Nähe zu kontroverser Gemeinschaft

Luzerner Psychiatrie beschäftigt umstrittene Psychiaterin

Psychologen müssen eine gewisse Distanz zu ihren Patienten wahren – Mitglieder der Kirschblütengemeinschaft sehen das jedoch anders. (Bild: Adobe Stock)

Eine Recherche zeigt, dass eine Anhängerin der «Kirschblütengemeinschaft» an der Luzerner Psychiatrie (Lups) beschäftigt ist. Der Schweizerische Psychologie Dachverband schätzt die Kirschblütler als «gefährliche Bewegung» ein – doch das Lups hält an ihrer Mitarbeiterin fest.

Grundsätzlich dürfen Unternehmen Bewerber nicht wegen ihrer Religion, sexuellen Orientierung, Konfession oder des Geschlechts diskriminieren. Was aber, wenn die Bewerberin Teil einer Gemeinschaft ist, deren Überzeugungen und Praktiken entgegen dem Berufsethos läuft?

Sex mit Patienten – kein Problem

Gemäss einer Recherche des «Beobachter» sind mehrere Anhänger der «Kirschblütengemeinschaft» an Schweizer Psychiatrien angestellt. Die Gemeinschaft ist in Psychologie-Kreisen höchst umstritten, der Schweizer Psychiatrie-Dachverband SGPP schätzt sie als «gefährliche Bewegung mit totalitärem Anspruch» ein. Grund dafür seien ihre fragwürdigen Methoden und Überzeugungen.

Wie die Zeitschrift schreibt, schliesse die Gemeinschaft Sex zwischen Therapeutin und Patient und auch zwischen Eltern und Kind nicht aus. Zudem sind deren Vertreter auch Verfechter der sogenannten Psycholyse. In dieser in der Schweiz verbotenen Praktik therapiert man die Patienten unter anderem mit illegalen Drogen wie LSD oder MDMA.

Die SGPP findet in der Zeitschrift für Anhänger der Kirschblüten deshalb deutliche Worte: «Da es zum Wesenskern der Kirschblütengemeinschaft gehört, die therapeutische Beziehung aus dem professionellen Kontext herauszulösen, Grenzen zu überschreiten und unter anderem auch das Gebot der sexuellen Abstinenz zu missachten, ist jegliche ideologische Nähe zur Kirschblütengemeinschaft nicht vereinbar mit der Berufsausübung des Psychiaters, der Psychiaterin.»

Luzerner Psychiatrie hält an Kirschblüten-Psychiaterin fest

Nach Bekanntwerden der Beobachter-Recherche zogen deshalb erste Psychiatrien die Reissleine und trennten sich von Kirschblüten-Psychiatern. Nicht so die Luzerner Psychiatrie (Lups). Im Lups sei man sich über die Nähe der Mitarbeiterin zur Gemeinschaft bewusst. Deshalb habe man ergänzend zum Arbeitsvertrag schriftliche Abmachungen und Verhaltensregeln mit ihr getroffen.

Pikant dabei: Die besagte Psychiaterin arbeitet im Home Treatment – also macht alleine Hausbesuche bei ihren Patienten. Auf die Frage, wie man die Mitarbeiterin so kontrollieren will, erklärt das Lups: «Die Überprüfung der Arbeitsqualität und -methoden erfolgt regelmässig durch die Vorgesetzten und auch durch regelmässige Patientenzufriedenheitsbefragungen.»

Verwendete Quellen
  • Artikel des «Beobachter» (Teil 2)
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Rudolf 1
    Rudolf 1, 16.02.2022, 16:02 Uhr

    Der Schweizerische Psychologie Dachverband schätzt die Kirschblütler als «gefährliche Bewegung» ein – doch das Lups hält an ihrer Mitarbeiterin fest.

    Kirsch ist ein Schnaps.

    Die Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen schätzt die «Kirschenblütler» als gefährliche Bewegung ein, doch das Lups hält an seiner Mitarbeiterin fest.

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    • Profilfoto von Redaktion zentralplus
      Redaktion zentralplus, 16.02.2022, 16:17 Uhr

      Auch wenn Kirsch ein Schnaps ist, so handelt es sich bei dieser Gruppierung dennoch um die Kirschblütengemeinschaft.

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  • Profilfoto von Elementa
    Elementa, 16.02.2022, 13:28 Uhr

    Könnte man bitte nachfragen, ob die Psychiaterin auch mit Kindern und Jugendlichen arbeitet?
    Vielen Dank für diese Info

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    • Profilfoto von Redaktion zentralplus
      Redaktion zentralplus, 16.02.2022, 14:07 Uhr

      Besten Dank für den Input. Möglichmacher von zentralplus können Themen wünschen, welche die Redaktion umsetzt. Jetzt mitmachen und mitbestimmen, worüber wir schreiben: https://www.zentralplus.ch/moeglichmacherin/

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