtung».

Ärztin leiste sehr gute Arbeit

Zum aktuellen Zeitpunkt bestehe kein Grund zur Annahme, dass die Luzerner Psychiatrie dem Fall nicht die notwendige Sensibilität widme, heisst es in der Antwort der Regierung weiter. Ein Einschreiten des Regierungsrates oder des Gesundheits- und Sozialdepartements sei deshalb nicht notwendig. Die Klinik wisse, dass das Thema grösste Sensibilität und Sorgfalt erfordere. Die Mitarbeiterin verfüge über die fachlichen Qualifikationen und leiste sehr gute Arbeit. Zum aktuellen Zeitpunkt würden von keiner Seite Meldungen vorliegen, welche die ordnungsgemässe Aufgabenerfüllung durch die Assistenzärztin in Zweifel ziehen würden. Auch sei der Regierung kein anderes Mitglied der Gemeinschaft bekannt.

Auch dass die Ärztin im «Home Treatment» arbeite, also akut psychiatrische Patienten in deren Umgebung versorgt, sieht die Regierung nicht als zusätzliche Schwierigkeit. Die Behandlung der Patientinnen und Patienten erfolge üblicherweise in Teams von verschiedenen Arzt-, Therapie- und Pflegefachpersonen. Inwieweit eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses wegen der Nähe zur Kirschblütengemeinschaft in genereller Hinsicht überhaupt rechtlich zulässig wäre, sei Gegenstand eines Gutachtens, welches zurzeit im Auftrag des Psychiatriezentrums Münsingen (PZM) erarbeitet werde.

Verwendete Quellen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


2 Kommentare
  • Profilfoto von Walter Neuschitzer
    Walter Neuschitzer, 25.05.2022, 17:40 Uhr

    Sex zwischen Psychiatern und ihren Patienten ist gründlich zu verurteilen. In Deutschland ist er inzwischen gesetzeswidrig. Auch den Einsatz von Drogen wie LSD empfinde ich als Horror.

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Rita E. Fecker
    Rita E. Fecker, 24.05.2022, 14:16 Uhr

    Sorry, aber das geht gar nicht, Inzest ist verboten und die Regierung lässt eine Ärztin arbeiten, welche die Auffassung der Kirschblütler teilt, dass Sex von Eltern mit Kinder in Ordnung ist, das geht gar nicht!!!!
    Es gibt Weltanschauungen, nicht vereinbar sind mit unseren ethischen und gesetzlichen Grundlagen, dann müsste diese Ärztin sich diesbezüglich therapieren lassen, um ihre Arbeit ausführen zu dürfen und auch nur in permanenter Begleitung. Eine solche Weltanschauung ist eine Erkrankung. Der Regierungsrat soll sich mal überlegen, welches Signal er da aussendet? Und ich glaube, er gätte selbst eine Therapie nötig!!

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon